Mittwoch, 25. November 2009

Into the wild – Karpathian Mountains




Wir kommen nach einigen Autostopps gegen Mittag in einem kleinen Dorf am Fuße der Berge an. Wir müssen allerdings die Bergstraße hinauf nach Salas de Sus, was direkt in den Karpathen liegt. Hier bekommen wir allerdings vorerst keinen weiteren hitch, da keine Autos vorbeikommen (nicht mal Pferdekarren)! Wir wandern deswegen los und kommen an einem kleinen Kartoffelacker vorbei, auf dem rumänische Frauen arbeiten. Wir denken an unsere Feuerkartoffeln von gestern Abend und wollen Ihnen vier Kartoffeln abschwatzen, damit wäre unser Abendbrot schon mal gesichert! Die Frauen reagiere

n allerdings auf unsere Frage empört, wir sind leicht verwirrt und bieten ihnen einige Leu dafür – sie reagieren noch empörter, fragen uns allerdings ob wir denn eine Tasche hätten. Ich gebe ihnen eine meiner kleinen Plastiktüten – sie schüttelt den Kopf, holt eine große Plastiktüte und schüttet uns einen EIMER VOLL (!) Kartoffeln hinein – so dass wir uns mit 4kg Kartoffeln verabschieden dürfen.

Damit hatten wir nicht gerechnet und freuen uns aber, dass wir am Abend in den Bergen mit den anderen Couchsurfern etwas teilen können! Mit dem letzten Lieferwagen kommen wir in dem kleinen Dorf an und fragen nach dem Couchsurfer Mihai, den jeder hier kennt. Eine ältere Frau bringt uns zu seinem Haus, an dessen Gartentor schon steht: www.couchsurfing.com, FREE ACCOMODATION, Welcome!

Wir betreten seinen Garten und das kleine Haus. Mihai ist nicht da, an der steht bloß „Usually i am not at home, i’m in the mountains – feel free, help yourself“.

Wir gehen hinein, es ist ein großer Raum mit fünf Sofas und einem Gasherd – an der Kühlschranktür steht mit Edding “Self service – help yourself”. Im Garten stehen Obstbäume, ein Plumsklo und eine arrangierte Dusche an dem kleinen Fluß der um das Grundstück herumfließt. Wir machen es uns erstmal bequem. Später taucht Mihai dann auf und nimmt uns mit zum Kuddel-Suppe essen bei seinem Bruder.

Mihai stellt sich als eher spezieller Charakter heraus, der erstmal alle Personen die er trifft provoziert, und die Dinge die man tut und lässt auf eine spezielle Art und Weise in Frage stellt. Er liefert sich ellenlange Diskussionen über Weltfragen mit Gido und es werden harte Diskussionen daraus. Er weiß ziemlich viel und spricht mehrere Sprachen flüssig. Nach der Frage warum er sein Haus und den Kotten in den Bergen zur freien Verfügung stellt, und noch dazu Essen gibt, sagt er nur, dass er es haßt, dass in dieser Welt immer alles nur für Geld gemacht wird, und das Geld keinen Wert für ihn hat.

Er erzählt wie er vor einigen Jahren im Gefängnis saß nach dem Versuch eine Grenze normal zu überqueren, und das lediglich aus dem Grund, dass er Rumäne ist und welche Schwierigkeiten man hat, wenn man als Rumäne reisen möchte. Vor allem die deutsche Polizei scheint wohl behaftet mit Vorurteilen gegenüber Rumänen zu sein.

Ich für meinen Teil habe auch die Erfahrung gemacht, dass Leute die in Ländern leben, die eher mit Vorurteilen besetzt sind weitaus schwieriger ist zu reisen, und sie viel mehr Schlucken müssen. Ich werde zwar an vielen Grenzen kontrolliert, aber ich darf i.d.R. immer ohne weitere Fragen passieren, weil ich eben das unverschämte Glück habe einen deutschen Pass zu besitzen, der wahrscheinlich zu den angesehensten der Welt gehört. Viele andere dürfen hingegen nicht passieren, werden stundenlang kontrolliert und befragt.

Manchmal denke ich, dass dies ganz schön ungerecht ist.

Ich für meinen Teil erlebe scheinbar gerade in den Ländern die mit den meisten Vorurteilen behaftet sind die besten Reiseerlebnisse, treffe die freundlichsten und hilfsbereitesten Menschen!

