Sonntag, 17. Mai 2009

Transsibirische Eisenbahn Teil I - Ekaterinenburg und der Ural


For all my russian friends first: I had a nice and somehow "different" time here.
But the important thing i want to tell you:
A lot have asked me all the way about Remarque here. Because for you it was the most important school literature you had - and i "silly-me" have never read anything of him. So - i found a bookshop here, and they had german literature. And - suprise - today i bought me a book from Remarque! So i will go on educating myself and add some knowledge to my travel-brain :-) And, by the way, there were two nice old ladys in that bookshop, and one of them was able to speak english very well, and i ended up in that bookshop talking for an hour with that lady - was a nice meeting!
Nun zum Zug:
Die russische Zugmentalitaet ist einfach super. Wie gesagt die Bezeichnung "fahrender Campingplatz" kommt dem ganzen verdammt nahe! Der ewig lange Zug zwockelt also mit lockeren 50kmh, mit dem so bekannten TACK-TACK-Geraeusch durch die Landschaft. Aufgrund des angenehmen Tempos kann man alles was draussen vor sich geht gut beobachten ( Dafuer brauche ich bis Ekaterinenburg auch zwei Tage...).
Auf unserem "Waggonflur" gibt es sogar einen Teppich, der auch von der Provodniza (Zugbegleiterin pro Waggon, quasi die Mama der Reisenden, die passt wirklich auf alles auf!!) gestaubsaugt wird.

Am Ende eines jeden Waggons gibt es einen Samowar wo sich Leute Tee (Chai) oder Suppe machen koennen. Die Reisenden richten es sich haeuslich ein: Man liest, spielt Karten oder Schach oder unterhaelt sich. Niemand ist im Stress, keiner aergert sich oder will die Dinge beschleunigen. Ich selbst geniesse diese, verleichbar kurze Zugfahrt, fuer mich (da keine anderen auslaendischen Reisenden da sind) mit lesen, Tagebuch schreiben, Musik und TKKG hoeren und relaxen (endlich mal wieder!) - Aber ich langweile jetzt nicht weiter mit Zuggeschichten.












I am in Ekaterinenburg right now! My journey was safe and quite relaxing. This time it was just up to me to find the adress of my hosts here. I managed to get into the right bus from the station (wagsal) and i even managed to hop off at the right bus/maschrutka-stop. But after this, i had a little hard time to find the right bloc where sasha and her boyfriend are living. I managed "somehow" to find it with actually one sentence: "iswinitze, skaschitze paschalsta gdse sdjes uliza admandu..." And i think most of the people i asked did not have any clue that i was not able to understand only one word they answering.... i just smiled and watched hardly their gestures and pointings- went into that direction and said: "spassiba"! After 25 minutes i reached my aim :-) Lucky me! My hosts are really nice and easy-going. At the same evening i had a nice guitar session with Alexander and Nikita. So i am feeling almost home again :-)
Nun zu "fast Sibirien": im Zug konnte man merken dass die Landschaft deutlich sumpfiger wird, auffaelligste Baumart fuer mich augenscheinlich ist nach wie vor die Birke (good old fellow since Sweden), die allerdings fuer die Taiga auch typisch ist. Dazu kommen Laerchen, Fichten, Tannen und Kiefern.
In Jekaterinenburg (ehemals Swerdlowsk) ausgestiegen ist es allerings lockere 25 Grad, gefuehlt innerstadts sogar noch waermer. Das Stadtbild ist eher rustikal-dreckig gepraegt. Es liegt viel Abfall herum und eine verdammt hohe Verkehrsdichte macht das atmen auf den Strassen teilweise schwierig.

(Aber ich beschwer mich ja nicht, hatte schliesslich erst einen Regentag seit ich losgefahren bin - und egal wo ich hinkomme heisst es "oh - only last week we still had snow!" Meine erste Stadtexkursion wirft mich nicht gerade vom Hocker, wie immer treffe ich auf eine ueberdimensionale Lenin-Statur, versuche Strassen einigermassen unbeschadet zu ueberqueren und versuche langsam zu verstehen nach welchem Plan die Menschen hier agieren (wahrscheinlich nach gar keinem...)

