Dienstag, 8. Juni 2010

Von Zypern nach "mal sehen, wohin die Reise geht"...oder wie man ein Boot per Anhalter bekommt

Nachdem wir uns von Krissi und Moe am Flughafen von Larnaca verabschiedet haben, ist der Urlaub vom Urlaub also beendet und es geht nun wieder zu zweit weiter. Das hitchen funktioniert auf Zypern immer noch hervorragend, so werden wir direkt vorm Marine-Hafen Larnacas abgesetzt.
Jetzt geht es darum, moeglichst schnell ein Schiff zu finden, um das Mittelmeer zu ueberwinden und unsere Reise fortzusetzen. Da der Segelboothafen Larnacas der groesste Suedzyperns ist, versuchen wir hier unser Glueck. Das bleibt uns in den naechsten Tagen allerdings verwehrt. Dafuer finden wir zwei interessante Plaetze zum Uebernachten:



Zum Einen am Fusse der Hala Sultan Tekke-Moschee, eines der bedeutensten Bauwerke der islamischen Welt, die inmitten einer kleinen Oase am Salzsee Larnacas liegt.





Und zum anderen im siebten Stock eines im Rohbau befindlichen Parkhauses inmitten Larnacas Hotelmeile.



Als wir auch am dritten Tag immer noch kein Boot gefunden haben, das sich erbarmt, zwei Tramper aufzunehmen, entschliessen wir uns zu einer kleinen Pause bei Mike und Inga, einem englisch-deutschem Paerchen, die ihren Lebensabend auf Zypern verbringen. Und wie!!!
Direkt am Abend unserer Ankunft werden die englisch-schottischen Nachbarn eingeladen, mit denen wir in illustrer Runde Ingas Kochkuenste geniessen und eine Vielzahl alkoholischer Getraenke konsumieren.Mike und Inga erweisen sich als sehr liebenswerte und unglaublich hilfsbereite Personen, ohne die unser Ziel, diese Insel via Segelboot zu verlassen, niemals zustande gekommen waere.

Als wir mal wieder im Hafen von Larnaca herumstreunern, treffen wir auf Marek, einem gut gelaunten polnischen Segler, von dem wir bereits wissen, dass er mit seinem Boot Israel ansteuern moechte. Auf unsere Frage, ob er eventuell noch zwei absolut segelunerfahrene Deutsche mitnehmen koennte, antwortet er nur: "Warum nicht?"


In nullkommanix packen wir unsere sieben Sachen, klaeren saemtliche buerokratische Details mit dem Marinebuero, erweitern die Crewlist und verlassen letzten Endes an Bord von 'Kate' - einer 20Meter-Segelyacht unter polnischer Fahne - Zypern in Richtung Israel!!!
Es geht also doch: Wir haben ein Boot gehitcht!!!



Unsere ueberschaeumende Freude an Bord dieses wirklich schoenen Segelbootes mit seiner sympathischen und unkomplizierten Crew - bestehend aus zwei polnischen Parchen - zu sein, haelt ungefaehr eine Stunde. Dann schleicht sich bei Windstaerke 8 (!!) so langsam aber unaufhaltsam die kleine, miese Seekrankheit an. Die naechsten Stunden, verbringen wir damit, uns auf die Horizontlinie zu konzentrieren und in regelmaessigen Abstaenden ueber die Reeling zu speihen. Sarah gewinnt dieses Spiel deutlich mit 9:1. Respekt!

Erst nach einer katastrophalen Nacht, die wir zumeist ueber Deck verbringen, beruhigt sich die See und damit auch unsere Maegen, zumindest meiner. Allerdings ist damit das Abendteuer Seefahrt noch laengst nicht beendet.

Nach dem kurzen Spiel des Abschik-
kens einer Flaschenpost (leider noch keine Antwort...), nimmt uns ein israelisches Militaerschiff unter die Lupe. Nach zaehen Dialogen, oder besser gesagt dem wiederholten Buchstabierens unsere Personalien, duerfen wir unsere Fahrt in israelischen Gewaessern fortsetzen.


Schliesslich laufen wir, beleitet von zwei Booten der Kuestenwache, in den Hafen von Haifa/Israel ein. Dort werden wir begruesst von einem Aufgebot der Kuestenwache und der Grenzpolizei - wir zaehlen ueber dreissig, zum groessten Teil uniformierte Personen - fuer ein Segelboot! Jaja, Sicherheit wird hier noch gross geschrieben. Wir werden vom "freundlichen" Sicherheitspersonal (na klar find ich es vollkommen ok, wenn mein Gegnueber waehrend des Gespraechs die verspiegelte Sonnenbrille aufbehaelt, und mit einer Hand an seiner Waffe rumfuchtelt...) mit Fragen geloechert, die auf keine Kuhhaut gehen ("where did you meet your girlfriend???"), duerfen aber dennoch einreisen und parken das Boot schliesslich at a very special place.
Waehrend sich unsere polnischen Freunde erstmal nach dieser langen Fahrt staerken, saebern wir das Boot von den Spuren, was unsere Maegen in den letzten 30 Stunden so von sich gegeben haben.



Abends machen wir dann die ersten Erfahrungen mit geldgierigen Taxifahrern, erkunden Haifa bei Nacht, wandern ueber Autobahnen und durch Indusriegebiete und fallen schliesslich todmuede in unserer Mini-Koje ins Bett. Gluecklich darueber es geschafft zu haben, das Mittelmeer zu ueberwinden und last but not least Frieden mit 'Ķate' und der See zu schliessen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen