Dienstag, 8. Juni 2010

Von Zypern nach "mal sehen, wohin die Reise geht"...oder wie man ein Boot per Anhalter bekommt

Nachdem wir uns von Krissi und Moe am Flughafen von Larnaca verabschiedet haben, ist der Urlaub vom Urlaub also beendet und es geht nun wieder zu zweit weiter. Das hitchen funktioniert auf Zypern immer noch hervorragend, so werden wir direkt vorm Marine-Hafen Larnacas abgesetzt.
Jetzt geht es darum, moeglichst schnell ein Schiff zu finden, um das Mittelmeer zu ueberwinden und unsere Reise fortzusetzen. Da der Segelboothafen Larnacas der groesste Suedzyperns ist, versuchen wir hier unser Glueck. Das bleibt uns in den naechsten Tagen allerdings verwehrt. Dafuer finden wir zwei interessante Plaetze zum Uebernachten:



Zum Einen am Fusse der Hala Sultan Tekke-Moschee, eines der bedeutensten Bauwerke der islamischen Welt, die inmitten einer kleinen Oase am Salzsee Larnacas liegt.





Und zum anderen im siebten Stock eines im Rohbau befindlichen Parkhauses inmitten Larnacas Hotelmeile.



Als wir auch am dritten Tag immer noch kein Boot gefunden haben, das sich erbarmt, zwei Tramper aufzunehmen, entschliessen wir uns zu einer kleinen Pause bei Mike und Inga, einem englisch-deutschem Paerchen, die ihren Lebensabend auf Zypern verbringen. Und wie!!!
Direkt am Abend unserer Ankunft werden die englisch-schottischen Nachbarn eingeladen, mit denen wir in illustrer Runde Ingas Kochkuenste geniessen und eine Vielzahl alkoholischer Getraenke konsumieren.Mike und Inga erweisen sich als sehr liebenswerte und unglaublich hilfsbereite Personen, ohne die unser Ziel, diese Insel via Segelboot zu verlassen, niemals zustande gekommen waere.

Als wir mal wieder im Hafen von Larnaca herumstreunern, treffen wir auf Marek, einem gut gelaunten polnischen Segler, von dem wir bereits wissen, dass er mit seinem Boot Israel ansteuern moechte. Auf unsere Frage, ob er eventuell noch zwei absolut segelunerfahrene Deutsche mitnehmen koennte, antwortet er nur: "Warum nicht?"


In nullkommanix packen wir unsere sieben Sachen, klaeren saemtliche buerokratische Details mit dem Marinebuero, erweitern die Crewlist und verlassen letzten Endes an Bord von 'Kate' - einer 20Meter-Segelyacht unter polnischer Fahne - Zypern in Richtung Israel!!!
Es geht also doch: Wir haben ein Boot gehitcht!!!



Unsere ueberschaeumende Freude an Bord dieses wirklich schoenen Segelbootes mit seiner sympathischen und unkomplizierten Crew - bestehend aus zwei polnischen Parchen - zu sein, haelt ungefaehr eine Stunde. Dann schleicht sich bei Windstaerke 8 (!!) so langsam aber unaufhaltsam die kleine, miese Seekrankheit an. Die naechsten Stunden, verbringen wir damit, uns auf die Horizontlinie zu konzentrieren und in regelmaessigen Abstaenden ueber die Reeling zu speihen. Sarah gewinnt dieses Spiel deutlich mit 9:1. Respekt!

Erst nach einer katastrophalen Nacht, die wir zumeist ueber Deck verbringen, beruhigt sich die See und damit auch unsere Maegen, zumindest meiner. Allerdings ist damit das Abendteuer Seefahrt noch laengst nicht beendet.

Nach dem kurzen Spiel des Abschik-
kens einer Flaschenpost (leider noch keine Antwort...), nimmt uns ein israelisches Militaerschiff unter die Lupe. Nach zaehen Dialogen, oder besser gesagt dem wiederholten Buchstabierens unsere Personalien, duerfen wir unsere Fahrt in israelischen Gewaessern fortsetzen.