Die Freude am "Inszenieren" ist in der ehemaligen "Sowjet-Mentalitaet" noch fest verankert. So werden hier z.B. gerade ganze Strassen renoviert und Fassaden neu gestrichen. Das alles passiert, weil am 16.Juni eine wichtige, internationale Konferenz in Jekaterinenburg stattfindet. Damit alles was Rang und Namen hat sich wohlfuehlt und denkt bzw. denken soll: " Ker, was eine schoene Stadt, und der Russe an sich...." werden also genau DIE Strassenzuege von Flughafen bis in das Stadtzentrum renoviert und gesaeubert (Natuerlich nur diese!).
Damit die Verkehrsdichte dem zu Erwartenden Bild entspricht wird ganz einfach und knapp ein Fahrverbot fuer diese Zeit verhaengt. Und, um ganz sicher zu gehen (man ist ja pragmatisch!), wird einfach 2 bis 3 Tage vorher kein Benzin mehr verkauft! So einfach ist die Kiste...tja, da wuenscht man sich doch manchmal die Bundesregierung wuerde so einfach und pragmatisch denken und handeln, nicht wahr?

Von diesen kleinen Geschichten gibt es natuerlich eine Menge schoener, kann bloss leider nicht alles zu Papier bringen - sprengt den Rahmen.

Eine weitere dieser "russischen Traditionen" (wie mir meine Gastgeber erklaeren) ist das Abstellen der Wasserzufuhr in russischen Haushalten. Alle paar Monate muessen die alten Wasserleitungen geflickt werden. Dann gibts halt ein paar Tage kein fliessendes Wasser. Wir sorgen vor, indem jeden morgen die Badewann vollgemacht wird (und mein 4-Liter-Wasserbeutel :-) und schauen Abends gespannt ob das Wasser noch laeuft.....ich hatte Glueck!

Nach zwei Tagen "Stadt" muss ich etwas tun, um herauszukommen! Leider muessen meine Gastgeber arbeiten. Ich finde eine "Touristeninformation", wenn man es so nennen will, schaffe es (diesmal auf franzoesisch!) herauszubekommen dass es ueberteuerte Touren gibt, cheaper fuer Gruppen - bin ich aber leider nicht - deswegen mache ich mich am naechsten Tag auf in die City um Touristen zu suchen. Leider wirklich erfolglos an allen Plaetzen :-(
obwohl ich 2 Tage vorher sogar einen gesehen habe, nur daemlicherweise nicht angesprochen hatte...
Aber egal, Sasha hat mir in dieser Zeit in der russischen Variante von "StudiVZ" eine Gruppe rausgesucht die am Sonntag im Ural wandern geht, juhuu!

Wandertag: Mit, wieder einmal einer verdammt netten Gruppe junger Russen, mache ich mich auf mit meinen geliebten Schunkel-Schrott-Bussen in den Ural. Waehrend der Fahrt bekomme ich Infos ueber russische Mythen und Fabeln der Region die wir besuchen werden. Heute regnet es in Stroemen, innerhlab von nur einem Tag hat es einen Temperatursturz von 25Grad auf 2Grad gegeben. Schon nach kurzer Zeit sind wir klitschnass. Aber selbst meine russischen Freunde lassen sich nicht die Laune trueben. Dascha ist ein wenig esotherisch angehaucht, sie hat eine kleine Buddafigur dabei und erklaert mir, dass wir genug Leute sind, um besseres Wetter zu bitten (einer alleine wird naemlich nicht erhoert!). Ich bin ja offen - und kurze Zeit spaeter ertappe ich mich dabei, wie ich mit fuenf Russen im Nirgendwo im Kreis stehe und buddistische Gebetswoerter auf russisch nachspreche, die doch fuer mich eigentlich ueberhaupt keinen Sinn ergeben.... Aber siehe da, wir werden erhoert, kurze Zeit spaeter hoert der Regen auf und es faengt an zu schneien. Da hat dieser ominoese russich-buddistische Gott wohl seine ganz eigene Interpretation unserer Bitte vollzogen.

