Montag, 15. Juni 2009

Die Wueste GOBI - welche die Definition "Wueste" sprengt!










Mit vier Herren, einem Spanier, einem Belgier (verrueckt!), einem Australier und einem Iren mache ich mich auf den Weg in die Wueste Gobi. Wir mieten uns einen dieser alten russischen Vans samt driver. Vor Fahrtantritt braucht es einen Tag um zu organisieren (Wasser, Lebensmittel etc.) und Mathew, der Australier rennt noch einen Tag zwischen russischer Botschaft und Reisebuero hin und her, um ein Transitvisum fuer Russland zu bekommen. So verbringen wir nochmals zwei Stunden damit Adressen in dieser Stadt zu suchen...


Ich habe Glueck und kann mir fuer die Tour (nach langer Ueberredungskunst) die Gitarre von Taylor (Cirils Kollege) aus dem Sandwhich-Shop ausleihen. - YEAH! - Musik in der Wueste.


Wir fahren los - und beruhigenderweise haben wir schon nach vier laeppischen Stunden Fahrt zweimal den Reifen wechseln mussen. Noch haben wir einen Reifen auf dem Dach...



Wir fahren auf der "Wuestenhauptstrasse" in Richtung Sueden. Allerdings ist dies keine Hauptstrasse in unserem Sinne, sondern eher der in europaeischen Wanderkarten mit einer schwarzen Linie gekennzeichneten sogenannte "Fahrweg". Fahren kann man eigentlich auch nicht sagen, sondern eher rumpelndes, droehnendes Fortbewegen. Der Fahrweg besteht teilweise aus vier Spuren, weil die alte Spur aus irgendwelchen Gruenden nicht mehr befahrbar ist. Trotzdem kommen uns sogar das eine oder andere Mal LKWs entgegen die scheinbar irgendwelche Wuestendoerfer beliefern. Ansonsten trifft man noch andere bescheurte Touristen im Jeep (wie wir), Nomaden auf Pferden die ihre Heerden zusammen treiben und auch die moderene Form des Nomadentums = Mongolen die in traditioneller Kleidung auf dem Motorrad ihre Herden zusammentreiben. Kein Witz.




Zur Wueste:


Sollte irgendjemand denken die Wueste sei langweilig, eintoenig und ohne Leben - so sei er nun eines besseren belehrt. Die Landschaft ist aeusserst abwechslungsreich und ich begegne auf dieser Reise mehr Tieren auf einmal als in meiner gesamten bisherigen Reisezeit!


Es faengt an mit den domestizierten Tieren, Kamelheerden, Ziegen- und Schafheerden, Hunde, Pferde und hoert auf bei den wild lebenden Tieren wie Geier, Adler, Heuschrecken, Eidechsen, Wuestenmaeuse, Wildpferde, gigantische Kaefer und unterschiedlichste Vogelarten.


Der Wechsel der Gesteinsformationen, Sandarten und die unterschiedlichsten Farben von Steinen am gleichen Ort ist ueberwaeltigend.


Wir schukkeln mit ca. 60kmh durch diese Landschaft, halten ab und zu an und immer wieder tauchen als weisse Punkte die Jurten der Nomaden auf.


Gegen Abend kommen wir bei einer Nomadenfamilie unter. Gegen einige Tugrig bekommen wir Abendessen, Jurte und Fruehstueck. Alles schmeckt nach Hammel- oder Ziegenfleisch!


Die Zusammenstellung unserer Reisegruppe ist recht lustig, alle haben ein wenig Probleme mit den dann doch recht unterschiedlichen Akzenten. Komischerweise wird unser irischer Native-Speaker am wenigsten verstanden, und unser belgischer Freund Jacobs bringt es auf den Punkt: "For me - your language and mongolian language - its the same!" Von da an, wird er nur noch gedisst :-)


Noch lustiger wird es bei der Frage, wer welche Bretterverschlaege wie als Toilettte definiert hat. Der Spanier hat sich mit dem Ziegenstall vertan und der Australier hat es geschafft sich auf der richtigen Latrine einzusperren, so dass ihm der Belgier zu Hilfe eilen musste...ich fuer meinen Teil habe zuerst einen Heuverschlag genutzt, dann aber alles "richtig" gemacht. :-)


Die Landschaft wird zusehens trockner - und wir halten an unseren ersten Sandduene. Die wird natuerlich mit internationalen Sandduenenweitsprungwettbewerb celebriert.