Schliesslich laufen wir, beleitet von zwei Booten der Kuestenwache, in den Hafen von Haifa/Israel ein. Dort werden wir begruesst von einem Aufgebot der Kuestenwache und der Grenzpolizei - wir zaehlen ueber dreissig, zum groessten Teil uniformierte Personen - fuer ein Segelboot! Jaja, Sicherheit wird hier noch gross geschrieben. Wir werden vom "freundlichen" Sicherheitspersonal (na klar find ich es vollkommen ok, wenn mein Gegnueber waehrend des Gespraechs die verspiegelte Sonnenbrille aufbehaelt, und mit einer Hand an seiner Waffe rumfuchtelt...) mit Fragen geloechert, die auf keine Kuhhaut gehen ("where did you meet your girlfriend???"), duerfen aber dennoch einreisen und parken das Boot schliesslich at a very special place.
Waehrend sich unsere polnischen Freunde erstmal nach dieser langen Fahrt staerken, saebern wir das Boot von den Spuren, was unsere Maegen in den letzten 30 Stunden so von sich gegeben haben.



Abends machen wir dann die ersten Erfahrungen mit geldgierigen Taxifahrern, erkunden Haifa bei Nacht, wandern ueber Autobahnen und durch Indusriegebiete und fallen schliesslich todmuede in unserer Mini-Koje ins Bett. Gluecklich darueber es geschafft zu haben, das Mittelmeer zu ueberwinden und last but not least Frieden mit 'Ķate' und der See zu schliessen.

Montag, 17. Mai 2010

Nordzypern - Urlaub vom Urlaub

Kleine Vorwarnung: Jetzt mische ich (Kristina) mich mal kurz hier ein: nur für den Zypern-Beitrag...

GIRNE

Am Brunnen von Girne (Kyrenia) in Nordzypern treffe ich Sarah (die sverige) und Kaki (Karstaway) - nachdem ich von Frankfurt aus - in einem Urlaubsflieger gefüllt mit illustren Touristen im Rentenalter - erfolgreich auf der zweigeteilten Insel angekommen bin. Und das ganz knapp vor der Aschewolke.

Freue mich sehr, die beiden zu sehen, und sie freuen sich über die deutsche Zeitung, die Tafel Schokolade und div. andere Kleinigkeiten aus Deutschland in meinem Gepäck.

Ich staune nicht schlecht über Sarahs und Kakis Campingplatz, der sich im Garten des "Beer Point" befindet. Da gibt es gar keine Dusche, aber da der Lokal-Besitzer in der Stadt alle wichtigen Leute zu kennen scheint - hat er für die beiden Streuner kurzerhand eine Duschmöglichkeit im *****Hotel organisiert. Er war es auch, der Sarah und Karsten in die Zeitung gebracht hat. Am Morgen wurden die beiden fotografiert und interviewt. Leider bekommen wir den Zeitungsartikel nie zu sehen oder er wurde nicht gedruckt - wir finden's nicht heraus.







Abends bekommen wir eine Hafenführung von Soner, der so schnell voraus hibbelt, dass wir echt Mühe haben, mitzukommen. Erzählen kann er uns nicht so viel über die Stadt, da er kaum Englisch spricht und wir kein Türkisch können... also Kommunikation mit Händen und Füssen. So wie Sari mich fragt: "Ist ganz angenehm, wenn man das Hirn mal ein bisschen runterfahren kann, oder?" Find ich auch.






















DIPKARPAZ


Am nächsten Tag wollen wir zu einem Couchsurfer Treff am Golden Sand Beach fahren. Das liegt im äußersten Nordosten der Insel, am "Pfannengriff" von Zypern.




















Wir fahren zu dritt per Anhalter: Das funktioniert erstaunlich gut! Etwas haarig wird's nur am Ende der Strecke, weil eine von zwei Landstrassen gesperrt ist und wir nicht so genau wissen, wo sich das Ziel befindet.

Zum Glück findet uns Ouz, ein türkischer Busfahrer, der gern seine Deutschkenntnisse ausprobiert und uns bei einem Raki im Schatten erzählt, dass er deutsche Touristengruppen mit dem Bus durch Nordzypern fährt.
Ouz organisiert uns die Fahrt zum Golden Sand Beach und so kommen wir pünktlich zum Barbeque am Zeltplatz an.
































