Freitag, 9. April 2010

Arbeiten in Monemvassia, 'parlez vous francaisez?' und Anarchie auf Kreta


Sarah: Auf unserem Weg in die Sackgasse Monemvassia machen wie einen kurzen Zwischenstopp am Isthmus von Korinth. Zu diesem beeindruckenden Kanal nimmt uns doch tatsaechlich ein Speismischer mit! Eine weitere Mitfahrgelegenheit, die schon laenger auf meiner Wunschliste stand!
Der Autostopp nach Monemvassia stellt sich als schwierig heraus, wir kommen lediglich bis Tripolis und uebernachten dort ziemlich kalt (da unsere Matratzen kaputt sind) unter dem Vordach einer Kirche. Nachts werden wir andauernd von Hunden "angegriffen", die uns bellend umkreisen.
Nach dieser anstrengenden Nacht versuchen wir erneut den Autostopp nach Sparta. Drei Stunden spaeter geben frustriert auf und nehmen schliesslich den Bus, um ueber Sparta nach Monemvassia zu gelangen.
So kommen wir dann am spaeten Abend doch noch an unserem Ziel an, wo wir per "help exchange host" Usha kontaktiert haben, eine Schweizerin, die ausserhalb von Monemvassia in einem oekologischem Haus lebt.
Dort bleiben wir die folgenden zwei Wochen, um vier bis fuenf Stunden pro Tag zu arbeiten und im Gegenzug zwei Mahlzeiten und ein Zimmer zu erhalten. Neben dem Streichen von allen moeglichen Waenden oder dem Bauen eines Bambushauses, sind wir nun in die akribische Kleinarbeit des Fensterputzens eingewiesen worden. Falls es also nichts mit dem Lehrerberuf werden sollte...
Nebenbei haben wir allerdings noch Zeit die Umgebung mit dem Rad zu erkunden, am Strand abzuhaengen und das selbst angebaute Essen zu verschlingen. Anmerkung Karsten: Allerdings fehlt Fleisch, grrr!
Das Haus liegt ganz idyllisch auf einem Berg, man kann auf das Meer hinausblicken und abends den Froeschen bei ihrem Konzert lauschen. Usha laedt uns zum Essen ein und zeigt uns die griechische Kueche - es gibt Tintenfisch, in einem kleinen Dorf in einer malerischen Bucht.
Nach zwei Wochen Erholung bringt Usha uns nach Gythio, von wo aus wir mit der Faehre weiter in die Sackgasse hineinfahren. Dass es von Kreta aus leider keine Faehren nach Aegypten oder Zypern mehr gibt, sollten wir allerdings erst spaeter erfahren.

Nach sechs Stunden auf dem "Ozeanflitzer" kommen wir nachts in einem kleinen Hafen ganz im Westen von Kreta an. Nachdem die Autos sich verfluechtigt haben suchen wir einen Schlafplatz, wieder einmal unter dem Dach einer -diesmal orthodoxen- Kirche. Auch hier ist die Nacht nicht gerade "gesegnet", da alle Stunde die Glocke - quasi ueber unseren Koepfen - fuer die nicht vorhandenen Menschen um uns herum die Stunde angibt. Weiterhin attackieren uns Muecken, so dass Karsten irgendwann mit dem Moskitonetz um den Kopf drapiert neben mir liegt, und ich nen Lachkrampf bekomme, weil es aussieht als ob er heiraten geht.
Dafuer funktioniert der Autostopp wieder gut und wir kommen am selben Tag bis nach Heraklion. Hier haben wir zwar keinen Couchsurfer, werden allerdings an ein besetztes Haus weitergeleitet. Die Anarcho-Butze befindet sich in einem ehemaligen Krankenhaus.