Trotz des Wetters ist der Ausflug das beste, die Natur ist wieder einmal - trotz "Klatsch-Nass-Sein" ueberwaeltigend! Ich befinde mich auf der geographischen Grenze zwischen Europa und Asien! Hier gibt es plattentektonische Verschiebungen (Ural) und dadurch kamen sehr schoene Felsformationen zustande.Und ich habe einen Buntspecht gesehen!!! Etwa zwei Meter von mir enfernt!

Ein weiteres PLUS ist die Gesellschaft von Russen bei solcherlei Ausfluegen. Ich liebe die Mentalitaet dass einfach alles geteilt wird, und wenn es nur ein Snickers ist was mit dem Messer schoen saeuberlich in entsprechend viele Teile geschnitten wird.

Thanks for guidance!
Alexander hat mir geholfen ein Zugticket bis nach Irkutsk zu kaufen - diesmal habe ich fuer 2136km satte 64 Euro bezahlt. Fairer Preis, sach ich mal, zumal da dann 3 Uebernachtungen inclusive sind.
Ich habe mir fuer den Zug, gemaess russischer Tradition (und alter WG-Tradition) noch schoen ne GM-Hose (sprich: Gemuetlichkeitshose/Jogginghose) gekauft. Man muss ja hier mit dem Strom schwimmen. (An dieser Stelle herzliche Gruesse an Miri und Mareike!)

Mein Zug geht nachts um halb vier ab. Alexander und Nikita bleiben solange mit mir wach, Alexander backt einen Mitternachtskuchen, wir spielen Songs auf den Gitarren und so habe ich einen entspannten Abschied.
JEK hat mir gut gefallen. Die Stadt war an sich vielleicht nicht so...aber es waren viele interessante Gespraeche dabei. Meine Gastgeber waren sehr aufgeklaert. Beim Thema "Muell trennen" meinten sie, dass die russische Bevoelkerung erst einmal lernen muss den Muell ueberhaupt IN EINEN Muelleimer zu werfen, bevor man anfaengt zu trennen. Ich schaetze die estische Nummer mit dem Barack Obama wuerde hier wahrscheinlich nicht ziehen, Amerikaner sind ja hier nich so...

Es scheint fuer mich allerdings, dass die russische Bevoelkerung nach dem Ende der Sowjet-Zeit in viel zu kurzer Zeit einen zu grossen Sprung in die Moderne machen musste. Manchmal meint man Russland ist noch ein Entwicklungsland. In den grossen Staedten gibt es allerdings dann einen Overload an Reklame, laute Musik, Muell und Konsum. Es macht den Eindruck, als ob der Umgang mit diesen Dingen bei der Bevoelkerung noch in den Kinderschuhen steckt. Er wirkt zumindest nicht verantwortungsbewusst. Bei Veraenderungen, oder dem Versuche einen "Sinneswandel" zu vollziehen, stoesst man natuerlich gegen die "Abwartende Haltung" der Sowjet-Mentalitaet, in der das Motto "Mal in Ruhe 5 Jahre abwarten, ob es besser wird" gilt.
Ich fuer meinen Teil setze jedoch die Hoffnung in die junge Bevoelkerung, die mir bisher immer sehr aufgeschlossen und aufgeklaert gegenueber getreten ist! Und was das Improvisieren hier angeht, da stehe ich drauf - und steige in meinen Rumpelzug nach Irkutsk.







3 Kommentare:

  1. Hi Sarah!
    Hab gerade deine Russland-Posts gelesen, fühle mich 5 Jahre zurückversetzt und bekomme großes Fernweh nach diesem Land!
    Ich bin beeindruckt, wie du ohne Russischkenntnisse zurechtkommst und wünsche Dir viele spannende Momente in Sibirien. Werde deinen Blog weiter verfolgen,

    lieben Gruß

    Raimund

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  2. Ou, Sarah!

    Our esoteric Dasha had really entered you into trans. And in that condition of yourself you and we were reading orthodox Christian pray, but you were thinking about Buddha.

    Probably that's way snow had begun?!

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  3. Hallo, Sarah!

    In Jekaterinburg wäre ich auch gerne ausgestiegen - ging sich aber bei meiner Reiseplanung nicht recht aus. Außerdem hat mich gestört, dass die Züge zur Weiterfahrt mitten in der Nacht abfahren. Also mal sehen - vielleicht ein andernmal :-(

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