Wir erleben ein geniales Wochenende mit Couchsurfern aus aller Welt, einer Menge Essen, einer wahnsinnigen Menge Fliegen, die alle das Essen essen wollen, Dünenrollen und Krabben ärgern, abends wie vorm Fernseher am Strand hocken und auf Delfine warten, einem Kauz, der nachts unermüdlich Kuckucksuhr-ähnliche Geräusche macht, Sternenhimmel... Perfekt wird es, als wir bei Abreise der Couchsurfer sämtliche Leftovers bekommen und davon noch mehr als einen Tag leben wie die Maden im Speck (soviel Saft und Zitronenlimo können wir gar nicht trinken)...


















Doch irgendwann müssen auch wir dieses schöne Fleckchen Planet verlassen und werden von Burhan dienstags morgens nach Salamís mitgenommen. Die Fahrt ist sehr wortkarg, unser Fahrer ist ein Mensch, der nur spricht, wenn er was gefragt wird oder was Wichtiges zu sagen hat. Aber wir hatten am Vorabend mit ihm zusammen gesessen und viel erfahren über ihn und das Land...


FAMAGUSTA

In Salamis parken wir unsere Rucksäcke und fahren erstmal in die Stadt Famagusta. Witzigerweise
nimmt uns ein alter Bekannter mit, ein Familienvater, der uns im Nordosten schon einmal trotz mit Frau/Kind und Einkäufen überfüllten Auto mitnehmen wollte.

Famagusta hat eine wunderschöne Altstadt, umgeben von einer dicken Stadtmauer.
Superspannend ist auch die Moscheekathedrale oder Kathedralenmoschee.




Früher hiess sie St. Nikolaus Kathedrale, seit 1954 ist sie jedoch als Lala Mustafa Pascha Moschee bekannt. Ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man sie von innen bestaunt. Die Decke und die Fenster sind einem ja durchaus vertraut, aber alles andere hat wenig mit einer gotischen Kirche gemein. In der Apsis steht z.B. kein Altar und alles ist nach Osten ausgerichtet.








Wir schlendern noch ein wenig durch die Stadt und fahren dann zurück nach Salamis, wo wir die Zelte am Strand aufbauen. Abends gibt es dann leckere Kartoffeln aus dem Feuer - was will man mehr?

















SALAMIS

Vor dem Frühstück wird erstmal im spiegelglatten Meer gebadet.
Dann schlüpfen wir durch einen Zaun und finden uns mitten in Salamis wieder, einer Polis aus dem 2. - 4. Jahrhundert n. Chr.

Das hört sich jetzt vielleicht zum Gähnen an, aber es ist wirklich spannend, weil es ein riesiges Gelände ist, auf dem es eine Menge zu entdecken gibt. Zum einen wird auf Tafeln sehr gut erklärt, welche Überreste man da gerade besichtigt. Außerdem versuchen wir uns vorzustellen, was früher dort so abgegangen ist... auf dem Fischmarkt, im Gymnasium etc. Kaki will natürlich unbedingt sofort zum "Stadion" und drängelt die ganze Zeit, dass wir das als erstes besichtigen.





Das Amphitheater muss ausführlich getestet werden von den beiden Lehrern. Funktioniert! Selbst als Schüler, die in der letzten Reihe sitzen, verstehen wir den Sprecher sehr gut, sogar wenn der flüstert.
















Als wir zum Zeltplatz zurückkehren, sind unsere Zelte bevölkert von Schnecken. Die gibt es hier millionenfach und die scheinen jeden Strohhalm zu nutzen, um nicht im Sand zu landen. Schon lustig...

Also, alle Schnecken gepflückt und dann Zelte und allen Krams zusammengepackt. Schliesslich wollen wir heut noch weiter in die Hauptstadt Lefkosa oder Nicosia.








Nach Lefkosa zu trampen, wird unglaublich leicht: Gleich zwei Autos halten für uns, die Fahrer diskutieren, wer uns am besten mitnehmen kann!

Sonntag, 2. Mai 2010

Wie man nach Asien kommt, obwohl man nach Afrika will...

