Autostopp in der Türkei stellt sich als verdammt einfach heraus. Man muss sich lediglich abwechselnd die Namen Achmed, Memmet und Mohammed merken, und man ist dabei. Wir stehen nie länger als drei Minuten an einem Ort und die Distanzen sind so klein hier in Europa (!)
Mit kleinen Stopps fahren wir runter nach Tekirdag wo wir auf einem Stoppelfeld an der Marmara-Sea schlafen. Das Zelt stellen wir bei dem guten Wetter gar nicht erst auf, sondern übernachten mit Luma und Schlafsack so auf der Gewebe-Plane. Morgens gehen wir im Meer schwimmen und eine Kuh besucht uns, die sich mit ihrem Strick im Huf verheddert hat. Ich helfe ihr natürlich unter Einsatz meines Lebens aus ihrer Misere, aber die bedankt sich nicht mal :-(
Als wir dann weiter hoch wollen, zur bulgarischen Grenze, werden wir mit unseren Rucksäcken schon so angesprochen wo wir denn hinwollen, und bekommen so die erste Fahrgelegenheit des Tages ohne Daumen (ja, hier gilt er übrigens wieder, der Daumen, als universales Zeichen für hitch-hiking- mit dem hätte ich in China oder der Mongolei stundenlang stehen können, und niemand hätte mich mitgenommen...). Aber eines ist ähnlich zu China, auch in der Türkei werden immer schnell die Handys gezückt und jemand wird zum übersetzen angerufen, obwohl hier sogar Mimik und Gestik wieder einwandfrei funktionieren (eine China-geschädigte atmet auf!)
Alle Autofahrer sind total nett, kaufen uns Cola oder Schokoriegel, bringen uns ein Stück weiter, geben uns ihre Telefonnummer falls wir Probleme kriegen....einmal haben wir in einer Stadt Konkurrenz von einem weiterem Tramper - wir tun uns zusammen, und bekommen zu dritt (!) eine Mitfahrgelegenheit - das ist lustig! Andere Autofahrer versuchen auf einfache Art und Weise einen Heiratsantrag zu machen, indem sie z.B. ihren Englisch-sprechenden Bruder anrufen, dieser fragt Theresa dann am Telefon ob sie unseren Fahrer nicht heiraten möchte. Theresa hat ihre Mühe und Not am Telefon zu erklären, dass sie einfach nicht so der spontane Charakter ist und sowieso einen (erlogenen) Freund hat - während ich auf dem Rücksitz sitze und aufpassen muss, dass ich mich nicht zu offensichtlich totlache....
Dann fahren wir auf der Ladefläche eines Traktors mit anderen Bauern aus der Stadt heraus und bekommen mit einem LKW den Anschluss zu einem Kalk-Beton-Werk, bekommen dort Wassermelone geschenkt und werden vom Chef persönlich Achmed (na klar!) - in das nächste, kleine Dorf gebracht. Hier ist die Welt noch in Ordnung, von einem kleinen Jungen der den Dorfladen betreut kaufen wir zwei Brote und einen Sack Oliven und machen uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Dabei pflücken wir Brombeeren und entdecken eine Schildkröte. Ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass es hier Schildkröten gibt! Auf der Wiese am Fluss, wo wir campen wächst frische Minze, so dass wir uns leckeren Minztee machen können. Die Nacht wird recht kühl und feucht, aber wir schlafen gut! Am nächsten Tag laufen wir durchs Dorf, kaufen uns von den letzten, türkischen Lira Früchte und bekommen dann eine direkte Mitfahrgelegenheit nach Burgas in Bulgarien am schwarzen Meer. Unser Fahrer ist allerdings ein Zigarettenschmuggler und bekommt an der Grenze mit den fünf Schlagbäumen und vier Kontrollen scheinbar ordentlich Stress, so dass er uns ganz Leid tut. Am Ende muss er scheinbar auch noch ordentlich zahlen! Währenddessen sagen Theresa und ich "güle-güle" zu Atatürkts Statue und freuen uns auf Bulgaria.
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