Donnerstag, 28. Mai 2009

Irkutsk und Baikal-See

Ich habe sie gefunden! Endlich! Das eigentliche Ziel meiner Reise ist erreicht - allein dafuer hat sich der weite Weg gelohnt: DIE HAESSLICHSTE KATZE DER WELT!
Oh man, ich bin begeistert. Sie hat einfach kein Fell!! Und das in Sibirien!

Ich bin bei Spike, seinem Freund und seinen "St.Petersburger" Katzen untergekommen. Spike lebt in einem dieser ganz alten, sibirischen Holzhaeuser. Vom Stil der Einrichtung fuehle ich mich direkt wie zu Hause (in der Kanalstrasse). Nach drei Tagen Zug freut man sich natuerlich auf das duschen, aber auch hier wird die "russische Tradition" eingehalten, und wir haben bis zum Wochenende kein warmes Wasser. Aber Impro-duschen kann ich auch.

Da Spike Englisch-Lehrer an einer Schule in Irkutsk ist, nutze ich die Gelegenheit und fahre am naechsten Tag mit zur Schule um mir den Englisch-Unterricht anzuschauen. Viertklaessler und Zweitklaessler bekommen Nachmittags extra-Unterricht. Ich bin sehr positiv ueberrascht. Das Team ist sehr jung (Anfang 20) und alle machen einen guten Job (auch ohne Referendariat!). Wobei diese Schule auch eine Privatschule ist, und sich die aelteren Schueler bisher immer ueber den normalen Englischunterricht in den puplic-schools beklagen.
Gegen Nachmittag treffen wir uns bei anderen Lehrern, essen zu Mittag (unter anderem den beruehmten Baikal-Fisch "Omul"). Die beiden anderen Lehrerinnen haben Nachmittags eine Pruefung. Aber da bin ich seit dem Reff ja Profi drin...und helfe also wieder einmal bei der Vorbereitung des Klassenraumes etc. fuer eine Pruefung - bloss in Russland.
Spike selbst macht verdammt guten und sehr humorvollen Unterricht, und auch ich lerne wieder dazu.

Am naechsten Tag sehe ich meinen ersten sibirischen Baeren in der Innenstadt von Irkutsk und erfreue mich mir Spike daran!

Wir besuchen ein Museum und treffen einen weiteren Couchsurfer aus Hawaii. Rene reist im Prinzip in die утепупут gesetzte Richtung. Er ist von Hawaii nach Vietnam geflogen und von dort dann ueber mehrere Laender hierher. Sein Freund von in London und er hat ihm seit mehreren Jahren versprochen "bevor du Examen machst, komme ich dich besuchen". Sein Freund hat in 2 Wochen Examen, also muss er sich jetzt beeilen...

Gegen Abend laed Spike mich dazu ein beim sogenannten "Night Watch" (wenn man das so uebersetzen kann) mitzumachen. Das Spiel ist vielleicht vergleichbar mit Geo-Catching. Ich weiss nicht genau, aber in der Kurzform пуре es darum, dass per sms Informationen versendet werden. Diese deuten wiederum Orte in der Stadt an - viele Autos begeben sich dann auf die Suche nach diesen Orten, um dort dann wiederum Codes zu suchen, die man dann im Internet eingibt (irgendein Kumpel muss die Home-Base machen) um eine neue, verschluesselte Nachricht fuer den naechsten Code zu erhalten.
Fuer mich sieht das ganze dann so aus:
Wir jagen die ganze Nacht mit einem Auto durch Irkutsk und steigen immer wieder, mit Taschenlampen bewaffnet, in uralte Ruinen von sibirischen Holzhaeusern, um diese dann nach Codes abzusuchen. Die Haeuser sind so ruiniert, dass sie in Deutschland komplett wegen Einsturzgefahr abgesperrt waeren. Aber es ist atemberaubend spannend und die Codes sind so dermassen gut versteckt, dass man in jeden Winkel kriechen, sich durch Latten, Sperrmuell und Bauschuttreste wuehlen darf und auf so manche interessante Dinge stoesst. Das alles natuerlich im Dunkeln. In manchen Hinterhoefen dieser Ruinen gibt es sogar noch kleine Holzhuetten in denen noch Menschen wohnen...

Am naechsten Tag bekomme ich eine exklusiv Stadtfuehrung von Polly und Olya, zwei CSler aus Irkutsk und Schueler von Spike. Wir besuchen ein Museum, laufen an der Angara entlang, besichtigen den Staudamm und viele der originalen sibirischen Holzhaeuser. Diese Holzhaeuser sehen in der Regel sehr schoen aus, faszinierend ist, dass sie immer tiefer im Boden versinken, so dass Fenster in Gewegen verschwinden und Tueren immer kleiner werden. Dies passiert aufgrund des sibirischen Permafrostbodens. Die Eigenwaerme die das Haus abgibt taut den Unterboden auf, dieser wird sumpfig, so dass die Haeuser dann Millimeterweise im Erdboden verschwinden.