Da es von Kreta aus keine Moeglichkeiten mehr gibt Richtung Afrika zu kommen, nehmen wir die Faehre nach Rhodos und entscheiden uns damit gegen ein Angebot von Jean-Michel nach Santorini zu segeln. Am Hafen von Heraklion unternehmen wir einen letzten hitch-Versuch, der natuerlich scheitert, lernen aber dafuer ein nettes Schweizer Paar kennen, die mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Auf der Faehre feilen wir an unseren Jass-Kenntnissen (das Schweizer Nationalkartenspiel), verlieren allerdings am Ende haushoch, erfahren dafuer von der Schweitzer Maerchenerzaehlerin, dass die deutsche Maerchengesellschaft ihren Sitz in Rheine hat :-)

Mitten in der Nacht kommen wir auf Rhodos an. Ein Blick nach draussen sagt uns, dass wir diese Nacht nicht ohne Abdach verbringen koennen bzw. den Rest der Nacht. Doch noch einmal geben uns die Schweizer zurueck, was der Gadhafi-Konflikt von Anfang an versaut hat. Da wir nunmal in Rhodos gelandet sind und nicht in Tunis, und es regnet und nicht die Sonne vom Himmel brennt, duerfen wir im Gang des Wohnmobils den Rest der Nacht verbringen. Am naechsten Morgen machen wir uns daran eine Moeglichkeit zur Weiterfahrt zu organisieren. Dabei lernen wir einen Australier kennen, der gerade mit dem Fahrrad von London aus "nach Hause" faehrt. Es geht also immer noch krasser! Wir versuchen zu dritt eine Faehre zu hitchen - allerdings geben uns die meisten Kapitaene zu verstehen, dass sie sich eher erschiessen wuerden anstatt sich in tuerkische Gewaesser zu begeben. Klasse Nachbarschaft!

Wir enden damit, auf normalen Weg (fuer ein paar Taler mehr) eine kleine Nussschale mit tuerkischer Fahne zu nehmen, die relativ verloren wirkt neben dem dreimal so grossen Luxusliner aus dem massenhaft Kreuzfahrt-Touristen stroemen, um die Altstadt von Rhodos fuer einige Stunden zu erobern. Allerdings ist die Schiffsbesatzung angenehm und verteilt sogar Schokolade - also doch die bessere Wahl!

Auf dem Boot lernen wir Nadya und ihren beiden kleinen Kinder Grace und Miles kennen, die sich auf einem Visa-run befindet, da sie in Marmaris (unser Zielhafen) mit ihrer Familie auf einem Segelboot lebt. Leider kann sie uns bzgl. Boote in Richtung Afrika oder Zypern auch nicht weiterhelfen. Wir verbringen drei wunderbare Stunden mit Kinderbelustigung.

In Marmaris angekommen laufen wir nach erfolgreich abgeschlossener Immigration ins City-Center und geniessen unser Sonntagsmahl - es gibt hervorragendes Doenerfleisch und Auberginen-Massakker. Nun sind wir also in Asien gelandet!

Auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz werden wir auf einem verlassen scheinenden Firmengelaende fuendig. Leider werden wir in der Abenddaemmerung von einem "Wachmann"(?) entdeckt, der uns (nach der Feststellung von Sprachproblemen) erstmal zum "Cai" Tee einlaedt. Gemeinsam mit seinem Kumpel von der Polizei schauen wir uns tuerkisches Fernsehen an und schluerfen dabei herlichen schwarzen Tee. Nach einer geschlagenen Stunde "Einfuehrung in das kulturelle Fernsehprogramm der Tuerkei" verabschieden wir uns Richtung Zelt - der Polizist hatte uns ein okay zum zelten gegeben. Allerdings sieht dies der Wachmann fuenf Minuten spaeter wieder ganz anders, drueckt Karsten ein Telefon in die Hand an dem uns eine Stimme deutlich macht "cannnot kamp - go to hotel - iiimportant place". Drei Sprachbrocken spaeter, als wir schon enttaeuscht zusammen packen wollen, wird uns nochmal der Hoerer gereicht: "can kamp, can stay - don't go to hotel!" - Juhuuu!!! - allerdings muessen wir zwischen sechs und sieben Uhr am naechsten Tag den Platz verlassen.

