Donnerstag, 8. April 2010

Albanien, oder wie Angela Merkel beim Autostopp behilflich sein kann


Sarah: Wir verbringen drei kalte Tage bei Seth, dem amerikan-ischen Peace Corp Volunteer. Leider hat Seth auch keine Heizung und es regnet und schneit noch immer. Wir versuchen es uns in seiner kleinen Butze so bequem wie moeglich zu machen, kochen gutes Essen, schauen uns alte Filme aus den 80ern an (“The gods must be crazy”) und spielen in Decken gehuellt bei Kerzenlicht albanische Kartenspiele, bei denen wir unseren Atem sehen koennen.

Falls das Wetter es zulaesst gehen wir auch mal nach draussen, besichtigen einen kleinen Markt, ein Monument auf einem Berg und landen dann zum Aufwaermen in einem Kaffee, wo allerdings fuenf Minuten nach unserem Betreten der Strom ausfaellt (Schade, das!).

Man merkt deutlich, dass es hier keine anderen Touristen gibt, die Bevoelkerung ist sehr nett, tuschelt aber auch gerne mal hinter dem Ruecken...

Nach drei Tagen frieren, wagen wir uns weiter, unser Ziel diesmal: WAERME – also Griechenland. Doch zuerest muessen wir die Bergwelt Albaniens bezwingen. Wir verabschieden uns von Seth,er zeigt uns noch die beste Stelle fuer den Autostopp, und es dauert nicht lange und ein Mazedonier nimmt uns mit bis zum grossen See an der Grenze Albanien-Mazedonien. Zwischendurch schenkt er uns Zitronen, die wir fuer Orangen halten und faehrt gleichzeitig so, dass wir alle Fast-Unfall-Optionen mitnehmen.

Im Tiefschnee halten wir dann aus Versehen einen Taxibus an, dies wird uns allerdings erst bewusst, als der Fahrer schon den Kofferraum aufmacht. Wir quetschen uns ein “travel without money” auf unserem Nicht-Albanisch ab, doch als der Fahrer hoert, das wir aus Deutschland sind, duerfen wir (“nix problemo”) trotzdem mitfahren. Als wir uns im Bulli umsehen wissen wir auch warum – an jedem Fenster haengt ein Deutschland-Wimpel!

Die naechste Fahrt bestreiten wir mit einem BMW Fahrer, der mal kurz eben die jeweils an den Strassen angegebene Hoechstgeschwindigkeit doppelt – wir hatten vorher schon mal gehoert, dass Touristen in Albanien “Narrenfreiheit” haben, was den Verkehr angeht. Schon nach einigen Kilometern werden wir dann auch von der Polizei angehalten. Wir koennen zwar kein albanisch, aber aus dem Gespraech zwischen Fahrer und Polizei koennen wir deutlich heraushoeren, dass der Fahrer den Polizisten klar macht, das er “nur mal eben schnell die beiden deutschen Touristen wegbringen muss” - und schon duerfen wir weiterfahren.

Es kommen nur noch kleine Ortschaften, ueberall liegt Schnee und wir machen uns Gedanken um die Nacht. Ein Bauer nimmt uns noch einige Kilometer mit. Wir wollen aber noch nach Erseke, wo wir Maria (eine Freundin von Seth) treffen koennen. Der Bauer hat ein schlechtes Gewissen und will uns noch vier Kilometer weiterbringen, aus denen dann doch die restlichen 30km nach Erseke werden.

In der Dunkelheit muessen wir jetzt nur noch Maria finden. Auf dem Dorfplatz spricht uns schon jemand an, was wir suchen – nach kurzer Erklaerung bedeutet er uns einzusteigen und setzt uns bei Maria vor der Haustuer ab.

Die freut sich wiederum total ueber den Ueberraschungsbesuch und hat ein schlechtes Gewissen weil sie ihren Holzofen nicht eingeheizt hat. Wir uebernachten also unter einem Dach bei luxurioesen 5 Grad und stehen zusammen mit Maria frueh auf, die in der Schule Englisch unterrichten muss.

Nun liegt eine grosse Laufstrecke vor uns – wir wandern auf der “nicht-befahrenen” Strasse fuer lange Zeit, bis endlich ein kleines Auto mit drei Arbeitern haelt. Sie koennen uns ganze 3km weiter mitnehmen – juhuu!! Wir koennen uns zwar nicht verstaendigen, aber sie bekommen trotzdem schnell heraus, das wir aus Deutschland sind. Irgendwo im Nirgendwo lassen sie uns raus, weil sie dortAlbanien oder wie Angela Merkel beim Autostopp behilflich sein kann Stromleitungen reparieren muessen. Lediglich zwei Esel stieren uns an – und wir ueberlegen, wie wir jetzt weiterkommen. Ploetzlich kommt doch noch ein Auto – allerdings muessen wir uns nicht kuemmern, denn unsere drei Arbeiter stuerzen auf das Auto zu und bringen den Fahrer lediglich mit der vehementen Wiederholung des Wortes “Angela Merkel” mit gebrochenem Akzent dazu, uns mitzunehmen. Das Zauberwort zieht – und ab geht es fuer uns: nach Griechenland!! Man haben wir eine Sahne, dass unser Fahrer nach Korfu muss. An der Grenze werden wir ein bisschen konrtrolliert – und halten dann smalltalk mit dem griechischen Grenzbeamten, der “auch gerne mal so eine Tour wie wir machen moechte”.

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