Donnerstag, 29. Oktober 2009

Hitch-hiking to LiLi-Festival in the Bulgarian Mountains




LiLi ist nicht der Name des Hundes sondern meint "Low impact living Initiatives"


Es ist mittlerweile stockdunkel und wir gehen in den Wald hinein mit Taschenlampen bewaffnet. Der Weg zum Festival soll ca. 30 Minuten dauern, laut Angabe im Internet. Wir entdecken lediglich ein Holzschild und die Waldwege machen viel zu viele Abbiegungen, so dass wir uns schon nach kurzer Zeit nicht mehr sicher sind ob wir in die richtige Richtung laufen. Wir stolpern also so im dunkeln dahin und bilden uns währenddessen Theorien über die Philosophie der Beschilderung der "Bulgaren an sich" und die Vergleichbarkeit wie ein deutscher einen Weg zu einem Festival beschildern würde und wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, das sie dieses in Bulgarien ebenfalls machen würden, da sie ein Internationales Festival veranstalten...und enden schließlich an einem kleinen Haus, dessen Besitzer im dunkeln natürlich aufgrund seines Hundes auf uns aufmerksam wird. Wir versuchen Infos aus ihm herauszubekommen wo wir hinmüssen, zumindest die Himmelsrichtung wäre schon ein Hinweis. Wir sagen immer wieder "LILIIII Festivaaal" und er antwortet uns konsequent mit "PHIIIILIIIPP". Wir: "No, LI-LII" - "Aaah, PHIILIIIP" usw.

Am Ende zwockeln wir frustriert ab, wer wohl dieser Philipp ist? Wir gehen zurück zum ersten Wegweiser und überlegen uns nun nach einer Stunde suchen doch einen Platz für die Nacht zu suchen. Komischerweise hören wir in der Stille der Berge auch nicht wirklich Geräusche die ein Festival erahnen können. Nur manchmal habe ich doch das Gefühl eine Flöte zu hören. Noch ein letztes Mal versuchen wir einen weiteren Turnoff, ne Waldwegkreuzung, und siehe da wir entdecken doch noch einen weiteren Wegweiser, und später noch einen Hinweis - YEAH, wir sind also auf dem richtigen Weg- kaum zu glauben. Wir stolpern also ca. 30 Minuten durch den dunklen Wald und sehen irgendwann ein Lagerfeuer, hören eine Flöte und Hundegebell. Yes- we found the place!
Wir sehen von unserer Anhöhe ein Lagerfeuer um das ca. 10-15 Leute hocken, zwei Tippis und zwei Unterstände aus Holz. Wir werden von Stephan begrüßt, ein kanadischer Weltreisender, der für das Festival eherenamtlich arbeitet. Er zeigt uns die Zeltplätze, doch wir beschliessen sowieso open-air zu pennen, da es wieder trocken draußen ist, und unser Zelt naß! Das Sprachgewirr nimmt an diesem Abend wieder zu, neben Bulgarisch hören wir nun auch Französich und Englisch sowieso. Die Gestalten die um das Feuer hocken und musizieren sehen allesamt relativ alternativ aus, machen allerdings mit Trommeln und bulgarischer Tumarin wunderschöne Musik! Wir machen uns einen Salat, trinken uns ein Bier und unterhalten uns mit den verschiedenen Leuten und sitzen bald am Feuer. Irgendwie bekomme ich eine Gitarre in die Finger und spiele laaange...Am Ende sitzen Thersa, Stephan und ich noch da und wir fangen an Quatsch zu reden. Am Ende des Gesprächs sind wir dann immerhin soweit, dass Kanadier generell einen Knall haben, Deutsche zu effiezient sind und der Wald voll ist mit bulgarischen Mafia-Affen. Es fängt leicht an zu regnen, wir verdrehen die Augen, aber Stephan zeigt auf einen Shelter aus Holz, den wir nutzen dürfen! Yeah! Dort breiten wir unsere 2x3 Gewebeplane aus und entscheiden uns an diesem Abend auf der orangenen Seite zu schlafen, während Stephan im Wald in seiner Hängematte verschwindet. Wir schlafen gut, aber kurz in unserem leicht abschüssigem Unterstand und verbringen einen sehr entspannten Festival-Tag. Das Festival ist wirklich klein, es sind maximal 30 Leute da, organisiert wird dieses Festival von einigen kleinen Bio-Bauernhöfen die oberhalb in den Bergen liegen. Weiterhin hat das Festival noch Besuch von 3 Hunden und sechs kleinen, flauschigen Welpen, eine Katze und - der wohl beste ehrenamtliche Helfer des Festivals- ein Esel (Hach, meine Esel-Liebe!!). Wir machen einige Workshops mit und helfen später mit kochen. Gegen Abend spielen wir ein wenig Fussball und Iwanka, ein witziger Zigeuner spielt auf der Tumarin. Irgendwann bekomme ich wieder die Gitarre in die Hand gedrückt und Iwanka und Dido begleiten mich auf Trommel und Cachon. Iwanka sieht im dunkeln total lustig aus, man sieht nur das Weiße seiner Augen und die Zähne wenn er lacht, und das tut er oft. Er ist ein sehr guter Musiker. Wir singen uns pielen sehr viel an diesem Abend und es gibt einen riesiegen Flow-effect was die Musik betrifft. Irgendwann verziehen wir uns ins Tippi, dort sitzt schon eine Gruppe Bulgaren um das Feuer, die Musik erklingt während einer einen grossen Topf Suppe über dem Feuer mit einem Stock umrührt. Wir lernen an diesem Abend noch Christin kennen, die zufälligerweise aus demselben Ort kommt wie Theresa (Grüsse an Soest!). Christin kommt gerade aus Serbien und hat dort gewooft. Irgendwann will sich Iwanka noch Tee machen und stellt seine Tasse mit Wasser umständlich ins Feuer - drei deutsche Mädchen schauen ihm interessiert dabei zu und wir fragen natürlich wie er die Tasse denn nachher wieder aus dem Feuer kriegen will. Aber Iwanka lacht nur zuckt mit den Schultern und sagt: "Aaah, this - Question for later!!" Das sind die Momente die ich so liebe, wenn die Kulturen genau so aufeinanderklatschen, und man sich als Deutsche einfach mal eine Scheibe von der "Scheißegal-Mentalität" des Ostens abschneiden kann. Andererseits aber auch beim Kochen die Effizient und das Ideenreichtum der Deutschen gelobt wird :-)
Nach einer weiteren Nacht in Schräglage - diesmal bekommen wir allerdings Gesellschaft im Unterschlupf von einer weiteren Bulgarin und zwei japanischen Jongleuren (die armen Schweine haben nur total dünne Schlafsäcke dabei), gehen nach einem Pfannekuchenfrühstück auf eine Wanderung um die Farmen zu besichtigen. Die Höfe in den Bergen sind klein, aber recht herzlich eingerichtet. Sie werden zumeist von recht jungen, eher Alternativen betrieben und wir besuchen nun auch endlich die Farm von PHIIIILIIPP- der noch zwei Nächte zuvor zu Kommunikationsproblemen geführt hatte. Philipp ist gerade dabei mit zwei älteren Herren Raki zu destillieren. Wir schauen ein wenig dabei zu, dürfen den Rakija probieren und wandern dann mit unserer Truppe weiter. Diese besteht aus einem Japaner, drei Deutschen, einem Kanadier, einem Schotte und einem Amerkaner. Die Natur dort oben ist wunderschön, man kann richtig merken wie die Ruhe dort oben allmählich die ganze Seele einnimmt.
Abends kochen wir mit den letzten "Überbleibseln" des Festivals. Irgendwie schließe ich die Menschen doch schnell ins Herz, alle haben so ihre eigene Geschichte und können irgend etwas besonderes. Wir fühlen uns ganz wohl in der Gesellschaft und es fällt uns schwer uns am nächsten Morgen zu verabschieden. Wir schlafen also noch eine Nacht, diesmal ziehen wir die Plane auf ebenen Boden, haben dafür aber diesmal sechs flauschige Welpen, die uns entweder in der Nacht das Gesicht abschlecken oder es sich auf unseren Schlafsäcken bequem machen. Alle anderen "Menschen" des Festivals schlafen entweder in Zelten oder in den Tippis.