Am naechsten Morgen bekommen wir in aller Herrgottsfruehe einen netten hitch incl. Tee-Pause und lustiger Konversation: "iiimagine turkey will go into EU - thats suizide!" Schliesslich landen wir in Fethiye, einer Touristenhochburg, allerdings mit Marine-Hafen, so dass wir die Segelboote ablaufen koennen, um jemanden zu finden, der mit uns nach Zypern segelt. Leider ohne Erfolg, so dass wir uns noch am selben Tag weiter in Richtung Osten aufmachen. Der Autostopp in der Tuerkei funktioniert einwandfrei und besser als je zuvor! Gegen Abend werden wir in Kalkan rausgeschmissen, wollen uns gerade an die Strasse stellen, als noch ein Tramper mit Rucksack aus einem Auto rausgeschmissen wird. Also machen wir ein kurzes Sit-in auf unseren Rucksaecken und tauschen uns aus. Patrick ist von der Schweiz nach Jerusalem gelaufen und ist nun nach einem Jahr auf dem Rueckweg nach Hause. Als wir so auf der Strasse sitzen faehrt ploetzlich ein Militarfahrzeug vor und ein Typ guckt heraus und will uns offensichtlich irgendwas mitteilen. Nach mehreren Anlaeufen steigt sein Beifahrer aus, kommt auf uns zu und sagt mit ernstem Gesicht "BUUUM" und zeigt dabei auf die Felswand feat. Baustelle am Strassenrand. So einfach kann also Kommunikation sein, wir laufen mit unserem Gepaeck aus dem "gefaehrdeten Gebiet" und schauen uns mit einigen schaulustigen Tuerken die Sprengung an. Gemeinsam mit Patrick beschliessen wir die Nacht am Strand zu verbringen, kochen und trinken bei Sonnenuntergang das eine und andere Bier.

Am naechsten Morgen geht jeder wieder seiner Wege, fuer uns heisst das - ab in den naechsten Segelhafen. Den erreichen wir mit Hilfe eines - wiedermal eidgenoessischen - Wohnmobils. Zwischendurch duerfen wir noch kurz olivenoelbeschmierte Tuerken beim Nahkampf auf einer Wiese beobachten - das ist wohl so eine Art Nationalsport hier.
Im Marina-Hafen von Finike werden unsere Hoffnungen, Zypern per Segelboot zu erreichen, fast wahr. Ein Segelboot laeuft gerade aus, allerdings sagt der Kapitaen, das sie mit sieben Leuten auf dem Boot schon hoffnungslos ueberfuellt sind. Schade fuer uns - das heisst weitertrampen.
Wir landen in Kemer, eine weitere Touristenhochburg, auf der wir nicht eine Moeglichkeit haben auf das Marina-Gelaende zu kommen. Wir zelten im Wald, koennen im tuerkisblauen Mittelmeer schwimmen und die oeffentlichen Strandduschen benutzen. Dann geht es weiter durch Antalya. Die Durchreise durch eine so grosse Stadt gestaltet sich ein wenig schwieriger, aber wir werden oefter mal zum Tee eingeladen, wenn wir so am Strassenrand stehen. Zwischendurch werden wir zum BBQ geladen, machen kostenlosen Autostopp mit einem Taxi, werden in einen schon mit vier Leuten besetzten Kleinwagen gestapelt, begluecken einen stolzen LKW-Fahrer mit unsere Anwesenheit und bekommen fast fuenf Euro geschenkt. Ja, wir koennen sagen: die Tuerken sind total nett, hilfsbereit und gastfreundlich.
Am Ende des Tages bekommen wir einen letzten hitch mit einem Abschleppwagen. Der Fahrer spricht zwar kein Wort englisch oder deutsch, organisiert uns aber per Telefon eine Schlafgelegenheit zum Zelten im Garten eines Motels, welches seine Freunde besitzen. Die 70 Kilometer durch die tuerkische Berglandschaft absolvieren wir im Schneckentempo, landen nochmals zum Tee an einem kleinen Strassenrestaurant, wo dann auch die Funktionalitaet des Abschleppwagens zum Einsatz kommt. Da das Fahrerhaeuschen des Abschleppwagens schon komplett von uns und dem Fahrer belegt ist, wird das Auto kurzerhand samt Fahrer hinter dem Steuer aufgeladen, vor jedem Vorderrad einer unserer Rucksaecke - und weiter geht die Fahrt durch die Berge! Problemjok (kein Problem!). Das Motel verlassen wir zu frueher Morgenstunde - da wir unbedingt unsere Faehre erreichen wollen, da Kristina sich inzwischen auf den Weg nach Zypern gemacht hat!