Gegen Abend tauchen dann noch zwei Französinnen (Sandrine und Pauline) und eine Deutsche (Kathrin) auf. Sandrine und Pauline waren zwei Monate in Rumänien unterwegs um in Zirkusprojekten mit Zigeunerkindern zu arbeiten. Sie sind mit einem kleinen Französischen Lieferwagen unterwegs in dem sie allerlei gute Dinge haben: Akkordeon (selten trifft man Französische Reisende ohne Akkordeon :-), zwei Gitarren (!), Rhythmus-Instrumente, Jonglage-Bälle, Devil- Stic….

Mit dieser Gruppe teilen wir dann Abends die Feuerkartoffeln und machen uns am nächsten Tag alle zusammen mit Mihai an den Aufstieg in die Berge. Dafür müssen wir etwa drei Stunden voll gepackt bergauf, aber Sandrine spielt dabei auf dem Akkordeon. Wir besichtigen einen Wasserfall und kommen dann an an den Cottages. Es ist eine Ansammlung kleiner Holzberghütten ohne Strom und fließend Wasser – aber mit einem klaren Gebirgsbach von dem Wasser zum waschen, kochen und trinken abgezweigt werden kann.

Auch an der Tür der Berghütte steht „Free Accomodation – Welcome!“, zum Ärger der hiesigen Touristen-Manager wie Mihai mit einem Grinsen erklärt.

In diesem wunderschönen, einzigartigen Naturreservat dürfen wir also jetzt so lange bleiben wie wir wollen J! Aber es ist auch schon verdammt kalt hier oben! Sobald die Sonne hinter der Bergspitze verschwunden ist, heißt es warm anziehen. Wir verbringen die Tage mit Wanderungen und ganz viel Musik! Ich studiere mit Pauline, Sandrine und Kathrin viele Zigeunerlieder und sonstige ein, abends am Lagerfeuer wird gesungen und die CasCas geschwungen (ein sehr interessantes Rhythmusinstrument aus Mali). Wir sammeln Pilze (diese Gegend ist so unglaublich reich an Pilzen, das erinnert mich an unsere Sammelaktionen als Kinder zu Hause …hmmmm!!) die wir in die Pfanne hauen und machen den besten Tee der Welt aus frischen Bergkräutern (Minze und Wacholder) deren Geschmack so intensiv aufgrund der Höhenlage ist. Großartiges Leben hier oben!!

Die Wanderungen werden immer mit Akkordeon unternommen und die Vegetation gibt hierzu das passende Bild: dicke rote Fliegenpilze, leckerer Sauerklee und Blaubeeren…was kann schöner sein!?

Wir fangen an uns gegenseitig Akkordeon und Gitarre featuring different songs beizubringen!

Die Nächte sind furchtbar kalt, aber Mihai hat viele Decken und Schlafsäcke dort oben gelagert. Mein Schlafsack zeigt wieder einmal was er kann, und die Öfen werden eingeheizt.

Nach einigen Tagen machen wir uns wieder an den Abstieg. Unten sind schon wieder neue Couchsurfer angekommen, aus Schweden, Rumänien und Amerika. Wir passen alle in Sandrines Kleintransporter (was nicht passt, wird passend gemacht) und fahren nach Hateg um nach längerer Zeit mal wieder Pizza essen zu gehen und das WIFI des Restaurants zu nutzen.