Interessant sind auch die Wuestendoerfer mit den "Wuestentankstellen", wo wahrscheinlich pro Tag hoechstens zwei Leute auftanken. Man fragt sich wer in diesen Doerfern wohnt und wovon zum Teufel die Menschen hier leben.

Cool ist, wenn man mit Klopapier bewaffnet beim wandern zur Latrine Kamele trifft. Wenn man sich dann die Latrine anschaut, fragt man sich, wer jetzt eigentlich den besseren Locus hat, die Kamele oder ich? Die Nomaden-Kamele sehen so dermassen bescheuert aus, dass ich sie ueberhaupt nicht ernst nehmen kann.

Unser belgischer Freund Jacobs hat es sich waehrend der Tour zur Angewohnheit gemacht einfach jeden Tag von neuem zu behaupten, es sei sein Geburtstag - so dass es dann fuer uns jeden Abend mit den nomadischen Familien etwas zu feiern gibt. Die Gitarre tut ihre Dienste und irgendwann sollen wir dann auch traditionellen, mongolischen Gesang auf der Gitarre begleiten, was mir mehr oder weniger gelingt...Wie auch immer - die mogolischen Nomaden sind jedoch immer sehr angetan, wenn man die Gitarre hervorholt und spielt.


Als wir am suedlichsten Punkt unserer Reise ankommen, gibt es diesmal riesige Sandduenen am Horizont. Als ich gerade losziehen will, diese zu erkunden, rauscht von Westen eine riesige, ueberdimensionale Sandwolke ueber die Steppe auf mich zu - ich ergreife die Flucht zurueck in die Jurte - um dann mit Kompass bewaffnet nochmals wieder loszuziehen.

Nach ca. 15 Minuten ist der Sandwolkenspass vorbei und es regnet ein wenig (strange diese Wueste!).
Der Weg zum Beginn der Sandduenen ist laenger als gedacht und steckt voller Ueberraschungen. Ploetzlich taucht inmitten der Steppe ein "tiefergelegter" Wasserlauf auf, und kurz vor dem Ansatz der Sandwueste ist der Boden komplett gruen bewachsen und es grasen Wildpferde dort.

Kurz dahinter fangen riesige Duenen unmittelbar wie eine klare Grenzlinie an, und man sieht keinen gruenen Halm mehr.


Anderntags fahren wir durch Steinwueste, finden genau eine Stelle an der Schatten ist um Mittagessen zu kochen. Faszinierend sind auch die Luftspiegelungen, die mich wirklich ab und zu an komplette finnische Seen erinnern.

Nach dem Essen schlaegt das Wetter wieder um, Wind zieht auf und in der Steppe bilden sich auf einmal riesige Tornados. Einer von ihnen bewegt sich eine zeitlang westlich von uns, und wir koennen beobachten wie er langsam waechst und ueberdimensionale Ausmasse annimmt. Ein mongolischer Steppenreiter wirkt dagegen wie ein winziger Punkt.


Haben wir also 2-3 Stunden vorher noch geschwitzt, so muessen wir bei unserem naechsten Stopp Fleece, Jacke und Muetze tragen. Wir stehen ploetzlich in einem Ice-Canyon. Er zieht sich eine ganze Weile durch karges Gebirge. Einmal entdecke ich sogar eine Moeglichkeit durch eine Eisspalte zu klettern und dann in eine Hoele quasi unter den Gletscher zu gelangen.