Die russische Regierung will sich von diesen Siedlungen befreien und sta Hochhaeuser (schoeeeene Plattenbauten!) dahinsetzen. Das ist eigentlich sehr schade. ttdessen lieber neueFuer mich haben diese Siedlungen einen gewissen Charme und auch historischen Charakter. Leider wohnen in diesen Siedlungen keine wohlhabenden Menschen. Dass heisst, sie haben kein Geld ihre Haeuser instand zu setzen. Weiterhin haben sie kein fliessendes Wasser und sanitaere Anlagen nur im Hinterhof (sprich:Plumpsklo!). So sieht man haeufiger Wasserpumpen in den Strassen von Irkutsk, wo sich die Menschen ihr Wasser organisieren koennen.

Um mein Ticket in die Mongolei zu kaufen, bedarf es dieses Mal ein wenig mehr an Engergie. Die Frau hinter dem Schalter stellt sich trotz meiner Fuchteleien und Spikes russischer Notizen dumm. Nachdem ich dann mit Spike telefoniert hatte, und die entsprechenden Woerter bereit hatte, hat sie mir dann endlich Abfahrtszeit und Datum des Zuges genannt. Danach mache ich mich auf in die Stadt und erlebe einen russischen Sonntagstanztee.

In einer alten Maschrutka mit ca. 300kg Zucker auf dem Dach, mache ich mich am naechsten Tag auf nach Olchon, eine Insel die im Baikalsee liegt. Die wackelige Fahrt dorthin geht durch sibirische Landschaften, Wald- und Steppenlandschaften die schon fast an die Mongolei erinnern. Zwischendurch kreuzen Kuehe oder Ziegen die Fahrbahnen, ich kann einen Weisskopfseeadler beobachten (!), Reiter auf Pferden (Burjaten) und immer wieder Baeume, Pfaehle oder Pflanzen voll mit bunten Baendern behangen. Dies ist ein burjatisch-schamanischer Brauch.

Auf der Fahrt steigen Tanya (aus Irkutsk) und ihre Freundin Anna (aus Heidelberg) ein. Beide sprechen Franzoesisch, so dass ich aufmerksam werde und sie anspreche. Beide haben zusammen in Frankreich studiert. Wir machen uns bekannt, koennen uns allerdings nicht grossartig unterhalten, denn irgendwann hoeren die asphaltierten Strassen auf (nicht dass die wirklich gut gewesen waeren, aber...) und wir bewegen uns rumpelnd und schunkelnd ueber einfache Fahrwege weiter. Ab und zu habe ich bedenken, dass die Maschrutka einfach komplett umkippt, da sie sich ab und zu, je nach Steillage gefaehrlich weit in eine Richtung bewegt. Aber, zu dieser Zeit wusste ich nicht, dass es noch harmlos ist, gegen das was noch kommen sollte...

Aber russische Maschrutkas keonnen alles!!! Und deswegen kommen wir nach nur 6 Stunden gut durchgeruettelt auf Olchon an. Wir landen im "Hauptdorf" Chuchir und versuchen nach dem Ausstieg unser Schleudertrauma zu kurieren.
Die Insel zaehlt ca. 1500 Einwohner, ist dafuer aber 90km lang und 15km breit. Fast alle hier lebenden Menschen sind Burjaten. Burjaten waren vor der Sowjet-Zeit Normaden, so dass wir hier unsere ersten Jurten zu Gesicht bekommen. "Gott sei Dank" wurden sie dann mit der Sowjetunion alle dazu gezwungen in Doerfern aus vielen Holzhaeusern zusammen zu leben um Fischbetriebe fuer den Sowjetischen Staat zu betreiben.
Auf der Strasse kommen einem mehr Kuehe als Menschen entgegen gezwockelt und es gibt auch eine nicht zu verachtende Anzahl an Dorfhunden, so dass wir eigentlich stets in der Begleitung eines "treuen Freundes" durch die Sandwege des Dorfes stapfen.
Die beiden Maedchen haben ein Gaestezimmer bei Swedlana angemietet und ich darf mein Zelt im "Garten" fuer umgerechnet 1, 10Euro aufstellen (Dies ist also nun die erste Nacht in der ich fuer eine Unterkunft zahle, seit meiner Abfahrt :-)

Noch am selben Abend machen wir uns auf den Weg zum Ufer dieses gigantischen Sees. Die Burjaten nennen den Baikal nicht See sondern Meer. Burjaten sind i.d.R. Schamanisten, so dass wir direkt an einem beruehmten Schamanenfelsen wieder Kultstaetten mit bunten Stoffresten finden. Ich lasse mich nicht lumpen und schneide ein Stueck von unserem alten WG-Geschirrtuches ab und fuege es der "Kollektion" zu, in Gedenken an meine alten Mitbewohner :-).