Als wir vor der Tuer stehen, sagen die Bewohner lediglich "Welcome" und zeigen uns ein Zimmer bzw. Matratzenlager. Perfekt fuer uns! Alles ist hier fuer jeden - und das hat seinen guten Grund: Die Anarchos beherrschen die Reduzierung der Fixkosten perfekt:
1. man zahlt keine Miete (klar)
2. das Internet kommt vom Nachbarn
3. das Essen wird geklaut, mit der Begruendung: wenn man nicht essen kann, muss man ja sterben

Schon am naechsten Tag koennen wir uns also in Ruhe aufmachen zum Hafen, um ein Boot per Anhalter zu finden. Beim Segelhafen abklappern merken wir leider, dass es keine Boote nach Zypern gibt, allerdings werden wir dafuer immerhin auf einem Boot zum Kaffee und Whiskey trinken eingeladen. Dieses hat fatale Folgen, denn die naechsten Tage stehen ab dem Moment im Zeichen eines Intensiv-Franzoesisch-Kurses. Der franzoesische Besitzer des Bootes und sein befreundetes Paar reden uns so lange zu, bis wir ihre Einladung ueber Ostern mit ihnen in ihr Haus am Meer mitzukommen, annehmen. Wir bekommen also drei Tage Essen, Franzoesisch, Martini und Dorf-Sight-Seeing mit Danielle. Interessant ist dabei fuer uns das orthodoxe Osterfest, welches hier ungefaehr den Stellenwert von Weihnachten einnimmt. Dabei wartet das halbe Dorf in der Osternacht bis der Priester um 24 Uhr sagt, das Jesus auferstanden ist. Dann geht das gesamte Dorf (jeder mit einem Osterlicht bestueckt) zum Scheiterhaufen, um Judas zu verbrennen (Verraeter, der!!). Danach gehen alle nach Hause essen eine Suppe, stehen am Sonntag auf um dann zwei Tage das (komplette!) Osterlamm auf einem Drehspiess zu grillen.

Nach den Festtagen haben wir eindeutig genug von diesen "Heiden" und machen uns auf den Rueckeg nach Heraklion in unsere Anarcho-Butze, wo wir in Ruhe unsere Weiterfahrt planen (muessen).

Griechenland - die Erfahrung der unendlichen Gastfreundschaft eines kleinen Dorfes

Nach einigen Umwegen landen wir schliesslich in Ioannina. Nach der elendig langen Suche eines passenden Schlafplatzes fuer die Nacht, entscheiden wir uns, den oertlichen Campingplatz aufzusuchen. Dieser ist zwar noch nicht geoffnet, die ueberdachten Essens-Haeuschen bieten aber wenigstens ausreichend Schutz gegen den Regen. Leider sind wir so geschickt und uebersehen einen Scherbenhaufen, in den wir unsere Matratzen legen... – klasse: mit diesem knapp 200Euro-Schaden haetten wir locker jedes Hotel in Ioannina bezahlen koennen.

Nach dieser wenig gemuetlichen Nacht erscheint unsere naechste Unterkunft wie der Himmel auf Erden. In Zitsa, einem kleinen freundlichen Doerfchen im Nordwesten Griechenlands, treffen wir auf Kostas und seiner Familie. Keine 5 Minuten nach der Begruessung sitzen wir inmitten der Familie am Tisch und erhalten ein super Mittagessen und bekommen eine Unterkunft in dem ehemaligen Wohnhaus der Grossmutter.

Und dies ist nur der Anfang von fuenf sehr schoenen Tagen in dem einmaligen Dorf in den griechischen Bergen:

Jeden morgen werden wir in der Waerme der Baeckerei von Kostas empfangen und duerfen nach Herzenlust griechisches Backwerk naschen. Als Gegenleistung machen wir uns an einem Nachmittag daran "deutschen Apfel-Streuselkuchen" nach Mamas Rezept zu backen, der auch direkt grossen Anklang bei der Dorfbevoelkerung findet, und sich vielleicht demnaechst etablieren wird.

Die Atmosphaere in der Baeckerei ist umwerfend, sie scheint nicht nur Baeckerei zu sein, sondern auch Dorftreffpunkt. Es spricht sich schnell herum, dass wir dort sind, so dass der eine oder andere ein freundliches "Guten Tag" hervorzaubert, oder eben wie z.B. Kostas Tante, die uns mit einem enthusiastischen und froehlichen "Bye Bye" begruesst!?

Wir erkunden die Umgebung des Dorfes, nicht nur die Gastfreundschaft ist in Zidsa einmalig, sondern auch die Bauweise einiger Haeuser: Balkon fuer wen??