Gegen Einbruch der Dunkelheit treffen wir dann - dank unseres excellenten Fahrers Mutsch - in einem recht grossen Wuestendorf ein. ("aaah, Mutsch, city? very modern, mongolian city, yes?)
Hier soll es sogar eine Dusche geben. Wir machen es uns in unserer Jurte bequem, bekommen wieder einmal ein Ziegenfleisch-Gericht und spielen die halbe Nacht ein russisches Kartenspiel welches der Australier im Zug aufgepickt hat. Jacobs zaehlt uns noch seine 35 Paar Socken die er dabei hat vor - macht fuer uns alle Sinn! Mathew und Jacobs reisen seit Peking zusammen und sind sich nun schon so vertraut, dass sie sich mit Mutter und Sohn ansprechen. :-)

Am naechsten Tag schaelen wir uns zum ersten Mal nach 5 Tagen aus unseren Klamotten und haben eine Dusche - WAHSINN

Wie neugeboren machen wir unsere Einkaeufe im "very modern Wuestenshop" fuer den letzten Teil unserer Reise. Gegen Nachmittag kommen wir bei einer neuen "Gastfamilie" an. Es sind drei Jurten im Nichts. Ach ja - die Kamelherde nicht zu vergessen. Sie haben eine kleine Tochter der wir die mitgebrachten Drachen (von Matt aus China) schenken. Sie hat unglaubliche Freude daran damit durch die Steppe zu flitzen. Spaeter nimmt sie mich an die Hand mit zum Brunnen. Jetzt muessen wir Wasser in die Traenke fuer die Kamele fuellen. Der erste Brunnen ist fast ausgetrocknet, aber beim neachsten haben wir Glueck. Die Kamele wissen direkt Bescheid, belagern uns und es tauchen immer mehr auf. Marc hilft mir dabei - aber dies wird eine endlose Aufgabe - wenn immer wir glauben fertig zu sein tauchen neue Tiere am Horizont auf. Spaeter dann auch Ziegen.
Gegen Abend werden in der Jurte neue Spiele ausprobiert, die dazu fuehren das wir uns nicht mehr mit Namen anreden, sondern nur noch mit unseren Nationalitaeten. "Ireland, pass me the Vodka, please!" - "Germany, have u seen the coke?" - "NO, no clue, ask Australia" usw.

Es wird recht lustig. Vor allem wil sich unser belgischer Jacobs komplett ausnockt. Dann werden beide Native Speaker fertig gemacht, weil sie kein Mensch mehr versteht. Wobei Belgien an diesem Abend den beiden in nichts mehr nachsteht: "I want little more of this Dingigingigin-Vodka" (meint Chingis-Vodka). Wie auch immer, Spanien gewinnt das Spiel und am Ende darf jeder noch seine Nationalhymne vorsingen.

Ja - die Wueste hat mich zutiefst beeindruckt! Alle Plaetze strahlen einen absoluten Frieden aus. Die Stille ist so ueberwaeltigend gross, dass man die Fluegelschlaege der Adler hoert die ueber einen hinwegfliegen. Wie man sich hier allerdings ohne eine "Mutsch-Fahrer" zurechtfinden soll, weiss ich nicht. Mit einer totalen Sicherheit nimmt er bei einer Weggabelung im Nichts den rechten bzw. linken Weg. Wir machen unsere Theorien " Ah, of course, turn right after ger (Jurte) No. 5" oder "behind the big modern town, turn left" oder "When u see the camels - just straight ahead"
Naja, nicht unser Pflaster hier. Ab und an kommen einem doch noch Menschen entgegen. Auf "modernen Wuestenpferden" oder, das komischste Bild, so schnell aufgetaucht wie verschwunden: Ein Kamel mit einem Reiter, die eine kaputtes Nomaden-Motorrad samt Fahrer abschleppen. Sah urkomisch aus!








Montag, 8. Juni 2009

Ulan Baator

Die Mongolei ist direkt wesentlich entspannter. Die Menschen sprechen mehr Englisch als in Russland, man wird angelaechelt und freundlich behandelt.

Die Abenddaemmerung bricht ueber den Zug herein, wir sehen Jurten und Reiter in der Steppe die uns zuwinken.