Die Landschaft dieses Sees der Superlativen ist atemberaubend schoen. Er ist der groesste Suesswassersee der Erde und an der tiefsten Stelle -nicht weit von uns- ca. 1600km tief!! Er ist laeppische 636km lang (quasi von Muenster bis zur Schweizer Grenze) und 80km breit. Der See fasst insgesamt doppelt soviel Wasser wie unsere gute alte Ostsee, was damit 20% des Suesswasserbestandes der Erde ausmacht (also, keinen Krieg mehr mit Russland anfangen!). Leider ist das Wasser so kalt, dass wir nicht baden koennen, dafuer ist es aber Trinkwasser.Schon am naechsten Tagt machen wir uns auf eine Exkursion. Mit an Bord sind noch 3 Schweizer, eine Russin und zwei Deutsche. Wir haben unglaubliches Glueck, dass Tanya dabei ist, weil sie alle Informationen unseres Fahres uebersetzen kann. Unsere Fahrt fuerht uns an verschiedenen Plaetzen der Schamanen entlang. Wir koennen ganz eigene Flora und Fauna der Insel bewundern. Im Kiefern- und Laerchenwald tauchen auf einmal ca. 2m hohe pink-bluehende Straeucher auf (russischer Rodhodendron), dann gibt es Steppenlandschaften mit Wildpferden, Greifvoegeln und Zieselmaeusen. Wir koennen Alpem-Anemonen bewundern und bekommen zum Mittagessen Fischsuppe, die von unserem Fahrer ueber dem Feuer zubereitet wurde. Es ist natuerlich Omul den wir essen - und ich muss sagen - dies ist die erste Fischsuppe die mir schmeckt. Viele Sagen und Legenden ranken sich um die alten einzelnen Naturschauplaetze. Allerdings kann ich hier sowieso nicht ansatzweise die Worte finden um diesen Ort geschickt zu beschreiben.
Abends machen wir mit einigen Leuten ein Lagerfeuer am Ufer des Sees, wobei mir einer meiner Hundefreunde den Schmierkaese klaut, und ich in einer Wahnsinns-Aktion die Steilklippen hinauf hinterherhechte, und den Hund natuerlich NICHT erwische. Der bleibt allerdings immer wieder stehen und schaut ob ich auch ja Anstalten mache ihn zu verfolgen.

Ich mache eine Wanderung auf eigene Faust. Die beiden anderen haben eine weitere, gefuehrte Tour. Ich habe leider nicht genug Geld, und auf dieser Insel gibt es natuerlich keinen Geldautomaten... Meine Wanderung dauert ca. 6 Stunden, und da ich keine Karte habe, verlasse ich mich auf meinen Kompass - und der ist super! Irgendwo im nichts passiere ich wieder ein eher unheimlich aussehendes Schamanheiligtum.
Im Dorf wieder angekommen treffe ich zwei weitere Touristen (Polen und Deutschland) die mir erzaehlen, dass es doch tatsaechlich ein hospitality-club Mitglied auf der Insel gibt. Sie sind bei ihm untergekommen, er muss auf eine Art Kirche aufpassen. Am Abend ist noch eine alte Frau aus St.Petersburg da. Sie singt mit uns am Lagerfeuer russische Lieder. Sie hat Leningrad ueberlebt und moechte mit Anna diskutieren, warum Deutschland ihr kein Geld zahlt. Ausserdem sollte Anna laengst heiraten, da sie schon 30 ist...Ihre Gesellschaft wird ein wenig grenzwertig, und die arme Tanya muss die ganze Zeit Dolmetscherin spielen. So macht es sich die alte Dame mit uns nicht besonders leicht, aber nachher bietet sie mir an mit ihr in ihrem Haeuschen zu uebernachten, da die Naechte draussen gerade konstant kaelter werden (-6Grad). Als sie dann noch mitkriegt dass ich abgebrannt bin, steckt sie mir spaeter geraeucherten Omul und Pfannekuchen zu :-) dafuer ertreagt man natuerlich "politische Diskussionen"....

Unsere Gastgeberin Swedlana ist in diesem Dorf natuerlich gleich 2x "big im business". Sie verkauft auch noch die Bustickets. Fuer die Rueckfahrt koennen wir also bei ihr ein Busticket kaufen. Dafuer muessen wir natuerlich erst durch das halbe Dorf - dort hat sie dann einen kleinen Raum, wo sie uns dann mit einer Schere langwierig genau drei Bustickets im komplizierten Muster ausschneidet. Ich liebe diese "Proffessionalitaet" - so hat alles seinen Charme.
Nach den vier Tagen auf der Insel freue ich mich auf die Dusche. Bei Spike sind mittlerweile noch weitere Couchsurfer aufgetaucht. Zwei Polinnen ,2 Niederlaender und jemand aus New York. Ich bereite mich auf meine Weiterfahrt in die Mongolei vor.

Freitag, 22. Mai 2009

Der fahrende Campingplatz Teil II - oder Transsib Teil II



Dieser Zug gefaellt mir besser und besser! Alle die hier fuer eine kurze Zeit "einziehen" bringen sich ihre Hausschuhe mit, und natuerlich die GM-Hose nicht zu vergessen!
Zuerst bin ich mit meinem "Bett Nachbarn" nicht so zufrieden (ein alter, schnarchender Russe im Unterhemd), doch dann in Omsk kommt Victoria dazu. Sie kann zwar kein Englisch, aber wir haben uns trotzdem gut verstanden. Mit Schokolade kann man hier schnell Freunde finden, wenige Stunden spaeter haben wir mit einem weiteren Mitfahrer und einer alte Frau namens Anna eine ganze "Reiseclique" zusammen. Ich setze meine drei russischen Woerter voll ein, und es laeuft...