Beinahe vom Strassenhund angegriffen, werden wir von einem Strassenrestaurantbesitzer gerettet, der uns gleich an zwei LKW-Fahrer weitervermittelt, die sich mit einer riiiiiesigen Ladung Tomaten auf dem Weg nach Tasucu befinden. Wir ueberlegen nicht allzulange und nehmen an, was sich spaeter als Fehler herausstellen sollte.

Kaum sind unsere Rucksaecke verladen, begeben wir uns mit 'Lichtgeschwindigkeit' von 10kmh in die Serpentinen der Suedtuerkei. Zusaetzlich wird uns immer unbehaglicher zumute, da unsere Fahrer ein wenig "strange" zu sein scheinen. Kurzerhand entscheiden wir uns bei naechster Gelegenheit zum "great escape", leider im absoluten Nirgendwo. Gedanklich verabschieden wir uns an dieser Stelle von der Faehre, da es keinerlei Verkehr gibt. Nach einer halben Stunde haelt ohne unser zutun ein weiterer LKW. Da dieser diesmal ohne Ladung unterwegs ist, wagen wir doch noch einen "Truck-Versuch". Dummerweise gibt Karsten dem LKW-Fahrer zu verstehen, dass wir die Faehre bekommen muessen, was uns dann in den folgenden 2 Stunden die waghalsigste Fahrt unseres kleinen Lebens bescheren sollte. Mit satten 95kmh faehrt uns also unser engagierter Chauffeur die NICHT ausgebauten Strassen der seudlichen tuerkischen Bergwelt hinauf und hinab. Nach 35 gestorbenen Toden und der hoechsten Menge an Adrenalin in unserem Blut, erreichen wir den Hafen von Tasucu genau 20 Minuten vor Abfahrt des Bootes. YES! Wir kaufen das, trotz des Discounts, viel zu teure Ticket, entern nach erfolgreich abgeschlossener Immigrations-Prozedur, das Boot - und ab geht es in die "nicht anerkannte, illegale Tuerkische Republik Nordzypern".

Freitag, 9. April 2010

Arbeiten in Monemvassia, 'parlez vous francaisez?' und Anarchie auf Kreta


Sarah: Auf unserem Weg in die Sackgasse Monemvassia machen wie einen kurzen Zwischenstopp am Isthmus von Korinth. Zu diesem beeindruckenden Kanal nimmt uns doch tatsaechlich ein Speismischer mit! Eine weitere Mitfahrgelegenheit, die schon laenger auf meiner Wunschliste stand!
Der Autostopp nach Monemvassia stellt sich als schwierig heraus, wir kommen lediglich bis Tripolis und uebernachten dort ziemlich kalt (da unsere Matratzen kaputt sind) unter dem Vordach einer Kirche. Nachts werden wir andauernd von Hunden "angegriffen", die uns bellend umkreisen.
Nach dieser anstrengenden Nacht versuchen wir erneut den Autostopp nach Sparta. Drei Stunden spaeter geben frustriert auf und nehmen schliesslich den Bus, um ueber Sparta nach Monemvassia zu gelangen.
So kommen wir dann am spaeten Abend doch noch an unserem Ziel an, wo wir per "help exchange host" Usha kontaktiert haben, eine Schweizerin, die ausserhalb von Monemvassia in einem oekologischem Haus lebt.
Dort bleiben wir die folgenden zwei Wochen, um vier bis fuenf Stunden pro Tag zu arbeiten und im Gegenzug zwei Mahlzeiten und ein Zimmer zu erhalten. Neben dem Streichen von allen moeglichen Waenden oder dem Bauen eines Bambushauses, sind wir nun in die akribische Kleinarbeit des Fensterputzens eingewiesen worden. Falls es also nichts mit dem Lehrerberuf werden sollte...
Nebenbei haben wir allerdings noch Zeit die Umgebung mit dem Rad zu erkunden, am Strand abzuhaengen und das selbst angebaute Essen zu verschlingen. Anmerkung Karsten: Allerdings fehlt Fleisch, grrr!
Das Haus liegt ganz idyllisch auf einem Berg, man kann auf das Meer hinausblicken und abends den Froeschen bei ihrem Konzert lauschen. Usha laedt uns zum Essen ein und zeigt uns die griechische Kueche - es gibt Tintenfisch, in einem kleinen Dorf in einer malerischen Bucht.
Nach zwei Wochen Erholung bringt Usha uns nach Gythio, von wo aus wir mit der Faehre weiter in die Sackgasse hineinfahren. Dass es von Kreta aus leider keine Faehren nach Aegypten oder Zypern mehr gibt, sollten wir allerdings erst spaeter erfahren.