Ich habe mal wieder erst am selben Tag begriffen, dass es noch eine Nacht dauert bis wir in Ulan Baator sind. Ich verfrachte mich selbst in ein guest-house wo sich viele Nationalitaeten der ganzen Welt auf der Durchreise treffen. Mit Gauthier (dem Franzosen vom Zug) schaue ich mir erst einen Tag Ulan Baator an. Die Stadt zaehlt ca. 1,4 Millionen Einwohner. Die Mongolei hat insgesamt so fast 3 Millionen Einwohner, d.h. eigentlich alle leben in Ulan Baator und der Rest zieht in diesem riesigem Land als Normaden umher. Die Hauptstadt ist schon sehr modern gepraegt, zugegeben der Verkehr ist eine einzige Katastrophe. Jedes Mal wenn ich die Strasse ueberqueren muss fuerchte ich um mein Leben.

Da die Mongolen ein Normadenvolk sind stehen die hier auch nicht so wirklich auf feste Adressen. Ca. gefuehlte 10 Strassen dieser Stadt haben ueberhaupt einen Strassennamen. Neben diversen festen Backsteinhaeusern und sowjetischen Plattenbauten gibt es immer wieder Jurten die einfach - ZACK - rundherum gesetzt werden. Sobald man den Stadtkern etwas verlaesst gibt es ganze Jurtensiedlungen. Scheint alles top durchorganisiert hier mit der Staedteplanung...

Interessant fuer mich sind hier wieder die Formen des "kleinen business". Ganz neu diesmal: Lebende Telefonzellen! Da sitzen dann also alte Herren mit weissen Telefonen immer wieder an Strassenecken. Gegen ein paar Tugrig kann man dann seine Freunde anrufen. Uebersee funktioniert hier leider nicht...:-)





Weiterhin gibt es hier UB viele Baustellen, die mir allerdings nicht immer so vertrauenswuerdig erscheinen - aber zeigen, dass sich die Stadt trotz Wirtschaftskrise noch stetig im Aufbau befindet.


Mit Gauthier fahre ich dann fuer einige Tage in den Tereldsch-Nationalpark, oestlich von Ulan Baator. Wir schlafen in einer Jurte, probieren Pferde zu reiten und lernen die atemberaubende Steppenlandschaft nun aus der Naehe kennen. Immer wieder kreisen Greifvoegel ueber den Felsformationen und die Stille ist grossartig. Okay - wenn man vom Pferdegetrappel absieht :-)
Unsere Jurte muessen wir nachts mit Feuerholz waermen. Es ist recht kalt in der Nacht. Auch tagsueber bin ich sehr erstaunt wie gross der Temperaturunterschied in diesem Land allein zwischen Sonne und Schatten ist. In der Sonne ist es zu warm, im Schatten kann man sich direkt einen Pullover ueberziehen. Wir unternehmen einige Wanderungen unter anderem zu einer Felsformation die aussieht wie eine Schildkroete und den pfiffigen Namen "Turtle Rock" traegt!
Wir wandern zu einem buddhistischen Kloster und auf dem Rueckweg folgen uns gegen Abend komischerweise immer mehr Tiere. Ein Hund war schon vorher unser stetiger Begleiter, dann folgt uns eine Weile eine Kuhherde und spaeter als wir die Kuehe endlich losgeworden sind, greifen wir zwei Ziegen auf, die uns unermuedlich folgen. Ich habe keinen Plan warum - vielleicht liegt es lediglich daran, dass ich meinen Hut trage und die Tiere somit der Meinung sind ich waere ihr mongolischer Hirte oder so....(haette ja eigentlich auch nichts dagegen...)
Im vorletsten Tal vor der "Heimatjurte" kommt uns dann ein mongolischer Reiter mit zwei Pferden entgegen. Mit einer Geste bedeutet er uns aufzusteigen und bringt uns dann sozusagen per Pferd nach Hause. Die Mongolen sind aehnlich wie fast alle Asiaten staendig besorgt um einen. Sie moegen es nicht wenn man spaet abends alleine rumlaeuft und haben immer Angst das man sich verlaeuft. So nehmen wir das "Pferd-abhol-angebot" natuerlich gerne an.