Wenn der Zug dann mal anhaelt, hat man meistens einen laengeren Aufenthalt. Grossmuetterchen verkaufen ihre selbstgemachten Leckereien..hmmm!

Man sollte sich aber nie allzuweit vom Zug entfernen. Man weiss nie genau wann er weiterfaehrt. Und ab und zu rangieren die Zuege auf den Bahnsteigen, so dass man seinen Zug vielleicht auch nachher nicht wiederfinden kann...

Irgendwann bin ich dann mal nach vorne gelaufen in die ominoesen "Coupe-Waggons"(Vierbett-Abteil-Waggons). Dort habe ich dann zum ersten Mal - juhuu- zwei Touristen getroffen. Zwei Stuttgarter und spaeter noch Daenen und Norweger. Also gibt es hier doch Touristen!

Ein aelteres englisches Ehepaar aus York wollte dann doch mal wissen wie das Leben so im Platzkart-Waggon ist. Da hab ich die beiden (Terry und Madeleine) eingeladen und meinen russischen Reisefreunden vorgestellt. Sie finden die Variante mit 33 Leuten (im Gegensatz zu 4 im Coupe) in einem Abteil zu fahren auch nicht schlecht. Ich mag es auch, und moechte wirklich nicht tauschen. Hier passiert mehr! Die Leute helfen einander, unterhalten sich, teilen und ich bekomme alles moegliche geschenkt und zugesteckt :-) Sogar den Untersetzer fuer die Teetasse den Victoria mir geliehen hat, darf ich nachher behalten.

Draussen wechseln die Landschaftseindruecke der Taiga und gegen Abend gibt es fantastische Sonnenuntergaenge. Ich mache mich auf zu einem Besuch bei Terry und Madeleine. Wir haben gute Gespraeche und sie erzaehlen mir von York, dabei trinken wir die russische Malzbiervariante. Als ich dann zurueck gehen will, kann ich den Speisewaggon nicht mehr passieren - ABGESCHLOSSEN! Ich hab selber leider mal wieder absolut keinen Plan mehr welche Uhrzeit es eigentlich gerade ist. Ich habe mich, im Gegensatz zu Madeleine (mit zwei Uhren fuer Moscow-time und local-time) dazu entschieden uebrhaupt auf die Uhr zu verzichten. Pech fuer mich - nun muss ich versuchen mit Haenden und Fuessen der Provodnika dieses Waggons zu erklaeren, dass ich doch dort hinten, 5 Waggons weiter Platzkart schlafe...Irgendwann checkt sie es, laesst mich gnaedigerweise passieren und ich komme zurueck in meinen Waggon wo ich schon sehnsuechtig vermisst werde "Sarah sleep- tumoorrow early"...

Sonntag, 17. Mai 2009

Transsibirische Eisenbahn Teil I - Ekaterinenburg und der Ural


For all my russian friends first: I had a nice and somehow "different" time here.
But the important thing i want to tell you:
A lot have asked me all the way about Remarque here. Because for you it was the most important school literature you had - and i "silly-me" have never read anything of him. So - i found a bookshop here, and they had german literature. And - suprise - today i bought me a book from Remarque! So i will go on educating myself and add some knowledge to my travel-brain :-) And, by the way, there were two nice old ladys in that bookshop, and one of them was able to speak english very well, and i ended up in that bookshop talking for an hour with that lady - was a nice meeting!
Nun zum Zug:
Die russische Zugmentalitaet ist einfach super. Wie gesagt die Bezeichnung "fahrender Campingplatz" kommt dem ganzen verdammt nahe! Der ewig lange Zug zwockelt also mit lockeren 50kmh, mit dem so bekannten TACK-TACK-Geraeusch durch die Landschaft. Aufgrund des angenehmen Tempos kann man alles was draussen vor sich geht gut beobachten ( Dafuer brauche ich bis Ekaterinenburg auch zwei Tage...).
Auf unserem "Waggonflur" gibt es sogar einen Teppich, der auch von der Provodniza (Zugbegleiterin pro Waggon, quasi die Mama der Reisenden, die passt wirklich auf alles auf!!) gestaubsaugt wird.

Am Ende eines jeden Waggons gibt es einen Samowar wo sich Leute Tee (Chai) oder Suppe machen koennen. Die Reisenden richten es sich haeuslich ein: Man liest, spielt Karten oder Schach oder unterhaelt sich. Niemand ist im Stress, keiner aergert sich oder will die Dinge beschleunigen. Ich selbst geniesse diese, verleichbar kurze Zugfahrt, fuer mich (da keine anderen auslaendischen Reisenden da sind) mit lesen, Tagebuch schreiben, Musik und TKKG hoeren und relaxen (endlich mal wieder!) - Aber ich langweile jetzt nicht weiter mit Zuggeschichten.