Der Abstieg vom Berg am nächsten morgen erfolgt in der Gesellschaft von Nicholas und Stephan die auch runter und dann nach Sofia müssen. Da wir unsere letzten bulgarischen Livas in den Festival-Topf gesteckt haben sind wir nun Geldlos. Unten im Dorft angekommen verabschieden wir uns von Stephan und Nicholas, die in Richtung Sofia trampen. Stephan lässt es sich nehmen uns noch mit Brot, Käse und Schokolade für den Weg zu versorgen :-) Ich liebe es wenn sich Reisende umeinander kümmern!
Wir machen uns dann auf den Weg in Richtung Rumänien!

Mit einigen Stopps kommen wir recht hoch in die Nähe der Grenze. Gerade kommen wir vor einer großen Stadt an, da hält ein junges Pärchen von Bulgaren. Diese wollen zu einem der nominierten Naturwunder von Bulgarien fahren - wir entscheiden uns spontan mitzufahren und die Grenzüberquerung vorerst zugunsten von Naturwundern zu knicken.
Unsere beiden Fahrer haben leider keinen Orientierungssinn, und irgendwann landen wir - Endstation- auf som Berg in som Kalkabbruch....hui....wir schmunzeln und genießen die Aussicht, während sich das Pärchen streitet - hehe. Wir geben ihnen unsere Karte und nach weiteren Probieraktionen kommen wir an diesem imposanten Gelände an.
Zur Erklärung handelt es sich hierbei um eine für diesen Teil Europas untypische Steinlandschaft die sich über 30km erstreckt. In Tausenden von Jahren hat die Natur hier fantasievolle Gebilde geschaffen, die gleich menschlichen Silhouetten, Tieren und Pflanzen in den Himmel ragen. Für uns ein wunderschöner Platz, der uns zum bleiben animiert. Wir vertagen die Grenzüberquerung auf morgen und verabschieden uns von unserer kurzen Reisebegleitung die uns recht verwundert dort zurücklässt. Wir versuchen nun also in einem Gebiet, welches nominiert ist für die sieben Naturwunder der Erde, zu campen. Aber Nachsaison - kein Problem. Nach einigen Entscheidungsschwierigkeiten finden wir dann doch noch den für uns perfekten Platz.
Kochen und Pappnudeln die selbst an den Zähnen kleben bleiben, aber trotzdem gut schmecken.


















Wir bauen vorsichtshalber das Zelt neben der Plane auf, weil es nach "vielleicht-Regen" aussieht. In der Nacht werden wir bestätigt und ziehen kurzerhand um ins Zelt. Gegen morgen scheint aber wieder wunderbar die Sonne und wir machen uns auf den Weg nach ROMANIA!!!!

Felix in Belogradschik
:-)

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