Nach sechs Stunden auf dem "Ozeanflitzer" kommen wir nachts in einem kleinen Hafen ganz im Westen von Kreta an. Nachdem die Autos sich verfluechtigt haben suchen wir einen Schlafplatz, wieder einmal unter dem Dach einer -diesmal orthodoxen- Kirche. Auch hier ist die Nacht nicht gerade "gesegnet", da alle Stunde die Glocke - quasi ueber unseren Koepfen - fuer die nicht vorhandenen Menschen um uns herum die Stunde angibt. Weiterhin attackieren uns Muecken, so dass Karsten irgendwann mit dem Moskitonetz um den Kopf drapiert neben mir liegt, und ich nen Lachkrampf bekomme, weil es aussieht als ob er heiraten geht.
Dafuer funktioniert der Autostopp wieder gut und wir kommen am selben Tag bis nach Heraklion. Hier haben wir zwar keinen Couchsurfer, werden allerdings an ein besetztes Haus weitergeleitet. Die Anarcho-Butze befindet sich in einem ehemaligen Krankenhaus.

Als wir vor der Tuer stehen, sagen die Bewohner lediglich "Welcome" und zeigen uns ein Zimmer bzw. Matratzenlager. Perfekt fuer uns! Alles ist hier fuer jeden - und das hat seinen guten Grund: Die Anarchos beherrschen die Reduzierung der Fixkosten perfekt:
1. man zahlt keine Miete (klar)
2. das Internet kommt vom Nachbarn
3. das Essen wird geklaut, mit der Begruendung: wenn man nicht essen kann, muss man ja sterben

Schon am naechsten Tag koennen wir uns also in Ruhe aufmachen zum Hafen, um ein Boot per Anhalter zu finden. Beim Segelhafen abklappern merken wir leider, dass es keine Boote nach Zypern gibt, allerdings werden wir dafuer immerhin auf einem Boot zum Kaffee und Whiskey trinken eingeladen. Dieses hat fatale Folgen, denn die naechsten Tage stehen ab dem Moment im Zeichen eines Intensiv-Franzoesisch-Kurses. Der franzoesische Besitzer des Bootes und sein befreundetes Paar reden uns so lange zu, bis wir ihre Einladung ueber Ostern mit ihnen in ihr Haus am Meer mitzukommen, annehmen. Wir bekommen also drei Tage Essen, Franzoesisch, Martini und Dorf-Sight-Seeing mit Danielle. Interessant ist dabei fuer uns das orthodoxe Osterfest, welches hier ungefaehr den Stellenwert von Weihnachten einnimmt. Dabei wartet das halbe Dorf in der Osternacht bis der Priester um 24 Uhr sagt, das Jesus auferstanden ist. Dann geht das gesamte Dorf (jeder mit einem Osterlicht bestueckt) zum Scheiterhaufen, um Judas zu verbrennen (Verraeter, der!!). Danach gehen alle nach Hause essen eine Suppe, stehen am Sonntag auf um dann zwei Tage das (komplette!) Osterlamm auf einem Drehspiess zu grillen.

Nach den Festtagen haben wir eindeutig genug von diesen "Heiden" und machen uns auf den Rueckeg nach Heraklion in unsere Anarcho-Butze, wo wir in Ruhe unsere Weiterfahrt planen (muessen).