Eines Sonntags nimmt uns Kostas mit auf eine kleine Kultur-Tour in die Berge. Unterwegs halten wir an einem ueberschemmten Fussballplatz, von dem Karsten unbedingt ein Foto machen moechte. Er ist ca. eine halbe Minute aus dem Auto verschwunden, als wir schon wildes Hundegebell hoeren - ploetzlich sitzt Karsten wieder neben mir und meint: "I don't need a picture anymore", waehrend wir von vier klaeffenden Riesentoelen mit Schaum vorm Mund umrundet werden. Scheinbar reicht es ihnen nicht, das wir eingeschlossen in einem Blechkasten sitzen, nein - sie beissen waehrend der Weiterfahrt in Kostas Reifen bis sie sich schliesslich jaulend verziehen nachdem einer angefahren worden ist. Gott sei Dank haben wir die Tollwut-Impfung und Gott sei Dank waren wir NICHT mit dem Fahrrad unterwegs.

Wir besuchen ein Kloster, machen eine Gradwanderung entlang von Schluchten in eine Einsiedelei und landen am Ende in einem 8-Einwohner-Dorf, wo Kostas den Wirt eines Restaurants kennt. Einer der Koeche sitzt schon am Dorfeingang, und nach kurzer Konversation erzaehlt uns Kostas mit einem Grinsen, dass der Koch rausgeschmissen worden ist fuer heute, weil - zu betrunken. Wir bekommen trotzdem noch fantastisches Essen (!!) vom zweiten Kuechenangestellten, der mindestens genauso betrunken ist und laut Besitzer heute die Teller immer zweimal abspuelt.

Traurig verabschieden wir uns von Zitsa und machen uns auf in Richtung Pelepones.




Donnerstag, 8. April 2010

Albanien, oder wie Angela Merkel beim Autostopp behilflich sein kann


Sarah: Wir verbringen drei kalte Tage bei Seth, dem amerikan-ischen Peace Corp Volunteer. Leider hat Seth auch keine Heizung und es regnet und schneit noch immer. Wir versuchen es uns in seiner kleinen Butze so bequem wie moeglich zu machen, kochen gutes Essen, schauen uns alte Filme aus den 80ern an (“The gods must be crazy”) und spielen in Decken gehuellt bei Kerzenlicht albanische Kartenspiele, bei denen wir unseren Atem sehen koennen.

Falls das Wetter es zulaesst gehen wir auch mal nach draussen, besichtigen einen kleinen Markt, ein Monument auf einem Berg und landen dann zum Aufwaermen in einem Kaffee, wo allerdings fuenf Minuten nach unserem Betreten der Strom ausfaellt (Schade, das!).

Man merkt deutlich, dass es hier keine anderen Touristen gibt, die Bevoelkerung ist sehr nett, tuschelt aber auch gerne mal hinter dem Ruecken...

Nach drei Tagen frieren, wagen wir uns weiter, unser Ziel diesmal: WAERME – also Griechenland. Doch zuerest muessen wir die Bergwelt Albaniens bezwingen. Wir verabschieden uns von Seth,er zeigt uns noch die beste Stelle fuer den Autostopp, und es dauert nicht lange und ein Mazedonier nimmt uns mit bis zum grossen See an der Grenze Albanien-Mazedonien. Zwischendurch schenkt er uns Zitronen, die wir fuer Orangen halten und faehrt gleichzeitig so, dass wir alle Fast-Unfall-Optionen mitnehmen.

Im Tiefschnee halten wir dann aus Versehen einen Taxibus an, dies wird uns allerdings erst bewusst, als der Fahrer schon den Kofferraum aufmacht. Wir quetschen uns ein “travel without money” auf unserem Nicht-Albanisch ab, doch als der Fahrer hoert, das wir aus Deutschland sind, duerfen wir (“nix problemo”) trotzdem mitfahren. Als wir uns im Bulli umsehen wissen wir auch warum – an jedem Fenster haengt ein Deutschland-Wimpel!