Einer unserer mongolischen Nachbarn besitzt einen Volleyball. Ich ueberrede ihn schnell zu einem Fussball-Spiel, so dass es dann zur Gewohnheit wird fast jeden Abend ein Spiel auf 1400m Hoehe mit leicht abschuessigem Spielfeld zu arrangieren. Fuer mich - endlich wieder Fussball, und das mit Mongolen - total super! Schoen ist auch, wenn man beim "Ball wiederholen" auf ein Kamel trifft.
Bevor die Sonne untergeht nimmt uns unser mongolischer Fussballfreund mit auf einen Felsen. Sein Freund ist budd. Moench und wird sein Abendgebet auf dem Felsen verrichten. Wir duerfen mit und bekommen alle geheimen und heiligen Plaetze des Felsens gezeigt und koennen von hier wunderbar den Sonnenuntergang beobachten. Vielleicht war das die Revanche fuer die guten Fussballpartien :-)






Zurueck in UB verabschiede ich mich von Gauthier der nach Peking faehrt und komme noch eine Nacht im Guest house unter. Ich treffe dort die Schwedin Ingrid und die Amerikanerin Marissa, die von Los Angeles auf dem Weg nach Stockholm sind. Die Beiden nehmen mich mit (mit ihrem mongolischen Freund) auf den Black market von UB. Hier gibt es allerlei zu kaufen, und mit allerlei meine ich wirklich ALLES! Von der Singer Naehmaschinen, ueber Muenzen, Huete und traditionelle mongolische Kleidung bis hin zu Markenklamotten - natuerlich nur ECHTE und BESTE Markenqualitaet!



















Wir probieren alles aus....sind erstaunt, und nach wenigen Stunden von den Eindruecken gaenzlich erschoepft. Ingrid wird waehrend der Zeit ihre Tasche komplett laengsseits aufgeschlitzt - aber sie hat Gleuck - sie hat eine Tasche in der Tasche, so dass die Taschendiebe keine Chance hatten. In solchen Momenten bin ich einfach froh, dass ich immer noch mein gefaktes Portemonai dabei habe...was eigentlich nur fuer Russland war.


Ich finde dann endlich wieder eine Unterkunft per Couchsurfing. Ciril kommt aus der frz. Schweiz, spricht perfekt deutsch und auch englisch. Er muss hier seine Examensarbeit fuer sein Landwirtschaftsstudium fertig stellen, ist allerdings gerade dabei hier vorerst sesshaft zu werden. Er hat mit zwei anderen die erste Sandwhicheria der Mongolei eroeffnet. Ich fuehle mich sofort pudelwohl - s0 dass seine Couch meine "home-base" fuer die Mongolei wird. Ich lerne das Nachtleben von UB kennen, kann meine Waesche waschen und bekomme wieder einmal viele Infos gratis. Nun plane ich meine Tour in die Wueste Gobi.

Donnerstag, 4. Juni 2009

Mongolische Mobilfunknummer

Ich habe jetzt wieder eine mongolische Telefonnummer: 99933029 (Die Vorwahl von Deutschland muesste ihr am besten selber checken! - keinen Plan!)

Vielen Dank fuer alle emails! Falls ich nicht zurueck schreibe - seit euch sicher, dass ich alle lese und mich sehr darueber freue! Allerdings ist meine Zeit im Internet teilweise begrenzt, so dass die Prioritaet auf dem Blog liegt, damit alle wissen was lost ist :-)

Mittwoch, 3. Juni 2009

Transmongolische Eisenbahn und GRENZwertige Erfahrungen

Noch in Irkutsk merke ich, dass ich mich evtl. mit der Abfahrtszeit meines Zuges vertan haben koennte....es steht 16:50 Uhr drauf - aber ich weiss nichtmehr ob es Moskau- oder Ortszeit ist. Ich habe aber Glueck und treffe in der Stadt einen Franzosen der mir erzaehlt er wuerde abends den Zug in die Mongolei nehmen. Also fahre ich wirklich erst um 9:50 Uhr ab. So kann ich doch noch zur Examensabschlussfeier von Spikes Englsichkurs zu der mich Polly und Olya eingeladen haben.
Dann geht es fuer mich in den Zug. Eigentlich bin ich mit vier Mongolen in einem Abteil, nebenan ist allerdings zufaellig mein franzoesischer Freund einquatiert zusammen mit einem niederlaendischen Paerchen. Also gebe ich mit einer kurzen Zeichnung der Provodnika unseres Waggons unmissverstaendlich zu verstehen, dass ich wechseln moechte. Zum Amuesement meiner europaeischen Mitreisenden. Im Nachhinein soll sich herausstellen dass dieser Wechsel auch fuer die Mongolen nebenan von Vorteil ist, da sie spaeter an der Grenze in Ruhe ihre Schmugglerprozedur vollziehen koennen. Sie sind naemlich gerade dabei einen halben Supermarkt in das Abteil zu raeumen.

