Sonntag, 27. September 2009

Der Unfall:


Wir sind also mit Budu und seiner Familie unterwegs, weil sie uns einen besonders schoenen Ort zeigen wollen. Kurz vor dem naechsten Ort in der Kurve passiert dann das, worauf ich eigentlich bei dem Fahrstil den die Asiaten an den Tag legen, schon gewartet habe. Es geht ganz schnell, im Augenwinkel nehme ich noch das Motorrad war, dann kracht es und wir rutschen in den Seitengraben, der Jeep kommt in Schraeglage zum stehen. Ich denke nicht grossartig nach, greife ueber meine Sitznachbarin hinweg, oeffne die Tuer und springe heraus. Ich sehe das Motorrad auf der Strasse liegen und den Tibeter daneben. Ich renne zu ihm und sehe das Blut aus seinem Kopf laufen. Alles was nun folgt, gibt mir das Gefuehl der einzigige Solo-Darsteller in einem schlechten Film zu sein. Innerhalb von einer Minute sammelt sich eine Menschenmenge von gaffenden Tibetern an. Ich gebe lautstark lamentierend Unterweisungen und der einzige Mensch der mich versteht und automatisch meinen Anweisungen folge leistet ist Taylor (klar, der spricht englisch!). Das Loch in der Stirn ist derbe und schockt mich, aber Taylor bringt die von mir verlangten Serviettenpackungen die ich ihm mit der einen Hand auf die Wunde am Kopf druecke, mit der anderen Hand versuche ich den Tibetern klar zu machen, die Ambulanz zu rufen, etwas zu tun, wobei mir noch im selben Augenblick klar wird, dass es hier oben keine Ambulanz gibt. Ich befehle Taylor waehrend ich mich selber umschaue und mit beiden Haenden den Kopf des Mannes festhalte, waehrend mir immer noch Blut ueber die Haende laeuft “we need something to tie up, to fix the bandage” – niemand tut etwas, Taylor findet ein Stueck Plastikband was lang genug ist und ich binde es fest um den Kopf des Mannes. Waehrend dieses Prozederes sammeln sich mehr und mehr Menschen an, bestimmt 30-40, weiss der Geier wo die alle herkommen, aber das schlimmste fuer mich ist, dass sie einfach nur dastehen und glotzen. NIEMAND tut etwas, und ich kann auch nichts tun, nur den Kopf halten, ich kann nicht einmal fragen wie es ihm geht, da ich weder Chinesisch noch Tibetisch spreche. Irgendwann kommt endlich jemand und versucht dem Kerl hochzuhelfen. Ich versuche ihm klar zu machen, dass er liegen muss und nicht laufen kann, dabei wird mir allerdings klar, dass es hier keinen Krankenwagen gibt und so helfe ich mit, den Mann mit dem auch offensichtlich gebrochenen Bein auf ein Motorrad zu hiefen, wo er sich notduerftig an seinem Fahrer festklammert, waehrend ich mich frage, ob ich wirklich gerade einen Schwerverletzten auf ein Motorrad verfrachte….wie kann man sich nur so machtlos fuehlen? Ich konnte nichts tun und bin lediglich eine Fremde. Andererseits habe ich wenigstens versucht etwas zu tun im Gegensatz zu den Vollpfosten die ja eigentlich ihr “Ghetto” kennen sollten. Dies ist mein erstes frustrierendes Erlebnis in diesem sonst so wunderschoenen Land mit seiner einzigartigen Kultur. Fuer mich eine bittere Erfahrung, und schwer zu akzeptieren was da vor sich ging, zumal meine – sonst so geschaetzte- tibetische Gastfamilie noch angefangen hat mit dem verletztem ueber die Schuldfrage zu diskutieren, waehrend der sich gerade Mal einigermassen durch das Schock-Adrenalin aufrecht halten konnte. Fuer mich der falsche Weg…

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