Die naechste Fahrt bestreiten wir mit einem BMW Fahrer, der mal kurz eben die jeweils an den Strassen angegebene Hoechstgeschwindigkeit doppelt – wir hatten vorher schon mal gehoert, dass Touristen in Albanien “Narrenfreiheit” haben, was den Verkehr angeht. Schon nach einigen Kilometern werden wir dann auch von der Polizei angehalten. Wir koennen zwar kein albanisch, aber aus dem Gespraech zwischen Fahrer und Polizei koennen wir deutlich heraushoeren, dass der Fahrer den Polizisten klar macht, das er “nur mal eben schnell die beiden deutschen Touristen wegbringen muss” - und schon duerfen wir weiterfahren.

Es kommen nur noch kleine Ortschaften, ueberall liegt Schnee und wir machen uns Gedanken um die Nacht. Ein Bauer nimmt uns noch einige Kilometer mit. Wir wollen aber noch nach Erseke, wo wir Maria (eine Freundin von Seth) treffen koennen. Der Bauer hat ein schlechtes Gewissen und will uns noch vier Kilometer weiterbringen, aus denen dann doch die restlichen 30km nach Erseke werden.

In der Dunkelheit muessen wir jetzt nur noch Maria finden. Auf dem Dorfplatz spricht uns schon jemand an, was wir suchen – nach kurzer Erklaerung bedeutet er uns einzusteigen und setzt uns bei Maria vor der Haustuer ab.

Die freut sich wiederum total ueber den Ueberraschungsbesuch und hat ein schlechtes Gewissen weil sie ihren Holzofen nicht eingeheizt hat. Wir uebernachten also unter einem Dach bei luxurioesen 5 Grad und stehen zusammen mit Maria frueh auf, die in der Schule Englisch unterrichten muss.

Nun liegt eine grosse Laufstrecke vor uns – wir wandern auf der “nicht-befahrenen” Strasse fuer lange Zeit, bis endlich ein kleines Auto mit drei Arbeitern haelt. Sie koennen uns ganze 3km weiter mitnehmen – juhuu!! Wir koennen uns zwar nicht verstaendigen, aber sie bekommen trotzdem schnell heraus, das wir aus Deutschland sind. Irgendwo im Nirgendwo lassen sie uns raus, weil sie dortAlbanien oder wie Angela Merkel beim Autostopp behilflich sein kann Stromleitungen reparieren muessen. Lediglich zwei Esel stieren uns an – und wir ueberlegen, wie wir jetzt weiterkommen. Ploetzlich kommt doch noch ein Auto – allerdings muessen wir uns nicht kuemmern, denn unsere drei Arbeiter stuerzen auf das Auto zu und bringen den Fahrer lediglich mit der vehementen Wiederholung des Wortes “Angela Merkel” mit gebrochenem Akzent dazu, uns mitzunehmen. Das Zauberwort zieht – und ab geht es fuer uns: nach Griechenland!! Man haben wir eine Sahne, dass unser Fahrer nach Korfu muss. An der Grenze werden wir ein bisschen konrtrolliert – und halten dann smalltalk mit dem griechischen Grenzbeamten, der “auch gerne mal so eine Tour wie wir machen moechte”.

Dienstag, 6. April 2010

Montenegro und beim dritten Mal tust du einen aus!

Karsten: In Montenegro funktioniert der Autostopp hervorragend. Ein Montenegriner nimmt uns auf der Ladeflaeche seines Transporters mit, den er in "niemcka", also in Deutschland gekauft hat. Nach einigen weiteren Stopps, nimmt uns der gleiche Typ nochmal mit, allerdings im Auto seines Freundes. Wir landen spaet abends in Jaz, und uebernachten unter dem Vordach einer Pizzeria, die zu einem riesigen Campingplatz gehoert, der allerdings saisonbedingt noch nicht geoeffnet und auch schon wesentlich bessere Zeiten gesehen hat (teilweise ueberschwemmt, teilweise Muellhalde). Bei Tagesanbruch werden wir allerdings von der Sonne ueber der Adria geweckt.