Am nächsten Tag machen wir uns (natürlich nach einer weiteren Musik-Session und einer Dusche im Fluß) auf mit dem Kleintransporter nach Arad. Wir fahren zu dem Konzert von Emir Kustoriza, eine serbische Band die über den ganzen Balkan berühmt ist und die Zigeunermusik macht. Sie haben unter anderem den Soundtrack zum Film „Black cat – white cat“ und „the time of the gypsies“ gemacht. Wir werden alle (! – Sandrine, Pauline, Kathrin, Mihai, Gido und ich) von einem Couchsurfer namens Raul aufgenommen und fahren mit ihm zum Konzert, er hat auch gerade noch Besuch von einer Estländerin die wir auch gleich mitnehmen. Das Konzert ist nicht einmal ausverkauft und der absolute Hammer! Am meisten beeindruckt mich der Geiger. Wir tanzen uns die Füße wund und genießen das Konzert. Danach gehen wir noch mit einigen Spaniern, die Sandrine noch aus Timishoara kennt, einige Biere trinken. Irgendwann fragt Sandrine mich, ob ich nicht mit ihnen nach Mali/Afrika kommen möchte. Sie würden direkt mit dem Auto dahinfahren über Marokko und Mauretanien zu einem „festival of the desert“, und sie könnten mich dort gut gebrauchen. Ich komme in den nächsten Tagen sehr ins grübeln- entschließe mich jedoch irgendwann das Angebot auszuschlagen, obwohl es mich in den Füßen juckt – aber schließlich bin ich ja eigentlich auf dem Heimweg). Die drei sind allerdings auch etwas in Eile, weil sie noch für Impfungen in Frankreich vorbei fahren müssen. Trotzdem entschließe ich mich dann doch sie noch ein paar Tage bis Budapest zu begleiten, während Gido weiter nach Moldavien reist.

Wir fahren nach Timishoara, kaufen dort noch eine Melodica übernachten in den Feldern und machen Musik.

Dienstag, 17. November 2009

Romania - Traveling on alone?? - Hospitality in Transilvania

Ich verlasse am nächsten Tag ohne Theresa die "Last-minute-couch" und laufe in das City Center von Cluj Napoca zur Touristeninformation und stelle mich schon mental darauf ein, ab hier wieder alleine weiterzureisen. Die Frau von der Touristen-Information ist total nett, ich darf dort ins Internet und kann meinen Rucksack stehen lassen. Bei Couchsurfing lese ich dann eine Nachricht von Gido (sprich: Chhhhidoouu) aus Holland, der auch in Cluj unterwegs ist und sich über den Tag langweilt. Er fragt mich ob wir zusammen sightseeing machen wollen - gesagt, getan - wir treffen uns um 1 Uhr an der Touristen-Info.
Wieder einmal landen wir auf einem großen Friedhof. Das ist einfach ein MUSS in Transilvanien- dort essen wir die herabgefallen Walnüsse mit "little flavour of Andrea or Otto", besichtigen die alte Festung und einen Springbrunnen der für sechs Millionen Dollar gebaut worden ist - hier wieder ein Beispiel für Relationen im Osten. Hauptsache Prunk und "Show up" während andere Menschen im Land ums Überleben kämpfen.
Abends gehen wir dann zu einem CS-meeting in der Stadt, dort treffe ich dann auch meinen host für diese Nacht. Christian ist einer der deutschstämmigen Rumänen, die innerhalb der letzten zwei Jahrhunderte nach Rumänien gekommen sind. Er ist Dozent an der Universität in Cluj und schreibt gerade seine Doktorarbeit. Am nächsten morgen versuchen wir meine Kamera auseinander zu bauen, die sich seit der Begegnung mit dem Wüstensandsturm dazu entschlossen hat, das zeitliche zu segnen. Wir bleiben allerdings erfolglos.
Gido hat in der zwischenzeit mit seinen Gastgebern eine Mitfahrgelegenheit nach Sigishoara (zu deutsch: Schäßburg) organisiert, bei der ich spontan noch den letzten Platz im Auto belegen kann. Juhuee - organisierter Autostopp ist doch das Beste :-)
Ich will nun mit Gido nach Sigishoara und danach zum CS-event: "Into the wild - Karpathian mountains". Gido ist einer von diesen verrückten Holländern der sich vor einem halben Jahr per Anhalter auf Europa-Tour begeben hat. Eigentlich wollte er einen Monat nach Südfrankreich, ist dann allerdings drei Monate geblieben, wollte dann für einige Zeit nach Spanien um Spanisch zu lernen, ist dann aber nur eine Woche geblieben weil es dort mit dem Autostopp nicht geklappt hat...usw....und ist dann in Rumänien gelandet mit einem Rucksack voll Schrott ;-)
Wie auch immer - unsere drei rumänischen Freunde fahren nach Sigishoara um ihren Freund zum Geburtstag zu überraschen. Wir fahren allerdings so richtig über Land (falls es in Rumänien noch mehr Land als Land geben kann) und besichtigen unterwegs die ganz alten Kirchen und kleine sächsische Dörfer von 17hundertirgendwas. Tja, die deutschen haben hier viel herumgesiedelt in Siebenbürgen (Transilvanien). Und die alte Frau die uns, nach der Durchquerung eines alten Obstgartens, die große hölzerne Kirchentür mit einem großen Schlüssel aufschließt, spricht auch deutsch, so daß ich nun endlich einmal in den Genuß komme für meine rumänischen Freunde zu übersetzen! :-)
Auf unserer Fahrt muss ich immer wieder sagen wie schön Rumänien ist und wie schön die bunten Häuser sind, während Adi sagt, daß wäre nur eine Art Nationalsport die Häuser bunt anzustreichen. Ich sage daraufhin, wenn ich Deutschland regieren würde, würde ich es zum Gesetz machen, daß jedes Haus in einer anderen Farbe sein sollte! Gido muß daraufhin direkt mit betontem Holland-Nazi-Akzent dazugeben:

"HALT ! - SIE HABEN IHR HAUS NICHT EINGEFÄRBT!"
Ich gebe hinzu, dass ich ansonsten Rumänien einfach besetzen würde - unsere rumänischen Freunde sagen daraufhin, daß sie ganz bestimmt nichts dagegen hätten von Deutschen besetzt zu werden - und so entsteht dann noch eine interessante Pro- und Contra Deutschland- Rumänien Disukussion...
Nachdem wir also Krichen besichtigt, Walnüße, Äpfel, wilde Äpfel (die sind ganz klein!) und Weintrauben geerntet haben kommen wir abends bei Adrian 2 an, das Geburtstagskind, der uns auch gleich wie selbstverständlich für die Nacht aufnimmt mit den Worten: "Ihr könnt so lange bleiben wie ihr wollt". Abends führt uns unsere Gruppe rumänischer Freunde zum Essen aus und zeigt uns das wunderschöne Sigishoara bei Nacht. Die Stadt ist sehr alt und ebenfalls von Deutschen gebaut worden. Wir bleiben drei Tage bei Adi, der uns mit verdammt guten rumänischen Essen verwöhnt, da die Leute in Rumänien generell noch alles im eigenen Garten anbauen und selbst einmachen schmeckt alles vorzüglich! Gido befindet sich auch wohl sowieso eher auf einer Schlemmer-Tour als auf einer Reise-Tour durch Europa. Wenn man seine bisher gemachten Bilder anschaut, sieht man meistens Teller und Gerichte aus der Vogelperspektive fotografiert. Dazu kann er in ungefähr jeder Sprache "Essen" sagen. Das ist ja das wichtigste! MUNCARE!

Adi zeigt uns Sigishoara bei Tag, wir lernen viel über Transilvanien, sehen das Monument von Vlad Dracula, gehen zu einem rumänischen Film-Festival mit rumänischen Kurzfilmen und bevor wir uns verabschieden fährt uns Adi noch zur ältesten Kirchenburg Rumäniens, in the middle of nowhere - but beautiful!!! - in einem wunderschönen alten Dorf. Für unsere Straße nach Salas de Sus gibt er uns noch vier Gläser von Mamas selbstgemachten Zacusca mit! Juhuu! Ds ist eine Gemüsepaste ganz ähnlich wie Aijvar und schmeckt auf Brot einfach grandios! Dazu bekommen wir noch eine Flasche Palinka (selbstgemachter Pflaumenschnaps - nach dem gleichen Prinzip wie der bulgarische Rakija) - Und dann geht es für uns los - BACK ON THE ROAD.

Gido hat beschlossen seinen "Schrott" im Rucksack zu reduzieren, nachdem ich ihm eine Standpauke über "effizientes Rucksackpacken" gehalten habe, und bindet sich während des Autostopps einen orangenen Schlips um, mit den Worten "If anybody likes this today - he will get it!" Wir werden sehen...
Wir verabschieden uns an der Kreuzung von Adi und schwören uns, daß wir heute noch einen der vielen Pferdekarren hitch-hiken werden. Wir müssen nur noch das kleine Dorf durchqueren und schon wird der für uns als "gesetzte" Tagestraum Wirklichkeit - wir entdecken eine Pferdekarren der gerade das Dorf verlassen will, winken, rufen und spurten los.
Die beiden Rumänier grinsen und nehmen uns mit - und schon sind wir raus aus der Stadt auf einem Pferdekarren und freuen uns wie die Schneekönige, was die Rumänier irgendwie so gar nicht verstehen können, weil sie die Pferdekarren so gewöhnlich wie Autos benutzen.