Griechenland - die Erfahrung der unendlichen Gastfreundschaft eines kleinen Dorfes

Nach einigen Umwegen landen wir schliesslich in Ioannina. Nach der elendig langen Suche eines passenden Schlafplatzes fuer die Nacht, entscheiden wir uns, den oertlichen Campingplatz aufzusuchen. Dieser ist zwar noch nicht geoffnet, die ueberdachten Essens-Haeuschen bieten aber wenigstens ausreichend Schutz gegen den Regen. Leider sind wir so geschickt und uebersehen einen Scherbenhaufen, in den wir unsere Matratzen legen... – klasse: mit diesem knapp 200Euro-Schaden haetten wir locker jedes Hotel in Ioannina bezahlen koennen.

Nach dieser wenig gemuetlichen Nacht erscheint unsere naechste Unterkunft wie der Himmel auf Erden. In Zitsa, einem kleinen freundlichen Doerfchen im Nordwesten Griechenlands, treffen wir auf Kostas und seiner Familie. Keine 5 Minuten nach der Begruessung sitzen wir inmitten der Familie am Tisch und erhalten ein super Mittagessen und bekommen eine Unterkunft in dem ehemaligen Wohnhaus der Grossmutter.

Und dies ist nur der Anfang von fuenf sehr schoenen Tagen in dem einmaligen Dorf in den griechischen Bergen:

Jeden morgen werden wir in der Waerme der Baeckerei von Kostas empfangen und duerfen nach Herzenlust griechisches Backwerk naschen. Als Gegenleistung machen wir uns an einem Nachmittag daran "deutschen Apfel-Streuselkuchen" nach Mamas Rezept zu backen, der auch direkt grossen Anklang bei der Dorfbevoelkerung findet, und sich vielleicht demnaechst etablieren wird.

Die Atmosphaere in der Baeckerei ist umwerfend, sie scheint nicht nur Baeckerei zu sein, sondern auch Dorftreffpunkt. Es spricht sich schnell herum, dass wir dort sind, so dass der eine oder andere ein freundliches "Guten Tag" hervorzaubert, oder eben wie z.B. Kostas Tante, die uns mit einem enthusiastischen und froehlichen "Bye Bye" begruesst!?

Wir erkunden die Umgebung des Dorfes, nicht nur die Gastfreundschaft ist in Zidsa einmalig, sondern auch die Bauweise einiger Haeuser: Balkon fuer wen??

Eines Sonntags nimmt uns Kostas mit auf eine kleine Kultur-Tour in die Berge. Unterwegs halten wir an einem ueberschemmten Fussballplatz, von dem Karsten unbedingt ein Foto machen moechte. Er ist ca. eine halbe Minute aus dem Auto verschwunden, als wir schon wildes Hundegebell hoeren - ploetzlich sitzt Karsten wieder neben mir und meint: "I don't need a picture anymore", waehrend wir von vier klaeffenden Riesentoelen mit Schaum vorm Mund umrundet werden. Scheinbar reicht es ihnen nicht, das wir eingeschlossen in einem Blechkasten sitzen, nein - sie beissen waehrend der Weiterfahrt in Kostas Reifen bis sie sich schliesslich jaulend verziehen nachdem einer angefahren worden ist. Gott sei Dank haben wir die Tollwut-Impfung und Gott sei Dank waren wir NICHT mit dem Fahrrad unterwegs.

Wir besuchen ein Kloster, machen eine Gradwanderung entlang von Schluchten in eine Einsiedelei und landen am Ende in einem 8-Einwohner-Dorf, wo Kostas den Wirt eines Restaurants kennt. Einer der Koeche sitzt schon am Dorfeingang, und nach kurzer Konversation erzaehlt uns Kostas mit einem Grinsen, dass der Koch rausgeschmissen worden ist fuer heute, weil - zu betrunken. Wir bekommen trotzdem noch fantastisches Essen (!!) vom zweiten Kuechenangestellten, der mindestens genauso betrunken ist und laut Besitzer heute die Teller immer zweimal abspuelt.

Traurig verabschieden wir uns von Zitsa und machen uns auf in Richtung Pelepones.