Wieder an der Strasse stehend, nimmt uns kurz darauf Vlada mit - mit der Bitte, dass wir uns nicht anschnallen sollen!? Angeschnallt zu sein, wuerde die montenegrinische Polizei folgendermassen interpretieren: "to drunken to drive". Ok, dann nicht. Vlada laed uns zu einem 5-Minuten-Kaffee zu seiner Familie ein, da seine Frau sich so fuer Besuch begeistert.
Aus diesem Kaffee werden letzten Endes 4 Tage. Wir beziehen ihre ausserhalb der Saison leerstehende Ferienwohnung, im schoenen Doerfchen Prijevor gelegen, Blick aufs Meer inklusive. In diesen Tagen sind wir quasi Teil der Familie und erfahren viel ueber die monteneginische Lebensart (u.a. 'wenns regnet, wird nicht gearbeitet'), erhalten einen Einblick in die kulinarischen Gegebenheiten ("Tsampa" = eine Art Kohlroulade mit Reis serviert), besuchen eine lokale Grundschule und trinken im benachbarten Staedchen Budva hervorragendes Niksicko-Bier. In Budva treffen wir schliesslich auch einen alten Bekannten wieder: der freundliche Mann, der uns zweimal beim Autostopp von der Strasse aufgegabelt hatte. Er ueberrascht uns als Verkaeufer auf dem oertlichen Markt, will unbedingt ein Foto mit uns und schenkt uns im Gegenzug eine Hand voll Moehren.

Schliesslich packen wir wieder unsere Sachen, bedanken uns bei Vlada, seiner Frau Andrea, dem Sohn Vuk und Jonny, dem Hund, fuer deren grossartige Gastfreundschaft und machen uns auf den Weg Richtung Albanien.
Allerdings schaffen wir es vor Anbruch der Dunkelheit nicht ueber die albanischer Grenze, sondern finden stattdessen etwa 5 km davor ein geeignetes Plaetchen zum Campen inmitten des Buschs. Feuer machen, Zelt aufbauen, Essen kochen - schlafen.
Am naechsten Morgen machen wir uns wieder auf. Kurz vor der Grenze erhalten wir noch einen 'hitch' mit einem Traktor (!!!), dann sind wir auch schon in Albanien. Der erste Eindruck von diesem uns gaenzlich unbekanntem Land ist schon ein wenig ueberraschend und aehnelt dem Suedafrikas: extrem viel Leben auf der Strasse, Kinder, die mit ihren Fahrrraedern direkt auf der Felge unterwegs sind und Muell an allen Ecken und Enden.
Wir landen in Skodaer, der zweitgroessten Stadt Albaniens, machen einen kurzen Zwischenstopp und suchen uns dann ein Minibus-Taxi (auch wie Suedafrika) Richtung Tirana.
Die Strasse zwischen Skodaer und Tirana ist die am besten ausgebauteste und wahrscheinlich auch die, mit den meisten Baustellen. Die Haelfte der Zeit fahren wir durch eben solche Baustellen, gerne auch auf der Gegenspur - Hauptsache, man kommt voran, und das moeglichst schnell ('time is money'). Wir steigen in Tirana aus und setzen unsere Serie von verlorenenDingen auf dieser Reise fort. Diesmal handelt es sich um unsere noch nicht vor allzu langer Zeit erworbene Balkan-Karte, ueber die sich nun bestimmt der Fahrer des Minibusses freut. Da es bereits daemmert suchen wir schnurstraks eine Gelegenheit, um uns weiter unserem eigentlichen Bestimmungsort - dem Oertchen Librazhd - zu naehern. Also, naechstes Minibustaxi nach Elbasan entern, dort beim night-hitchen scheitern, mit unzaehligen Taxen einen akzeptablen Preis aushandeln, schliesslich nach Librazhd chauffiert werden.
In Librazhd treffen wir - nachdem wir die einzige Moeglichkeit zum Telefonieren bei einem Barbier wahrnehmen, der zufaelligerweise nochmal eben seine Tore offen hatte - auf Seth, einem amerikanischen Couchsurfer, der uns mit nach Hause nimmt.

