Morgens nimmt uns ein Pick up mit an die Grenze von Xinjiang. Dort werden unsere Paesse kontrolliert und unsere Daten registriert. Scheinbar kein grosses Problem. Nach einer halben Stunde gibt es allerdings eine zweite Kontrolle featuring Strassensperre. Diese scheint provisorisch wegen der Unruhen die es Anfang Juli in Xinjiang gegeben hat, eingerichtet worden zu sein. Auch diese Station passieren wir mehr oder weniger
ohne Probleme. Dann setzen uns unserer Fahrer an einer weiteren Polizei-Station ab. Wieder geben wir unserer Paesse ab und werden allmaehlich ein wenig ungeduldig. Es passiert nichts. Die stehen wie immer mit fuenf Beamten und keiner macht etwas. Ich gehe irgendwann einfach hin und nehme meinen Pass vom Tisch weg. Der Polizist sagt, dass er ihn noch braucht. Ich frage wozu und sage wir seien mehrmals kontrolliert worden. Dann schaut er in meinen Pass und fragt mich "Where are you from", ich schaue ihn pikiert an (er hat meinen Pass in der Hand!) und sage " hmm, what do you think where i am from?" Das ist mir echt zu bloed!
Wir versuchen einfach zu gehen, und sie fragen uns wo wir hinwollen. Wir erklaeren, dass wir per Anhalter fahren und ein Polizist erklaert uns daraufhin, dass die
Strasse gesperrt sei unter Bauarbeiten. (Die Geschicht habe ich schonmal gehoert...) Ich sage ihm, er solle uns dann dorthin bringen wo die Autos dann herfahren, was er dann ueberraschenderweise auch tut. Er bringt uns zurueck zur zweiten Kontrolle am Schlagbaum.
Tja...und innerhalb der naechsten Stunde sieht es dann so aus als ob die Polizei fuer uns eine Mitfahrgelegenheit organisiert. Wir lehnen uns schoen zurueck, essen Melone und Eisstee (sponsored by chinese police), und geniessen, dass wir uns einmal nicht am Strassenrand erklaeren muesse
n. Es wird recht lustig am Schlagbaum, wir treffen viele Leute, ich spiele ein wenig Gitarre und eine Familie laesst uns einen ganzen Karton mit pfirsichartigen Fruechten als Geschenk da, ein Polizist schenkt uns zwei Brote und nach einer Stunde haben wir einen Fahrer, der uns die ganzen 400km in die Wuestenstadt Ruanming mitnimmt. Die Fahrt im Pick up ist bequem und fuehrt durch endlose, staubige Sandlandschaften und unsere Rucksaecke sind anschliessend weiss und oelig. In der Stadt angekommen will der Fahrer uns nicht einfach irgendwo rauslassen, weil er denkt dass es zu gefaehrlich fuer uns sei, sondern an einen sicheren Ort, und wir enden wieder einmal - wo auch sonst- an einer Polizeistation. Dieses Mal wissen sie nach der Passkontrolle so gar nichts mit uns anzufangen und wollen uns in ein Hotel stecken. Wir erklaeren, dass wir nicht in teuren Hotels uebernachten sondern im Zelt. Sie erklaeren, dass dies nicht geht, es waere nicht sicher. Ich bin dieser Konversationen etwas muede geworden - und wir stellen uns doof, und lassen dass Problem einfach mal zu dem der Polizei werden und warten ab. Nach einigen hin- und her enden wir damit, dass sie uns den Garten hinter der Polizei-Station zeigen, indem wir campen dürfen, und uns ausserdem sämtliche Früchte (Weintrauben und Pflaumen - diese Stadt scheint eine Oase zu sein) bedienen dürfen. Besser gehts ja nicht, und einen sicheren Platz werden wir in der Stadt ja wohl kaum finden. Sonderlich gerne beherbergen sie uns nicht aber das ist uns egal.
Wir haben an diesem Tag soviel Essen geschenkt bekommen, dass wir eine Abschiedsfeier im Garten der Polizei feiern können. Denn hier trennen sich unsere Wege nach einem Monat gemeinsamen Reisens. Taylor wird weiter nach Kashgar und Kirgistan reisen (sein Visum läuft bereits) und ich muss nach Norden, um in Urumqui das Flugzeug nach Istanbul zu bekommen.
In dieser Provinz ist nach wie vor das Internet, sowie sms und internationale Telefongespräche komplett abgestellt, so dass ich von Taylor die Adresse eines Couchsurfers in Urumqui bekomme.
Trotz einiger Differenzen die wir hatten, war es gut zusammen zu reisen. In einigen Punkten sind wir sehr veschieden gewesen. Taylor ist ein Reisender, der seit zwei Jahren per Anhalter um die Welt reist und fast nur noch aus Story besteht - das wäre nichts für mich. Aber vom Reisestil her hatten wir dieselben Ideen. Wir geben uns noch gegenseitige Tipps und konstruktive Kritik :-) - und verabschieden uns am nächsten morgen, jeder in seine Richtung.
Die Polizei ist ganz froh, dass sie uns los ist (in China gilt das Prinzip - aus den Augen aus dem Sinn) und ich mache mich auf den Weg auf den Autostopp durch die Taklamakan-Wüste.
Ich habe unverschämtes Glück und bekomme einen direkte Fahrt nach Korla, komplett durch den tiefen Wüstenkessel.
Wir fahren sechs Stunden lang, passieren einige kleine Sandstürme und ich komme gegen Abend an. Dann tue ich etwas, was sich schon so laaaange nicht mehr getan habe und nehme mir ein Hotel für acht Euro die Nacht (!), dafür aber endlich eine Dusche nach über 1,5 Wochen nur höchstens Wasserhahn, und ein wenig Ruhe. Die Stadt Korla ist recht ruhig, ich bin die einzige Fremde weit und breit, kaum einer spricht Englisch, und ich komme mir nach so langer Zeit zu zweit reisen, f
ast ein wenig allein vor.
Dafür kann ich einige Sachen waschen und meinen Rucksack (Haus) neu organisieren. Am anderen Tag geht es dann nach Urumqui, Zentrum der Unruhen im Juli 2009.
Da Siv, der Couchsurfer aus Urumqui mit seiner Frau erst am 24. zurückkommt brauche ich vorher noch eine Unterkunft für zwei Nächte, oder
ich muss ausserhalb der Stadt zelten. Ich bin froh, dass wenigstens die Anrufe innerhalb von China funktionieren und rufe Lili und Joe, meine Freunde aus Peking an. Sie suchen dann für mich im Internet ein günstiges Hostel raus (dort funktioniert es noch). Es ist schön wieder mit ihnen zu sprechen und sie helfen mir gerne.
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