Montag, 8. Juni 2009

Ulan Baator

Die Mongolei ist direkt wesentlich entspannter. Die Menschen sprechen mehr Englisch als in Russland, man wird angelaechelt und freundlich behandelt.

Die Abenddaemmerung bricht ueber den Zug herein, wir sehen Jurten und Reiter in der Steppe die uns zuwinken.


Ich habe mal wieder erst am selben Tag begriffen, dass es noch eine Nacht dauert bis wir in Ulan Baator sind. Ich verfrachte mich selbst in ein guest-house wo sich viele Nationalitaeten der ganzen Welt auf der Durchreise treffen. Mit Gauthier (dem Franzosen vom Zug) schaue ich mir erst einen Tag Ulan Baator an. Die Stadt zaehlt ca. 1,4 Millionen Einwohner. Die Mongolei hat insgesamt so fast 3 Millionen Einwohner, d.h. eigentlich alle leben in Ulan Baator und der Rest zieht in diesem riesigem Land als Normaden umher. Die Hauptstadt ist schon sehr modern gepraegt, zugegeben der Verkehr ist eine einzige Katastrophe. Jedes Mal wenn ich die Strasse ueberqueren muss fuerchte ich um mein Leben.

Da die Mongolen ein Normadenvolk sind stehen die hier auch nicht so wirklich auf feste Adressen. Ca. gefuehlte 10 Strassen dieser Stadt haben ueberhaupt einen Strassennamen. Neben diversen festen Backsteinhaeusern und sowjetischen Plattenbauten gibt es immer wieder Jurten die einfach - ZACK - rundherum gesetzt werden. Sobald man den Stadtkern etwas verlaesst gibt es ganze Jurtensiedlungen. Scheint alles top durchorganisiert hier mit der Staedteplanung...

Interessant fuer mich sind hier wieder die Formen des "kleinen business". Ganz neu diesmal: Lebende Telefonzellen! Da sitzen dann also alte Herren mit weissen Telefonen immer wieder an Strassenecken. Gegen ein paar Tugrig kann man dann seine Freunde anrufen. Uebersee funktioniert hier leider nicht...:-)





Weiterhin gibt es hier UB viele Baustellen, die mir allerdings nicht immer so vertrauenswuerdig erscheinen - aber zeigen, dass sich die Stadt trotz Wirtschaftskrise noch stetig im Aufbau befindet.


Mit Gauthier fahre ich dann fuer einige Tage in den Tereldsch-Nationalpark, oestlich von Ulan Baator. Wir schlafen in einer Jurte, probieren Pferde zu reiten und lernen die atemberaubende Steppenlandschaft nun aus der Naehe kennen. Immer wieder kreisen Greifvoegel ueber den Felsformationen und die Stille ist grossartig. Okay - wenn man vom Pferdegetrappel absieht :-)
Unsere Jurte muessen wir nachts mit Feuerholz waermen. Es ist recht kalt in der Nacht. Auch tagsueber bin ich sehr erstaunt wie gross der Temperaturunterschied in diesem Land allein zwischen Sonne und Schatten ist. In der Sonne ist es zu warm, im Schatten kann man sich direkt einen Pullover ueberziehen. Wir unternehmen einige Wanderungen unter anderem zu einer Felsformation die aussieht wie eine Schildkroete und den pfiffigen Namen "Turtle Rock" traegt!
Wir wandern zu einem buddhistischen Kloster und auf dem Rueckweg folgen uns gegen Abend komischerweise immer mehr Tiere. Ein Hund war schon vorher unser stetiger Begleiter, dann folgt uns eine Weile eine Kuhherde und spaeter als wir die Kuehe endlich losgeworden sind, greifen wir zwei Ziegen auf, die uns unermuedlich folgen. Ich habe keinen Plan warum - vielleicht liegt es lediglich daran, dass ich meinen Hut trage und die Tiere somit der Meinung sind ich waere ihr mongolischer Hirte oder so....(haette ja eigentlich auch nichts dagegen...)
Im vorletsten Tal vor der "Heimatjurte" kommt uns dann ein mongolischer Reiter mit zwei Pferden entgegen. Mit einer Geste bedeutet er uns aufzusteigen und bringt uns dann sozusagen per Pferd nach Hause. Die Mongolen sind aehnlich wie fast alle Asiaten staendig besorgt um einen. Sie moegen es nicht wenn man spaet abends alleine rumlaeuft und haben immer Angst das man sich verlaeuft. So nehmen wir das "Pferd-abhol-angebot" natuerlich gerne an.

Einer unserer mongolischen Nachbarn besitzt einen Volleyball. Ich ueberrede ihn schnell zu einem Fussball-Spiel, so dass es dann zur Gewohnheit wird fast jeden Abend ein Spiel auf 1400m Hoehe mit leicht abschuessigem Spielfeld zu arrangieren. Fuer mich - endlich wieder Fussball, und das mit Mongolen - total super! Schoen ist auch, wenn man beim "Ball wiederholen" auf ein Kamel trifft.
Bevor die Sonne untergeht nimmt uns unser mongolischer Fussballfreund mit auf einen Felsen. Sein Freund ist budd. Moench und wird sein Abendgebet auf dem Felsen verrichten. Wir duerfen mit und bekommen alle geheimen und heiligen Plaetze des Felsens gezeigt und koennen von hier wunderbar den Sonnenuntergang beobachten. Vielleicht war das die Revanche fuer die guten Fussballpartien :-)






Zurueck in UB verabschiede ich mich von Gauthier der nach Peking faehrt und komme noch eine Nacht im Guest house unter. Ich treffe dort die Schwedin Ingrid und die Amerikanerin Marissa, die von Los Angeles auf dem Weg nach Stockholm sind. Die Beiden nehmen mich mit (mit ihrem mongolischen Freund) auf den Black market von UB. Hier gibt es allerlei zu kaufen, und mit allerlei meine ich wirklich ALLES! Von der Singer Naehmaschinen, ueber Muenzen, Huete und traditionelle mongolische Kleidung bis hin zu Markenklamotten - natuerlich nur ECHTE und BESTE Markenqualitaet!



















Wir probieren alles aus....sind erstaunt, und nach wenigen Stunden von den Eindruecken gaenzlich erschoepft. Ingrid wird waehrend der Zeit ihre Tasche komplett laengsseits aufgeschlitzt - aber sie hat Gleuck - sie hat eine Tasche in der Tasche, so dass die Taschendiebe keine Chance hatten. In solchen Momenten bin ich einfach froh, dass ich immer noch mein gefaktes Portemonai dabei habe...was eigentlich nur fuer Russland war.


Ich finde dann endlich wieder eine Unterkunft per Couchsurfing. Ciril kommt aus der frz. Schweiz, spricht perfekt deutsch und auch englisch. Er muss hier seine Examensarbeit fuer sein Landwirtschaftsstudium fertig stellen, ist allerdings gerade dabei hier vorerst sesshaft zu werden. Er hat mit zwei anderen die erste Sandwhicheria der Mongolei eroeffnet. Ich fuehle mich sofort pudelwohl - s0 dass seine Couch meine "home-base" fuer die Mongolei wird. Ich lerne das Nachtleben von UB kennen, kann meine Waesche waschen und bekomme wieder einmal viele Infos gratis. Nun plane ich meine Tour in die Wueste Gobi.

2 Kommentare:

  1. Es gibt strassennamen, man muss nur gut suchen und gucken koennen.

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  2. ja, genauso wie in russland :-(
    da haben die das auch nich so mit irgendwo hinschreiben und so.... :-)

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