Handy weg und andere Geschichten

Karsten: Richtung Sueden heisst erstmal, raus aus Kastav, dem schoenen kroatischen Oertchen unserer Uebernachtung und ab an die Strasse. Der Autostopp fluppt, der Fahrer eines schrottreifen Golfs nimmt uns ein Stueckchen mit. Bei Rijeka laesst er uns dann raus, na klar mitten auf der Gabelung der hiesigen Autobahn. Leider faellt mir in der Hektik, lebendig vom Autobahnkreuz zu verschwinden, erst zehn Minuten spaeter auf, dass mein Handy sich immer noch im Schrott-Golf befindet... und zwar in dessen Kofferraum. Scheisse, auf Nimmer-wiedersehen, geliebte Nummer! Wir laufen runter in den angrenzenden Vorort. Waehrend Sarah in der naechsten Kneipe versucht, auf dem Handy anzurufen, warte ich draussen bei den Rucksaecken, als ploetzlich der Schrott-Golf an mir vorbeibrettert. Ich springe auf die Strasse, versuche die gefuehlten 80 km/h per pedes zu erreichen, rufe und winke, wie ein Irrer... ohne Erfolg. Der Fahrer hat mich nicht bemerkt. Das gibt's doch gar nicht. Die herumstehenden Leute schauen mich komisch an und denken, mir haetten sie das Auto geklaut. Als Sarah wieder kommt - der Anruf war nicht erfolgreich, da "not available" - muss ich die Geschichte diversen Leuten erklaeren, die auf der Strasse stehen. Nach einiger Zeit taucht der Fahrer des Schrott-Golfs nochmals(!!!) an der Kreuzung auf. Diesmal kann ich ihn anhalten, erklaere ihm mein Missgeschick und entnehme mein Handy aus dem Kofferraum des Wagens. Der Fahrer, der von dem Trubel nicht mitbekommen hatte, kommentiert das Ganze mit dem Satz: "lucky man!", schenkt uns eine Tafel Schokolade und verschwindet wieder.

Wir trampen indes weiter, aufgrund des Zeitverlustes kommen wir allerdings nicht allzuweit und enden schliesslich 'in the middle of nowhere'. Auf unserer Suche nach einem passenden Platz fuer die Nacht, erspaehen wir ein Fussballfeld, dessen aeusserster Rand uns geeignet erscheint. Wir errichten das Zelt und beginnen zu kochen, als ein Mann der im Vereinsheim feiernden Gesellschaft auf uns aufmerksam wird. Er kommen herueber, um zu schauen, was wir denn so treiben, und laed uns auf ein Bier feat. Grillfleisch ein. Wir landen auf der Geburtstagsfeier eines zehnjaehrigen Maedchens, ein Anlass, der in Kroatien gerne mit dem gesamten Dorf gefeiert wird. Aus einem Bier werden mehrere, Sarah unterstuetzt auf der Gitarre die kroatischen Musikanten, nebenbei gibts noch kroatischen Rakija. Das Ende vom Lied: Wir gehen betrunken schlafen und muessen am naechsten Morgen zerknirscht, aber zeitig das Spielfeld raeumen, da ein Partie der oertlichen Jugendmannschaft stattfindet.
Nach der kroatischen Gastfreundschaft lernen wir mit unserem naechsten 'hitch' die kroatische Landschaft besser kennen, und zwar an Bord eines alten 750er BMW. Eigentlich hatten wir vor, nach Sarajevo/Bosnien zu trampen, allerdings schlaegt uns Luca, der Fahrer des BMWs (und kroatischer Lehrer fuer Philosophie, der in einer Band spielt, die sich musikalisch an Rammstein orientiert) vor, ihn auf seinem 600km-Tripp nach Dubrovnik zu begleiten.
Gesagt, getan. In Dubrovnik angekommen, landen wir in der Jugendherberge - wir muessen also das erste Mal fuer eine Uebernachtung zahlen.Die naechsten zwei Tage verbringen wir im verregneten Dubrovnik, mit seiner sehenswerten Altstadt. Am Tag unserer Abreise scheint dann erstmals wieder die Sonne, wir erhalten noch einen Reisesegen, von Joerg, einem deutschen Pilger, der sich mit dem Motorrad auf dem Weg nach Israel befindet.