I am in Ekaterinenburg right now! My journey was safe and quite relaxing. This time it was just up to me to find the adress of my hosts here. I managed to get into the right bus from the station (wagsal) and i even managed to hop off at the right bus/maschrutka-stop. But after this, i had a little hard time to find the right bloc where sasha and her boyfriend are living. I managed "somehow" to find it with actually one sentence: "iswinitze, skaschitze paschalsta gdse sdjes uliza admandu..." And i think most of the people i asked did not have any clue that i was not able to understand only one word they answering.... i just smiled and watched hardly their gestures and pointings- went into that direction and said: "spassiba"! After 25 minutes i reached my aim :-) Lucky me! My hosts are really nice and easy-going. At the same evening i had a nice guitar session with Alexander and Nikita. So i am feeling almost home again :-)
Nun zu "fast Sibirien": im Zug konnte man merken dass die Landschaft deutlich sumpfiger wird, auffaelligste Baumart fuer mich augenscheinlich ist nach wie vor die Birke (good old fellow since Sweden), die allerdings fuer die Taiga auch typisch ist. Dazu kommen Laerchen, Fichten, Tannen und Kiefern.
In Jekaterinenburg (ehemals Swerdlowsk) ausgestiegen ist es allerings lockere 25 Grad, gefuehlt innerstadts sogar noch waermer. Das Stadtbild ist eher rustikal-dreckig gepraegt. Es liegt viel Abfall herum und eine verdammt hohe Verkehrsdichte macht das atmen auf den Strassen teilweise schwierig.

(Aber ich beschwer mich ja nicht, hatte schliesslich erst einen Regentag seit ich losgefahren bin - und egal wo ich hinkomme heisst es "oh - only last week we still had snow!" Meine erste Stadtexkursion wirft mich nicht gerade vom Hocker, wie immer treffe ich auf eine ueberdimensionale Lenin-Statur, versuche Strassen einigermassen unbeschadet zu ueberqueren und versuche langsam zu verstehen nach welchem Plan die Menschen hier agieren (wahrscheinlich nach gar keinem...)

Die Freude am "Inszenieren" ist in der ehemaligen "Sowjet-Mentalitaet" noch fest verankert. So werden hier z.B. gerade ganze Strassen renoviert und Fassaden neu gestrichen. Das alles passiert, weil am 16.Juni eine wichtige, internationale Konferenz in Jekaterinenburg stattfindet. Damit alles was Rang und Namen hat sich wohlfuehlt und denkt bzw. denken soll: " Ker, was eine schoene Stadt, und der Russe an sich...." werden also genau DIE Strassenzuege von Flughafen bis in das Stadtzentrum renoviert und gesaeubert (Natuerlich nur diese!).
Damit die Verkehrsdichte dem zu Erwartenden Bild entspricht wird ganz einfach und knapp ein Fahrverbot fuer diese Zeit verhaengt. Und, um ganz sicher zu gehen (man ist ja pragmatisch!), wird einfach 2 bis 3 Tage vorher kein Benzin mehr verkauft! So einfach ist die Kiste...tja, da wuenscht man sich doch manchmal die Bundesregierung wuerde so einfach und pragmatisch denken und handeln, nicht wahr?

Von diesen kleinen Geschichten gibt es natuerlich eine Menge schoener, kann bloss leider nicht alles zu Papier bringen - sprengt den Rahmen.

Eine weitere dieser "russischen Traditionen" (wie mir meine Gastgeber erklaeren) ist das Abstellen der Wasserzufuhr in russischen Haushalten. Alle paar Monate muessen die alten Wasserleitungen geflickt werden. Dann gibts halt ein paar Tage kein fliessendes Wasser. Wir sorgen vor, indem jeden morgen die Badewann vollgemacht wird (und mein 4-Liter-Wasserbeutel :-) und schauen Abends gespannt ob das Wasser noch laeuft.....ich hatte Glueck!

Nach zwei Tagen "Stadt" muss ich etwas tun, um herauszukommen! Leider muessen meine Gastgeber arbeiten. Ich finde eine "Touristeninformation", wenn man es so nennen will, schaffe es (diesmal auf franzoesisch!) herauszubekommen dass es ueberteuerte Touren gibt, cheaper fuer Gruppen - bin ich aber leider nicht - deswegen mache ich mich am naechsten Tag auf in die City um Touristen zu suchen. Leider wirklich erfolglos an allen Plaetzen :-(
obwohl ich 2 Tage vorher sogar einen gesehen habe, nur daemlicherweise nicht angesprochen hatte...
Aber egal, Sasha hat mir in dieser Zeit in der russischen Variante von "StudiVZ" eine Gruppe rausgesucht die am Sonntag im Ural wandern geht, juhuu!

Wandertag: Mit, wieder einmal einer verdammt netten Gruppe junger Russen, mache ich mich auf mit meinen geliebten Schunkel-Schrott-Bussen in den Ural. Waehrend der Fahrt bekomme ich Infos ueber russische Mythen und Fabeln der Region die wir besuchen werden. Heute regnet es in Stroemen, innerhlab von nur einem Tag hat es einen Temperatursturz von 25Grad auf 2Grad gegeben. Schon nach kurzer Zeit sind wir klitschnass. Aber selbst meine russischen Freunde lassen sich nicht die Laune trueben. Dascha ist ein wenig esotherisch angehaucht, sie hat eine kleine Buddafigur dabei und erklaert mir, dass wir genug Leute sind, um besseres Wetter zu bitten (einer alleine wird naemlich nicht erhoert!). Ich bin ja offen - und kurze Zeit spaeter ertappe ich mich dabei, wie ich mit fuenf Russen im Nirgendwo im Kreis stehe und buddistische Gebetswoerter auf russisch nachspreche, die doch fuer mich eigentlich ueberhaupt keinen Sinn ergeben.... Aber siehe da, wir werden erhoert, kurze Zeit spaeter hoert der Regen auf und es faengt an zu schneien. Da hat dieser ominoese russich-buddistische Gott wohl seine ganz eigene Interpretation unserer Bitte vollzogen.

