Wir kommen nach einigen Autostopps gegen Mittag in einem kleinen Dorf am Fuße der Berge an. Wir müssen allerdings die Bergstraße hinauf nach Salas de Sus, was direkt in den Karpathen liegt. Hier bekommen wir allerdings vorerst keinen weiteren hitch, da keine Autos vorbeikommen (nicht mal Pferdekarren)! Wir wandern deswegen los und kommen an einem kleinen Kartoffelacker vorbei, auf dem rumänische Frauen arbeiten. Wir denken an unsere Feuerkartoffeln von gestern Abend und wollen Ihnen vier Kartoffeln abschwatzen, damit wäre unser Abendbrot schon mal gesichert! Die Frauen reagiere
n allerdings auf unsere Frage empört, wir sind leicht verwirrt und bieten ihnen einige Leu dafür – sie reagieren noch empörter, fragen uns allerdings ob wir denn eine Tasche hätten. Ich gebe ihnen eine meiner kleinen Plastiktüten – sie schüttelt den Kopf, holt eine große Plastiktüte und schüttet uns einen EIMER VOLL (!) Kartoffeln hinein – so dass wir uns mit 4kg Kartoffeln verabschieden dürfen.
Damit hatten wir nicht gerechnet und freuen uns aber, dass wir am Abend in den Bergen mit den anderen Couchsurfern etwas teilen können! Mit dem letzten Lieferwagen kommen wir in dem kleinen Dorf an und fragen nach dem Couchsurfer Mihai, den jeder hier kennt. Eine ältere Frau bringt uns zu seinem Haus, an dessen Gartentor schon steht: www.couchsurfing.com, FREE ACCOMODATION, Welcome!
Wir betreten seinen Garten und das kleine Haus. Mihai ist nicht da, an der steht bloß „Usually i am not at home, i’m in the mountains – feel free, help yourself“.
Wir gehen hinein, es ist ein großer Raum mit fünf Sofas und einem Gasherd – an der Kühlschranktür steht mit Edding “Self service – help yourself”. Im Garten stehen Obstbäume, ein Plumsklo und eine arrangierte Dusche an dem kleinen Fluß der um das Grundstück herumfließt. Wir machen es uns erstmal bequem. Später taucht Mihai dann auf und nimmt uns mit zum Kuddel-Suppe essen bei seinem Bruder.
Mihai stellt sich als eher spezieller Charakter heraus, der erstmal alle Personen die er trifft provoziert, und die Dinge die man tut und lässt auf eine spezielle Art und Weise in Frage stellt. Er liefert sich ellenlange Diskussionen über Weltfragen mit Gido und es werden harte Diskussionen daraus. Er weiß ziemlich viel und spricht mehrere Sprachen flüssig. Nach der Frage warum er sein Haus und den Kotten in den Bergen zur freien Verfügung stellt, und noch dazu Essen gibt, sagt er nur, dass er es haßt, dass in dieser Welt immer alles nur für Geld gemacht wird, und das Geld keinen Wert für ihn hat.
Er erzählt wie er vor einigen Jahren im Gefängnis saß nach dem Versuch eine Grenze normal zu überqueren, und das lediglich aus dem Grund, dass er Rumäne ist und welche Schwierigkeiten man hat, wenn man als Rumäne reisen möchte. Vor allem die deutsche Polizei scheint wohl behaftet mit Vorurteilen gegenüber Rumänen zu sein.
Ich für meinen Teil habe auch die Erfahrung gemacht, dass Leute die in Ländern leben, die eher mit Vorurteilen besetzt sind weitaus schwieriger ist zu reisen, und sie viel mehr Schlucken müssen. Ich werde zwar an vielen Grenzen kontrolliert, aber ich darf i.d.R. immer ohne weitere Fragen passieren, weil ich eben das unverschämte Glück habe einen deutschen Pass zu besitzen, der wahrscheinlich zu den angesehensten der Welt gehört. Viele andere dürfen hingegen nicht passieren, werden stundenlang kontrolliert und befragt.
Manchmal denke ich, dass dies ganz schön ungerecht ist.
Ich für meinen Teil erlebe scheinbar gerade in den Ländern die mit den meisten Vorurteilen behaftet sind die besten Reiseerlebnisse, treffe die freundlichsten und hilfsbereitesten Menschen!
Gegen Abend tauchen dann noch zwei Französinnen (Sandrine und Pauline) und eine Deutsche (Kathrin) auf. Sandrine und Pauline waren zwei Monate in Rumänien unterwegs um in Zirkusprojekten mit Zigeunerkindern zu arbeiten. Sie sind mit einem kleinen Französischen Lieferwagen unterwegs in dem sie allerlei gute Dinge haben: Akkordeon (selten trifft man Französische Reisende ohne Akkordeon :-), zwei Gitarren (!), Rhythmus-Instrumente, Jonglage-Bälle, Devil- Stic….