Anschließend hält für uns eine ältere, deutsche Dame (wow - die Autostopp-Frauenquote steigt!) - sie ist in Transilvanien geboren, dann während der Sowjet-Zeit nach Deutschland emigriert, hat dann Heimweh bekommen und sich ein kleines (blaues!) Haus in ihrem Heimatdorf gekauft. Die Fahrt mit ihr wird schön, sie erzählt uns noch eine Menge über die Geschichte der deutschen in Transilvanien und das sie ihr Haus allerdins in ein paar Jahren wieder verkaufen will. Ich sage ihr, dass sie in ein paar Jahren durchaus auf mich zurückkommen könnte mit dem Verkauf, denn ein blaues Haus in Transilvanien ist ja wohl der Knaller! - Und so gibt sie mir ihre Email-Adresse.
Nach einigen weiteren Stopps landen wir innerhalb einer City (innerhalb der Stadt immer schlecht) aber ein netter Autofahrer der selbst per Autostopp gefahren ist, kommt noch einmal zurück und bringt uns zum richtigen Punkt, dort organisiert er uns noch so schnell ein Auto das wir schon befürchten jetzt Kilometergeld zahlen zu müssen - aber wieder haben wir Glück und können mit den Worten "Nu Bani" umsonst mitfahren. Der Fahrer lässt uns zur Abenddämmerung "in the middle of nowhere" raus, und wir stapfen in Rumäniens schönster Landschaft rum, um einen Platz zum campen zu suchen, der sowohl Wasser als auch Holz als Ressourcen zu bieten hat. Für das Abendbrot sind schließlich Feuerkartoffeln geplant. Plötzlich taucht ein Schäfer mit seiner Heerde auf, der aussieht wie aus dem Bilderbuch, wir führen ein kurzes nonverbales Gespräch und erhaschen uns das Okay zum Zelten.
Der Abend klingt dann am Feuer gemütlich aus, bis auf zwei schwarze Kartoffeln die uns komplett verkohlen, aber wir haben ja noch Palinka...

Am nächsten morgen laden wir den Schäfer zum Frühstück ein (wo der wohl die Nacht über gesteckt hat?) und der freut sich total. Wir unterhalten uns ein bisschen auf Esperanto mit ihm, daß seinem Freund das Land gehört auf dem wir zelten, aber er hätte sich schon gestern gedacht das wir bestimmt gute Menschen sind :-) NA KLAR SIND WIR DAS!
Wir packen zusammen und unser Schäfer freut sich total, daß wir (für mich selbstverständlich, da ich die Plätze immer so verlasse wie ich sie vorgefunden habe) unseren Müll einsammeln und mitnehmen, und verabschiedet sich von uns mit den Worten: "Das wir jetzt Freunde sind und jederzeit bei ihm anklopfen können"
Für uns geht es nun in die Karpathen...

Mittwoch, 11. November 2009

Crossing the border to ROMANIA - country of colours!





Crossing the border to Romania by ship (via Dunave)











Die Grenze bzw.das Nomandsland bis zum Flussufer der Donau erreichen wir per pedes und bekommen noch am Fähranleger viele neue Freunde. Eine Zigeunerin, drei ältere Herren und eine orthodoxe Christin unterhalten sich mit uns und sind ganz begeistert über unsere Art zu reisen, machen sich aber auch große Sorgen um uns. Die orthodoxe Christin nimmt meine und Theresas Hände und fängt an für uns so inbrüstig zu beten, wie ich selten jemanden in meinem Leben habe beten sehen!

Wir basteln der Zigeunerin und der Christin kleine Geschenke (Ketten) um die Wartezeit auf die Fähre (fast zwei Stunden) zu überbrücken. Sie freuen sich total. Auf der Fähre hilft uns ein Bulgare eine Fahrgelegenheit zu organisieren, denn nach der Fähre soll (laut LILI-Festival Teinlnehmer) der schwierigste Part des Autostopps kommen. Wir haben allerdings wieder einmal Sahne und bekommen einen Truck der uns direkt mitnimmt in das Herz von Rumänien, die Karpathen. Wir passieren die Grenze ohne weitere Probleme, nur die üblichen Kontrollen- allerdings ist sowohl Polizei als auch "Custom Service" auf der anderen Seite des Flußufers so Top-modern ausgestattet, das wir erstmal schmunzeln müssen:





Wir versuchen Abends einen vernünftigen Schlafplatz zu bekommen und fahren mit dem LKW mit der Dunkelheit um die Wette. Beim Dunkelwerden verweisen uns einige Leute auf einen Campingplatz am Flussufer des Ots (neben der Donau einer der größten Flüsse Rumäniens). Allerdings haben die nur ganze Hütten zu vermieten – deshalb flüchten wir auf ein Feld neben der Hauptstrasse, kochen unser Abendessen und schlafen dann auf unserer Plastikplane wirklich gut ein (Theresa setzt seit dem LILI-Festival ihre Prioritäten auf möglichst waaaaaagerechte Schlafpositionen – und bringt dieses Verlangen beständig durch). Am nächsten morgen geht es für uns weiter nach Sibiu in Transilvanien. Die Fahrten mit den unterschiedlichen Leuten werden super. Da es in Rumänien keine Autobahnen gibt können wir die Schönheit dieses Landes in vollen Zügen geniessen.

Die Spätsommersonne taucht alles in ein goldenes Licht und lässt die kleinen Dörfter und die wunderschöne Natur in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen. Am meisten freue ich mich über die bunten Häuser! Jedes Haus hier hat eine andere Farbe! Wie genial ist das denn?? Das ganze Farbspektrum kann man innerhalb einer Häuserreihe betrachten J Super! Hier rollen noch Pferdekarren über die Strasse die bis hoch oben mit Heu beladen sind. Oben sitzen dann Familien auf dem Heu. Die LKW-Fahrer hören Manele-Musik, quasi der deutsch Schlager in rumänischer Zigeunermusik. Die Musik gefällt uns gut, und wenn wir das erwähnen bekommen wir direkt ganze CDs geschenkt!! Juhuuu!

In Sibiu (zu deutsch: Hermannstadt) machen wir eine kleine Stadtbesichtigung, dürfen unsere Rucksäcke in der Stadtbücherei lassen und können uns somit frei bewegen. Das Städtchen ist wunderschön und es gibt hier, wie auch im Rest von Transilvanien eine sehr grosse deutsche Minderheit, so dass wir wieder erstmals deutsche Schilder sehen und Leute hören die deutsch sprechen. Eine nette Studentin gibt uns eine Exklusiv-Führung auf den Kirchturm der Stadt, weil Theresa einfach stumpf fragt ob sie nicht mitkommen will hinauf. Sie freut sich allerdings etwas über ihre Stadt erzählen zu können. Die kleine Stadt ist wunderschön mit vielen kleinen, alten Häusern!

Gegen Abend machen wir uns dann auf den Weg nach Cluj Napoca, weil wir dort Andrea, eine Couchsurferin, treffen wollen. Hier haben wir nun zum ersten Mal Probleme wegzukommen. In Rumänien ist per Anhalter fahren wie ein öffentliches Verkehrsmittel. Es ist also üblich, dass es in jeder Stadt Plätze gibt, die von Anhaltern genutzt werden und Leute dort vorbeifahren die so oder so Leute mitnehmen wollen. Dann muss man allerdings bezahlen, und das wollen wir erstmal nicht. Also passieren wir diese Stelle und stellen uns weiter ausserhalb hin. Viele Leute machen uns darauf aufmerksam, dass wir doch falsch stehen für den Autostopp – und wir stehen wirklich lange und wollen schon fast aufgeben und laufen los, da hält ein Taxi für uns an, indem sitzt eine Frau die uns bedeutet das wir so mitfahren können in das nächste Dorf!

Ich kann also jetzt behaupten das ich schon neben normalen Autos Busse, Trecker, die Polizei (several times), Taxis, Pferdekarren und sogar eine Fahrschule per Anhalter gestoppt habe (aber dazu später!).