Trotz des Wetters ist der Ausflug das beste, die Natur ist wieder einmal - trotz "Klatsch-Nass-Sein" ueberwaeltigend! Ich befinde mich auf der geographischen Grenze zwischen Europa und Asien! Hier gibt es plattentektonische Verschiebungen (Ural) und dadurch kamen sehr schoene Felsformationen zustande.Und ich habe einen Buntspecht gesehen!!! Etwa zwei Meter von mir enfernt!

Ein weiteres PLUS ist die Gesellschaft von Russen bei solcherlei Ausfluegen. Ich liebe die Mentalitaet dass einfach alles geteilt wird, und wenn es nur ein Snickers ist was mit dem Messer schoen saeuberlich in entsprechend viele Teile geschnitten wird.

Thanks for guidance!
Alexander hat mir geholfen ein Zugticket bis nach Irkutsk zu kaufen - diesmal habe ich fuer 2136km satte 64 Euro bezahlt. Fairer Preis, sach ich mal, zumal da dann 3 Uebernachtungen inclusive sind.
Ich habe mir fuer den Zug, gemaess russischer Tradition (und alter WG-Tradition) noch schoen ne GM-Hose (sprich: Gemuetlichkeitshose/Jogginghose) gekauft. Man muss ja hier mit dem Strom schwimmen. (An dieser Stelle herzliche Gruesse an Miri und Mareike!)

Mein Zug geht nachts um halb vier ab. Alexander und Nikita bleiben solange mit mir wach, Alexander backt einen Mitternachtskuchen, wir spielen Songs auf den Gitarren und so habe ich einen entspannten Abschied.
JEK hat mir gut gefallen. Die Stadt war an sich vielleicht nicht so...aber es waren viele interessante Gespraeche dabei. Meine Gastgeber waren sehr aufgeklaert. Beim Thema "Muell trennen" meinten sie, dass die russische Bevoelkerung erst einmal lernen muss den Muell ueberhaupt IN EINEN Muelleimer zu werfen, bevor man anfaengt zu trennen. Ich schaetze die estische Nummer mit dem Barack Obama wuerde hier wahrscheinlich nicht ziehen, Amerikaner sind ja hier nich so...

Es scheint fuer mich allerdings, dass die russische Bevoelkerung nach dem Ende der Sowjet-Zeit in viel zu kurzer Zeit einen zu grossen Sprung in die Moderne machen musste. Manchmal meint man Russland ist noch ein Entwicklungsland. In den grossen Staedten gibt es allerdings dann einen Overload an Reklame, laute Musik, Muell und Konsum. Es macht den Eindruck, als ob der Umgang mit diesen Dingen bei der Bevoelkerung noch in den Kinderschuhen steckt. Er wirkt zumindest nicht verantwortungsbewusst. Bei Veraenderungen, oder dem Versuche einen "Sinneswandel" zu vollziehen, stoesst man natuerlich gegen die "Abwartende Haltung" der Sowjet-Mentalitaet, in der das Motto "Mal in Ruhe 5 Jahre abwarten, ob es besser wird" gilt.
Ich fuer meinen Teil setze jedoch die Hoffnung in die junge Bevoelkerung, die mir bisher immer sehr aufgeschlossen und aufgeklaert gegenueber getreten ist! Und was das Improvisieren hier angeht, da stehe ich drauf - und steige in meinen Rumpelzug nach Irkutsk.







Sonntag, 10. Mai 2009

Moskau Teil II

Today i followed the Moscwa, down to Gorki-Park, but there was no wind of change....



Eher wehte ein militaerischer Wind. Es ist der 9.Mai, Siegestag der russischen Armee. Ganz grosses Kino hier! Der komplette Luftraum ueber Moskau ist abgesperrt....









Meine Gastgeberin Olga ist sehr fuersorglich und glaubt es sei besser wenn ich als Deutsche an diesem Tag besser nich in die Stadt gehe. Sie moechte die grosse Parade im Fernsehen anschauen, weil man "dort sowieso mehr sehen kann". Ich will mir dieses Event allerdings auf keinen Fall live entgehen lassen (schliesslich bin ich in Moskau!!) und erkaempfe mir mit ihrer Tochter Natascha in die Stadt zu fahren.

In der Stadt ist der Teufel los. Wir fahren zum Pushkin-Square und sehen haufenweise fahnen-schwenkende Menschen. Ein riesengrosses Aufgebot an Polizei und Miliz/Militaer sperrt die Strassen ab. Man koennte meinen die Polizei/Militaer hat die Stadt fest im Griff, aber die Detektorenschranken die ab und zu aufgestellt werden, um Menschenmassen durchzuschleusen und zu kontrollieren, ergeben fuer mich ueberhaupt keinen Sinn. Ich finde auf einen Blick allein drei Moeglichkeiten wie ich sie umgehen koennte.
Es sieht wirklich so aus, als ob sie eine Art "Schein-Sicherheit" fuer die Bevoelkerung praesentieren. Darueber muss ich leider innerlich lachen...und wie recht ich damit habe, dazu spaeter...