Mit dieser Gruppe teilen wir dann Abends die Feuerkartoffeln und machen uns am nächsten Tag alle zusammen mit Mihai an den Aufstieg in die Berge. Dafür müssen wir etwa drei Stunden voll gepackt bergauf, aber Sandrine spielt dabei auf dem Akkordeon. Wir besichtigen einen Wasserfall und kommen dann an an den Cottages. Es ist eine Ansammlung kleiner Holzberghütten ohne Strom und fließend Wasser – aber mit einem klaren Gebirgsbach von dem Wasser zum waschen, kochen und trinken abgezweigt werden kann.
Auch an der Tür der Berghütte steht „Free Accomodation – Welcome!“, zum Ärger der hiesigen Touristen-Manager wie Mihai mit einem Grinsen erklärt.
In diesem wunderschönen, einzigartigen Naturreservat dürfen wir also jetzt so lange bleiben wie wir wollen J! Aber es ist auch schon verdammt kalt hier oben! Sobald die Sonne hinter der Bergspitze verschwunden ist, heißt es warm anziehen. Wir verbringen die Tage mit Wanderungen und ganz viel Musik! Ich studiere mit Pauline, Sandrine und Kathrin viele Zigeunerlieder und sonstige ein, abends am Lagerfeuer wird gesungen und die CasCas geschwungen (ein sehr interessantes Rhythmusinstrument aus Mali). Wir sammeln Pilze (diese Gegend ist so unglaublich reich an Pilzen, das erinnert mich an unsere Sammelaktionen als Kinder zu Hause …hmmmm!!) die wir in die Pfanne hauen und machen den besten Tee der Welt aus frischen Bergkräutern (Minze und Wacholder) deren Geschmack so intensiv aufgrund der Höhenlage ist. Großartiges Leben hier oben!!
Die Wanderungen werden immer mit Akkordeon unternommen und die Vegetation gibt hierzu das passende Bild: dicke rote Fliegenpilze, leckerer Sauerklee und Blaubeeren…was kann schöner sein!?
Wir fangen an uns gegenseitig Akkordeon und Gitarre featuring different songs beizubringen!
Die Nächte sind furchtbar kalt, aber Mihai hat viele Decken und Schlafsäcke dort oben gelagert. Mein Schlafsack zeigt wieder einmal was er kann, und die Öfen werden eingeheizt.
Nach einigen Tagen machen wir uns wieder an den Abstieg. Unten sind schon wieder neue Couchsurfer angekommen, aus Schweden, Rumänien und Amerika. Wir passen alle in Sandrines Kleintransporter (was nicht passt, wird passend gemacht) und fahren nach Hateg um nach längerer Zeit mal wieder Pizza essen zu gehen und das WIFI des Restaurants zu nutzen.
Am nächsten Tag machen wir uns (natürlich nach einer weiteren Musik-Session und einer Dusche im Fluß) auf mit dem Kleintransporter nach Arad. Wir fahren zu dem Konzert von Emir Kustoriza, eine serbische Band die über den ganzen Balkan berühmt ist und die Zigeunermusik macht. Sie haben unter anderem den Soundtrack zum Film „Black cat – white cat“ und „the time of the gypsies“ gemacht. Wir werden alle (! – Sandrine, Pauline, Kathrin, Mihai, Gido und ich) von einem Couchsurfer namens Raul aufgenommen und fahren mit ihm zum Konzert, er hat auch gerade noch Besuch von einer Estländerin die wir auch gleich mitnehmen. Das Konzert ist nicht einmal ausverkauft und der absolute Hammer! Am meisten beeindruckt mich der Geiger. Wir tanzen uns die Füße wund und genießen das Konzert. Danach gehen wir noch mit einigen Spaniern, die Sandrine noch aus Timishoara kennt, einige Biere trinken. Irgendwann fragt Sandrine mich, ob ich nicht mit ihnen nach Mali/Afrika kommen möchte. Sie würden direkt mit dem Auto dahinfahren über Marokko und Mauretanien zu einem „festival of the desert“, und sie könnten mich dort gut gebrauchen. Ich komme in den nächsten Tagen sehr ins grübeln- entschließe mich jedoch irgendwann das Angebot auszuschlagen, obwohl es mich in den Füßen juckt – aber schließlich bin ich ja eigentlich auf dem Heimweg). Die drei sind allerdings auch etwas in Eile, weil sie noch für Impfungen in Frankreich vorbei fahren müssen. Trotzdem entschließe ich mich dann doch sie noch ein paar Tage bis Budapest zu begleiten, während Gido weiter nach Moldavien reist.
Wir fahren nach Timishoara, kaufen dort noch eine Melodica übernachten in den Feldern und machen Musik.
jetz das ich habe deutsch besser gelernt, ich kann sehen wie kinderlich du bist.
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