Wir schaffen es bis Sigishoara (zu deutsch: Schäßburg) und bekommen dann von dort – all the way- die Fahrt die wir brauchen nach Turgu Mares. Es wird langsam dunkel, und wir sind kurz vor unserem Zielort, werden allerdings hier noch ein wenig nervös. Der LKW –Fahrer mit dem wir gerade fahren macht eigentlich grundsätzlich einen vertrauenswürdigen Eindruck, fährt allerdings um die gesamte Stadt herum – und wir sitzen auf heißen Kohlen, da es schon dunkel ist und er in so einsame Industriegebiete fährt. Wir bedeuten ihm, dass wir aussteigen wollen und er sagt, nein, er würde uns zu einem bestimmten Ort bringen. Das Ende vom Lied ist: wieder einmal hätten wir uns unser Misstrauen sparen können, da er mit seinem LKW nicht in die Stadt hinein fahren wollte, uns aber trotzdem am nächsten Punkt zum Stadtcenter hinauslassen wollte, damit wir nicht zu weit laufen müssen.

In Turgu-City angekommen brauchen wir natürlich erstmal eine Telefonzelle, finden allerdings keine und dürfen dann das mobile Telefon eines Pizza-Mannes benutzen. Dann treffen wir uns mit Andrea, die uns schon sehnsüchtig erwartet! Andrea wohnt mit ihrer Mutter zusammen in einem kleinen Appartement nahe dem Stadtzentrum. Wir werden ganz herzlich aufgenommen und bekommen nur das beste Essen! Am nächsten Tag schauen wir uns das kleine Städtchen an – unsere erste Mission ist der Kauf eines kleinen Holzkreuzes und Knoblauch, da wir uns nun im Herzen von Transsilvanien befinden.

Dann besichtigen wir – übrigens auch ein Muss – einen Friedhof. Komischerweise sollte ich in Transsilvanien noch öfter auf einem Friedhof landen – aber dazu später!

Andrea will nach Göttingen um dort zu studieren - da können wir sie natürlich mit einigen Tipps bzgl. Wohnungssuche und an meinen kleinen Bruder weitervermitteln, und da sie dann Anfang Oktober mit ihrer Mutter nach Göttingen fahren wird, kann ich ihr auch noch dies und das für meinen kleinen Bruder mitgeben, bei dem sie zunächst unterkommen wird. Für Leute aus Rumänien gestaltet sich die Wohnungssuche eher schwierig, da es doch Vorurteile gegenüber Rumäniern gibt. Obwohl Andrea eigentlich sogar zu der großen ungarischen Minderheit gehört die in Transilvanien lebt - da dieser Part von Rumänien mal zum Östereichisch-ungarischen Teil gehört hatte.


Versorgt mit ungarischen Spezialitäten von Andreas Mama machen wir uns dann auf den Weg nach Cluj-Napoca, weil Theresa von dort einen Flug zurück nach Hause nehmen wird. Unterwegs machen wir noch einen Zwischenstopp um in Turgu zu wandern. Wir nehmen von Turgu aus einen kleinen Bus der uns in das kleine Dorf bringt, von dort wandern wir los. Es passiert uns noch ein Auto in dem drei junge Rumänier sitzen, die uns das letzte Stück zur Schlucht mitnehmen. Sie wollen dort klettern gehen und wir wandern direkt mit ihnen in die Schlucht hinein. Die Schlucht ist atemberaubend schön, mit einem wilden Fluss der die Berge teilt. Als wir unsere drei Rumänier an ihrem Kletterfelsen zurücklassen, kommen sie doch noch hinter uns her und fragen uns, ob wir klettern mal ausprobieren wollen -. NA KLAR!



Dieser Tag scheint wieder perfekt zu werden, wir klettern beide je 13m hoch die Steilwand hinauf und kriegen dabei Instruktionen, wandern anschließend durch die Schlucht und kriegen dann fast direkt im Anschluss einen weiteren Truck nach Cluj. Für Theresa ist dies der letzte Hitch, was sie schon fast melancholisch stimmt.

In Cluj fragen wir nach einer "Last-minute-couch" und setzen uns gemütlich in eine Bar. Wir verbringen einen ganz entspannten Abend, bis uns unser Last-minute-host dort abholt, weil er noch beim Fernsehen gearbeitet hat. Er wohnt in einer WG - wir kriegen ein leeres Mitbewohner Zimmer und gehen schlafen - vorher muss ich mich noch schweren Herzens von Theresa meiner sehr liebgewonnen Reisebegleitung verabschieden.

Theresa wird nachts um vier aufstehen und dann zum Flughafen fahren. Für mich heißt es ab hier wieder alleine weitereisen. Die Zeit mit Theresa war super entspannt, wir hatten jede Menge Spaß - und viele Abenteur!