Die Parade beginnt mit Quadrilien, Hubschrauber- und Duesenjaeger fliegen in Formationen ueber die Stadt hinweg. Sogar ganze Passagierflugzeuge sind am Start....
Aus den schrottigen Lautsprechern klingt Militaermusik. Alle alten Veteranen tragen stolz ihre 150Millionen Abzeichen, und es gilt die einfache Rechnung: Je mehr Verdienstorden, umso mehr Glueckwuensche und Blumen werden von der Bevoelkerung abgegrast. (Haette ich mir man doch ein paar Orden von den alten Strassenverkaeufern in Petersburg gekauft...)
Ein riesengrosses Aufgebot an Kriegsmaschinerie von A wie Artellerie bis P wie Panzer faehrt ueber die Uliza Twerskaja und wird der stolzen Bevoelkerung zur Schau gestellt. Ich bekomme dabei eher ein leicht beklommenes Gefuehl und frage mich, was zum Geier die damit irgendwann noch einmal vorhaben...
Nachdem die Maschinerie durchgebrettert ist, ist die "Parade" vorbei und die Menschen zerstreuen sich, um den Feiertag bei besten Wetter zu geniessen. In der Metro kommt uns noch ein alter Kriegsveteran entgegen, der sich einen kleinen Kassettenrekorder unter den Arm geklemmt hat, aus dem lautstarke Marschmusik erklingt....ich muss schmunzeln :-)

Wir machen uns dann auf dem Weg zum Gorki-Park. Treffen in der U-Bahn eine Deutschlehrerin, der ich das Prinzip von Hospitalityclub erklaere, und Alexej, einen der wenigen Russen, der ein perfektes Englisch spricht und der mich am naechsten Tag einlaedt einige Plaetze in Moskau zu besichtigen. Die Einladung nehme ich natuerlich dankend an.
Mit Natascha laufe ich an der Moskwa entlang zum Gorki-Park wo sich heute Horden von Moskauern die Zeit vertreiben. Anschliessend treffen wir noch Natschas Freundinnen, die sich alle freuen mich zu sehen, da sie Deutsch und Englisch studieren.
Am Abend kommen wir todmuede nach Hause und koennen um 10 Uhr Abends noch das grosse "Salute"-Feuerwerk ueber der Stadt bewundern, da Olga gluecklicherweise in einem sozialistischem Plattenbau im 11.Stock wohnt :-)
Nach diesem Tag kann ich nun wirklich von mir behaupten eingefleischter Fan von russischer Militaermusik zu sein!

Am naechsten Tag steht fuer mich das 0815-Touri-Programm auf der Liste. Ich fahre mit Olga und Natscha in die Stadt und besichtige den roten Platz mit Kreml, Kathedrale und dem (leicht uebertrieben prunkvollen) Kaufhaus GUM. Wenn wir uns hier ein Eis kaufen moechten, ist es gleich dreimal so teuer wie im Gorki-Park. Um vier Uhr treffe ich mich dann mit Alexej. Nun komme ich endlich in die Nebenstrassen von Moskau, habe Zeit mir die Menschen anzusehen und die vielen schoenen alten Trucks! Wir fahren zu einer Ausstellungshalle, die sich Garage nennt, fuer moderne Kunst und ich werde zum Essen eingeladen :-) Zu erwaehnen bleibt noch, dass ich noch nie an einem Ort so prunkvolle Untergrund-metro-Stationen gesehen habe, wie in Moskau. Sie aehneln teilwese Museen mit den vielen Statuen und Kronleuchtern...

Am Abend habe ich dann zeitweilig Probleme mit dem Transportmittel in dem Vorort zurecht zu kommen, habe aber Glueck, drehe eine Ehrenrunde und entdecke dann die richtige Haltestelle. Fragen is ja leider nich mehr, weil mich keiner versteht...

Am naechsten Tag verlasse ich Moskau. Mit Alexej habe ich mich in der Stadt verabredet, er wird mir helfen den richtigen Bhf (einer von vieren in Moskau) zu finden. Vorher werde ich noch zum Sushi-essen eingeladen, protestiere als er die Rechnung zahlen mochte, komme aber nicht ganz durch...next time is my host time. Alexej haette mit sogar ein Ticket bezahlt, damit ich ein paar Tage spaeter fahre, mich aber treibt es weiter in diesen Zug...

Donnerstag, 7. Mai 2009

Moskau-Москва Teil I

This was my preparation for china in the russian way!  I will keep that in mind, my good St.Petersburg-friends!!!

Weiss der Teufel, irgendwie hat es die gelbe Wolljacke doch noch geschafft einen Pass zu bekommen. Meine russischen Freunde haben sich allerdings sehr gewundert wie er das innerhalb von einem Tag geschafft hat. Allerdings konnten wir uns dann so nachts am Bhf treffen und den Zug gemeinsam nehmen. "The-devil-took-my-passport-Rob" und ich haben es uns dann schoen mit vier Bier in unserem Schlafzug bequem gemacht. Das wurde meine Voruebung fuer die Transsib. Naja, und "The-devil-took-my-passport-Rob" hatte natuerlich viele gute Storys ueber seinen Tag mit der Botschaft und Polizei zu erzaehlen.