Wir verbringen einen netten Zugabend mit Chips, Bier, Plaetzchen und einem Maori-Neuseelaender. Am naechsten morgen sieht die Landschaft schon ganz anders aus. Mongolische Steppe! Immer wieder tauchen Greifvoegel und Herden von Wildpferden auf.
auf dem Weg zur Grenze "verlieren" wir immer mehr Waggons, so dass wir irgendwann der letzte Waggon sind und nach hinten super Aussicht haben und fotografieren koennen. Der Zug faehrt hier nun voellig ohne Elektrizitaet. Gegen Mittag erreichen wir den russischen Grenzbahnhog Nauschki. Der Zug bleibt stehen und irgendwann bemerken wir, dass wir scheinbar trotz aller zuvor gelesenen Regeln, den Zug verlassen koennen - was wir natuerlich machen. In den naechsten 9 Stunden erlebe ich die wohl komischsten Geschichten waehrend all meiner Reisen, und komme sehr knapp um eine Strafe herum:
Wir steigen also aus, und haengen ein bisschen draussen am Bahnsteig rum, so ca. 1,5 Stunden, waehrend diverse Mongolen den Zug mit unmoeglich vielen Klamotten/Kisten vollstopfen.
Nach einiger Zeit bemerken wir, wie ploetzlich die Lok mit eben unserem Waggon davonfaehrt. Natuerlich ist ausser unserer "Reisegruppe" kein anderer aus unserem Waggon auf dem Bahnsteig. Nichtmal der Neuseelaender.
Wir versuchen dem Waggon nachzulaufen, und nach einem kurzen Anflug von Panik, muessen wir ueber die Situation einfach nur lachen. Wir schauen unserem verschwindenden Waggon nach...der allerdings dann irgendwo inmitten der Gleise abgestellt wird, die Lok wird abgekoppelt. Wir machen uns ueber die Bahnabschnitte irgendwie zu Fuss auf den Weg zu unserem Waggon (und damit unserem Gepaeck!!). Wegfahren kann er ja nicht mehr - ohne Lok - so muessen wir also nur noch aufpassen dass wir nicht von anderen Loks ueberfahren werden :-). Eine weitere Stunde steht unserer Waggon vereinsamt auf den Schienen. Irgendwann spaeter bewegt sich der Waggon hin und her. Keine Ahnung warum - wir sind natuerlich NICHT mehr ausgestiegen! Wir sehen wie Leute weiterhin Dinge zuladen, koennen aber nicht ausmachen woher der Kram zum Geier kommt - wir haben keinen "Shop" gefunden wo wir unsere restlichen Rubel loswerden konnten. Irgendwann wird es ernst, der Custom-Service erscheint. Wir muessen Zolldeklarationen ausfuellen. Allerdings sind saemtliche Formulare nur auf Russisch. Kreuzen wir nun "ja" oder "nein" an?? Lukas geschenkter Reisefuehrer rettet mir und meinen Mitreisenden buchstaeblich den Arsch. Darin finden wir eine beispielhafte Ausfuehrung des Formulars auf Englisch! YES! Noch befinden wir uns also auf der Gewinnerspur!
Wir fangen dann in der Kleingruppe an zu diskutieren wieviel Waehrung und vor allem welche wir angeben werden. Wir muessen vorsichtig sein - Gauthier bringt es auf den Punkt "Usually i trust police man all over the whole world, but not in Russia!" Also geben wir die "Halbwahrheit" an, damit sie nur die "Halbwaehrung" kriegen, wenn sie uns abziehen wollen. Unsere Paesse werden eingesammelt, die Prozedur dauert ewig. Zwischendurch tauchen Leute auf die schwarz Geld in mongolische Tureg eintauschen wollen (weiss der Geier wie die dazwischen rutschen). Irgendwann kommen sie mit den Paessen wieder, alles laeuft problemlos - nur bei mir nicht :-(