Der Segen scheint sich positiv auszuwirken, denn nachdem wir uns zunaechst wieder schwer tun, kurz vor einem Grenzuebertritt die passende MFG zu erhaschen, hat schliesslich die Polizei ein Einsehen und befoerdert uns bis an die Grenze. Wir ueberbruecken die neutrale Zone nach Montenegro zu Fuss, auf der uns eine optimistische "Welcome to EU"-Flagge begegnet.

Montag, 5. April 2010

Autostopp durch Italien - bescheuerte Autofahrer und Busfahrer - ab in den Balkan

Sarah: Unsere Durchreise durch Italien faengt gut an, jeder zweite Italiener fragt uns warum wir eigentlich kein Auto haben und an den Strassen gibt es so komische Schilder auf denen "no autostopp" geschrieben steht - meistens heisst ein Verbotsschild ja allerdings das es doch irgendwie moeglich ist, den sonst muesste es ja nicht verboten werden und so wirds dann auch gemacht...

Wir lassen Mailand hinter uns und landen -daemlicherweise fuer mich- abends wieder in Treviso, genau dort, wo ich verdammt noch mal vor dre
i Monaten auch schon geendet bin, eine Region in der das Wort "Autostopp" aus dem Wortschatz verbannt worden ist. Wir uebernachten unter einem Kirchenabdach, mit Fussmatte als Luxusschlafunterlage, und werden morgens durch die ersten Kirchgaenger geweckt. Die dunkle Vorahnung bestaetigt sich, wir kommen nicht sehr weit an diesem Tag und die Polizei schreibt uns noch vor, wo wir zu stehen haben.
Gegen Spaetnachmittag nehmen wir frustriert den Zug nach Trieste mit dem Verlangen d
ieses untrampbare Land schnell zu verlassen. Aber auch Zug fahren ist nicht einf
ac
h, trotz Ticket fahren wir ungewollt schwarz, und muessen mit einer fiesen
Schaffnerin diskutieren, die 200 Euro verlangt, der ich dann meine ungueltigen Daten meines Zweitpasses unterjubel.
Um 20Uhr haben w
ir immer noch keinen Schlafplatz in Trieste, ein Busfahrer hilft uns, und wir trampen 2x einen Linienbus der uns nach Opocino auf den Berg faehrt, leider liefert sich der zweite Busfahrer ein lebensmuedes Rennen die Serpentinen hinauf, weil ein Kleinwagen die Unverschaemtheit bessessen hat, den Linienbus zu ueberholen. Soviel zum Thema "oeffentliche Verkehrmittel sind sicherer".
Gegen morgen werden wir in unserem Zelt mit der Sonne geweckt und koennen wunderbar vom Berg auf das Meer schauen, waehrend ueber Trieste Nebel haengt.
In Trieste geniessen wir dann doch noch italienische Gastfreundschaft bei einem Couchsurfer Paar, Marzio und Silvia, bekommen gutes Essen, Schokolade und jede Menge Hilfe beim organisieren.
Dann heisst es fuer uns endlich "arrividerci italia" und mit einer Balkan Karte ausgeruestet geht es endlich weiter nach Osten, den ich ja so mag! Das nur alles weil Gadhafi sich so sehr mit der Schweiz in der Wolle hat, das kein Schengen-Mitglied mehr Lybien passieren darf - deswegen nun erstmal den Balkan runter so weit suedlich wie es eben nur geht.

Mit der alten Bergbahn geht es nochmals nach Opocino und dann ruckzuck mit wenigen Autostopps noch durch Slowenien und gegen Abend enden wir in Kroatien in einer alten Stadtfestung in der wir uns am hintersten Ende im Garten eines unbewohnten
Hauses ein Zeltplaetzchen ergattern.

Da es nachts noch regnet brauchen wir morgens eine Weile bis alle Sachen trocknen - der Tag faengt schon mit Missgeschicken an - Weinflasche faellt, Orangen in den Dreck... - sollte aber noch mit einem Kroenungsmissgeschick bestueckt werden. Aber erstmal geht es fuer uns los, runter nach Sueden immer an der Westkueste entlang.