Die Schlafzuege liebe ich schon jetzt. Sie sind im Prinzip wie ein fahrender Campingplatz. Auf engstem Raum sind in jedem Abteil ca. 40...nennen wir es Betten. Das sind die sogenannten "Platzkart-Betten", die billigste Art in Russland mit der Bahn zu reisen. Die Zugfenster sind natuerlich wie im "Wohnzimmer-Stil" mit Gardinen bestueckt, die Leute richten es sich ein und sind alle sehr freundlich. Nur zum sitzen und unterhalten wenn alle anderen schon schlafen wird es spaeter schwierig...

Ich schlafe trotzdem sehr gut, bloss zu kurz und schon bin ich in Moskau. Rob darf sich dort direkt ein Ticket zurueck nach Kiew besorgen, sein "neues Visum" ist totaler Muell, er will es trotzdem ausreizen und will auf die letzte Minute ausreise (And i am sure he will get into trouble once more). Mit Olga (meiner Moskauer Gastgeberin) und Rob verbringen wir den Nachmittag in Moskau-City. Der rote Platz ist bei unserem Glueck natuerlich geschlossen, wegen Voruebungen der grossen Siegesfeier am 9.Mai.

Rob liesst seit einiger Zeit ein verruecktes, aber bekanntes, russisches Buch und will nun die dort beschriebenen Plaetze aufsuchen. Meine Gastgeberin nimmt ihren Job sehr ernst - und es bleibt keine Sekunde der Muessigkeit, die ich an neuen Plaetzen eigentlich so liebe. Rob sagt hierzu nur eine ukrainische Weisheit "Don't hang yourself with a free rope".

Das Sprachgewirr nimmt zu, Rob muss nun neben Russisch und Englisch auch noch Deutsch sprechen, weil meine Gastgeberin nur deutsch gelernt hat. Ich stehe dazwischen - mitten in Moskau - hoere mir an wie der eine mit niederlaendischen Akzent spricht, und der andere im russischem Akzent antwortet, merke selbst nicht mehr ob ich englisch oder deutsch spreche, da ich mit Rob englisch spreche, und Rob ab und zu auf Niederlaendisch spricht, was ich zwar (dank Afrikaans) verstehen, aber wiederum nicht sprechen kann, wenn ihr versteht was ich meine.... Dann soll ich natuerlich weiter Russisch lernen, klar, kein Problem, mein Spatzenhirn schafft das....

In meiner "Gastfamilie" werde ich fuerstlich bewirtet! In Russland bekommt der Gast immer als erstes, immer die groesste Portion und ist sowieso der Koenig. Allerdings kann ich jetzt zum ersten Mal auf meiner Reise nicht mehr 100% definieren, was ich da alles esse. (Hat schon mal jemand was von Buchweizengruetze als Grundnahrungsmittel gehoert?) Mein Magen rumort jetzt auch das eine oder andere Mal, und alles Wasser muss zuerst auch gefiltert und dann gekocht werden, bevor man es trinken kann.

Ein weiteres Problem ist, dass ich meine korrupten Freunde von der Polizei unbedingt meiden muss. Normalerweise muss man sich in jeder Stadt in der man laenger als 72 Stunden ist, registrieren. Dass heisst dann aber nicht "Hallo, ich bin da", sondern 2 Stunden Schlange stehen (na klar!) 5 Formblaetter auf Russisch ausfuellen (kein Problem!) und natuerlich GELD ZAHLEN!. Da faengt man dann natuerlich an zu rechnen, wie lange man so durchkommt, und wieviel man dann im Zweifelsfall haette um die Grenzpolizisten bei der Ausreise zu bestechen.

Ich habe jetzt jedenfalls erstmal beschlossen dies fuer mich auszulassen und hoffe innigst damit durchzukommen, darf bloss in keine der hier so beliebten Passport Kontrollen kommen. So kriege ich schon manchmal ein bisschen Schiss, vor allem wenn ich auf andere Reisende treffe (man trifft aber nie Individual-Reisende), wie z.B. die Gruppe Oesterreicher (ich hatte mich bei denen in eine Fuehrung im Winterpalast eingezeckt) die gefragt haben, wie man das alleine ueberhaupt schaffen kann. Ich weiss es auch nicht, bisher funktioniert es, ich versuche es lediglich, und ich werde mir heute mal ein Luegengeruest/immaginaere Reiseroute zusammenschreiben, wo ich ueberall "gewesen" bin.

Aber keine Angst so verrueckt wie Rob bin ich dann doch nicht, der steht schon auf der Liste und die niederlaendische Botschaft hat ihm deutlich gesagt, dass sie ihn nicht noch einmal wiedersehen moechte. Er ueberlegt aber trotzdem noch ernsthaft im Springbrunnen vor dem Lenin-Mausoleum baden zu gehen, nur weil er Springenbrunen so liebt...

Hab isch auch russisch-handi numarr jez: +79250229273