Sie wollen meine Registrierung haben (Die ich natuerlich nicht habe). Alle meine Mitreisenden haben auch keine, waren allerdings nicht so lange unterwegs wie ich, und in Hotels. Ich erklaere immer wieder, dass mich nie laenger als 72 Stunden irgendwo aufgehalten habe (was ja eigentlich gar nicht stimmt) und sie wollen meine Registration- eine weitere Zolldame erscheint, und jemand zum "uebersetzen". Ich komme ins Schwitzen, gebe meine Zugtickets von Moskau bis Irkutsk ab, um zu beweisen dass ich mich "bewegt" habe, einer von denen verschwindet mit meinen Zugtickets und taucht nie wieder auf. Irgendwann hauen alle ab, aufgrund von Kommunikationsmangel, ich fange an schriftlich meine "Reiseroute"zusammen zu basteln. Der Zoll kommt und inspiziert alle Abteile gruendlich. Nachdem der Zoll verschwunden ist, kommt eine Horde Mongolen in den Zug und schleppt Kisten und Decken vollgepackt mit irgendwas in den Zug. Wir fragen uns, wie die es zum Teufel schaffen, nach dem Zoll den Zug wieder zu betreten. Aber ich bin noch zu sehr damit beschaeftigt was wohl eigentlich mit mir passiert, um mich mit der Frage von Vereinbarungen zwischen Zoll und mongolischen Schmugglern zu beschaeftigen.
Letztendlich sind wir 6 Stunden an Ort und Stelle und versuchen zu verstehen was eigentlich vor sich geht. Irgendwann bekommen wir die Papiere fuer den mongolischen Custom-Service, so habe ich ein Indiz, dass sie mich vielleicht doch so ausreisen lassen (anscheinend habe ich mich bloed genug gestellt). Der Zug bewegt sich dann ca. 5 Minuten durch Niemandsland um dann die mongolische Grenze zu erreichen. Die ganze Prozedur mit Zoll und Custom-Service faengt von neuem an. Draussen stehen schon einige Mongolen, die einem mit Zeichen anbieten, dass sie die Rubel bestimmt zum allerbesten Kurs eintauschen werden...
Nach laeppischen 9 Stunden seltsamer und nicht zu verstehender Ereignisse haben wir dann den Grenzuebergang geschafft - und ich bin mit meiner Story durchgekommen. Ich kann es nicht fassen, alle sind furchtbar erleichtert! Dieser Tag wird fuer mich in die Geschichte eingehen...:-)
Zu erwaehnen bleibt noch, dass natuerlich waehrend der ganzen Prozedur die Toiletten geschlossen sind. Klar - die werden immer 20 Minuten vor einem Halt abgeschlossen, und 20 Minuten nach dem Halt wieder aufgeschlossen - diesmal war der "Halt" eben 9 Stunden - prima! :-)

But at least i can say: I am in MONGOLIA!!!

Fazit Russland

Russia suprised me a lot. It was much easier to get along than i first thought (of course, with the excellent help of my russian friends everywhere!) The tree things i like most here:

1. Sharing-mentality: Everybody shares food with each other, it doesn't matter where you are.
2. Unpredictable organisation: You can never predict sth. and thats in fact really nice. Not to organized like Germany. Means you have to be relaxed and take chances how they appear.
3. Unfixed laws: Everybody search for a way how to sneak through the laws. And everybody is used to that. I love it!

So thanks ofr all advices, hels and good company on my way through your country. I am sure i will come back one day! Sadly i'm leaving (cause of this stupid visa-valuation) and say:
GOODBYE LENIN!
p.s. Das April Raetsel hat niemand rausbekommen!! Wir waren natuerlich nicht in Lappland - viel zu weit!!!